Zürich – Die Zukunft der Credit Suisse ist entschieden: Die Grossbank UBS wird ihre Konkurrentin für 3 Milliarden Franken übernehmen. Die SNB unterstützt die Übernahme mit einer Liquiditätshilfe von 100 Milliarden Franken an beide Banken. Das gaben der Schweizer Bundesrat sowie Vertreter der beiden Finanzinstitute und der Aufsichtsbehörden am Sonntagabend an einer Medienkonferenz bekannt.
Insgesamt werden die Aktionäre eine UBS-Aktie für 22,48 Aktien der Credit Suisse erhalten, wie den entsprechenden Mitteilungen von UBS und CS vom Sonntagabend zu entnehmen ist. Das entspreche 0,76 Franken je CS-Titel. Zum Vergleich: Die CS Aktie schloss am Freitagabend bei 1,86 Franken, der Börsenwert lag damit zuletzt bei knapp 7,5 Milliarden Franken.
Die Übernahme der zweitgrössten Schweizer Bank durch UBS ist die bedeutendste Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise vor 15 Jahren. Vorausgegangen war ein das ganze Wochenende dauernder Verhandlungsmarathon, an dem die Beteiligten der beiden Banken sowie Spitzenvertreter von Politik und Aufsichtsbehörden teilgenommen hatten.
Garantien des Bundesrats
Die Credit Suisse habe das Vertrauen der Finanzmärkte verloren, sagte der Bundespräsident Alain Berset an der kurzfristig anberaumten Medienkonferenz. Die Übernahme durch die UBS sei die beste Lösung, um das Vertrauen wiederherzustellen.
Die Liquiditätshilfe der SNB diene dazu, die Liquidität der Credit Suisse und damit auch eine erfolgreiche Umsetzung der Übernahme zu gewährleisten, heisst es in einer Mitteilung des Bundesrates. Die Landesregierung hat für die SNB auch ein Konkursprivileg für die zusätzlichen Liquiditätshilfen geschaffen. Darüber hinaus gewährt sie der SNB eine Ausfallgarantie für Liquiditätsdarlehen.
Risikogarantie über 9 Mrd Franken
Um allfällige Risiken für die UBS zu reduzieren, spricht ihr der Bund zudem eine Garantie im Umfang von 9 Milliarden Franken zur Übernahme von potenziellen Verlusten aus. Diese gelten für bestimmte Aktiven, die die UBS im Rahmen der Transaktion übernimmt.
Diese Verlustgarantie gilt für ein ganz spezifisches Portfolio, das die UBS von der CS übernimmt. Diese 9-Milliarden-Garantie kommt zudem nur zum Tragen, wenn die Verluste der UBS 5 Milliarden Franken übersteigen. Die UBS habe eine Due-Diligence-Prüfung der Credit Suisse durchgeführt, allerdings aufgrund der drängenden Zeit nicht in der notwendigen Tiefe, sagt Finanzministerin Karin Keller-Sutter an der Medienkonferenz des Bundes am Sonntagabend.
CS muss Zins zahlen
Der Bundesrat habe aber auch Vorkehrungen getroffen, um die Risiken für den Bund so klein wie möglich zu halten. So müsse die Credit Suisse dem Bund und der SNB je eine Risikoprämie, dem Bund für die Bereitstellung der Ausfallgarantie eine Bereitstellungsprämie sowie der SNB einen Zins entrichten. Zusammen mit dem Konkursprivileg resultiere daraus ein geringes Ausfallrisiko für den Bund.
Zusammen mit den bei der Credit Suisse vorhandenen Liquiditätsreserven könne die Liquidität der Credit Suisse umfassend gewährleistet werden, hiess es. «Mit diesem Massnahmenpaket bekräftigt der Bundesrat seine Bereitschaft, die notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um die Einleger und die Stabilität des Finanzplatzes Schweiz zu schützen», heisst es in der Mitteilung.
Ende einer dramatischen Woche
Die beiden Banken waren von der Politik und den Aufsichtsbehörden offenbar zum Zusammenschluss gedrängt worden. Der Bundesrat hatte in den vergangenen vier Tagen drei Sitzungen lediglich zu diesem Thema abgehalten. Der Bundesrat begrüsse und unterstütze nun die Übernahme der CS durch die UBS.
Die Rettungsaktion folgt auf eine dramatische Woche für die Credit Suisse. Die Aktien der Grossbank waren bereits zum Wochenbeginn im Umfeld der Krise der US-Regionalbanken klar unter Druck geraten. Nach ungeschickten Äusserungen des saudischen Grossaktionärs sackten die CS-Aktien Mitte der Woche um bis zu 30 Prozent ab.
Die CS hatte zuletzt auch wieder massive Geldabflüsse hinnehmen müssen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bot am Mittwochabend an, der Gruppe «im Bedarfsfall» Liquidität zur Verfügung zu stellen. Nur wenige Stunden später nahm die Bank die ausgestreckte Hand an und lieh sich bis zu 50 Milliarden Franken von der Notenbank. Auch die Liquiditätsspritze hatte die Lage aber nicht zu beruhigen vermocht. (awp/mc/ps/pg)