Finanzskandal und Geschäftseinbruch: RBS schreibt Verlust

Alison Rose übernimmt ab 1. November 2019 die Geschicke der Royal Bank of Scotland. (Foto: RBS)

Edinburgh – Der Finanzskandal um unnötige Restschuldversicherungen und ein Geschäftseinbruch haben die verstaatlichte Royal Bank of Scotland (RBS) im Sommer überraschend in die roten Zahlen gerissen. Unter dem Strich stand im dritten Quartal ein Verlust von 315 Millionen britischen Pfund (364 Mio Euro), wie das Geldhaus am Donnerstag in Edinburgh mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte die Bank hier noch 448 Millionen Pfund verdient.

An der Börse kamen die Nachrichten schlecht an. Für die RBS-Aktie ging es kurz nach Handelsstart in London um rund drei Prozent abwärts. Seit Jahresbeginn hat das Papier rund fünf Prozent an Wert gewonnen. Mit einer Marktkapitalisierung von 27,5 Milliarden Pfund ist die RBS an der Börse immerhin mehr als doppelt so viel wert wie die Deutsche Bank .

Im dritten Quartal musste die RBS 900 Millionen Pfund für Schadensersatzzahlungen an Kreditnehmer zurücklegen. Von dem Skandal um unnötig verkaufte Restschuldversicherungen beim Abschluss eines Kredits (Payment Protection Insurance – PPI) sind praktisch alle britischen Banken betroffen.

Ertragseinbruch bei RBS-Tochter National Westminster Bank
Auch sonst lief es bei der Bank nicht gut – was vor allem an ihrer Tochter National Westminster Bank (NatWest) lag. Deren Erträge im Kerngeschäft brachen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 44 Prozent ein. Die trüben Aussichten für die Weltwirtschaft und der Verfall der Anleiherenditen hätten auf das Zinsgeschäft gedrückt, erklärte das Management. Der Quartalsverlust der Tochter allein summierte sich auf 193 Millionen Pfund.

Der Geschäftseinbruch bei der Tochter ging auch am Gesamtkonzern nicht spurlos vorüber. Die Erträge der RBS fielen mit 2,9 Milliarden Pfund gut ein Fünftel niedriger aus als ein Jahr zuvor. Der operative Verlust lag bei 8 Millionen Pfund. Analysten hatten hingegen mit einem deutlichen Gewinn gerechnet.

Die Bank hatte im August bereits ihre zuvor für das Jahr 2020 gesetzten Ziele verschoben. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass die fürs kommende Jahr angepeilte Rendite auf das eingesetzte Kapital von 12 Prozent sowie eine Kostenquote von weniger als 50 Prozent erreicht würden, hatte das Management damals erklärt.

Neue Chefin
Zum 1. November bekommt die RBS erstmals eine Chefin. Alison Rose, bisher Vizechefin von NatWest, übernimmt dann die Konzernführung von Ross McEwan, der im April seinen Rückzug angekündigt hatte. McEwan hatte die Bank, die einer der grössten Sanierungsfälle der Branche nach der Finanzkrise war, seit seinem Antritt im Jahr 2013 wieder auf eine finanziell solidere Basis gestellt. 2018 verdiente die Bank das zweite Jahr in Folge Geld.

Zuvor hatte die RBS jahrelang in den roten Zahlen gesteckt. Insgesamt hatte die Grossbank infolge der Finanzkrise, fragwürdiger Geschäftspraktiken, wilder Spekulationen und einer missglückten Übernahme einen Verlust von rund 58 Milliarden Pfund angehäuft. Der britische Staat hatte im Krisenjahr 2008 insgesamt 45,5 Milliarden Pfund in die Bank gepumpt, um sie zu retten.

Nachdem die Regierung ihren Anteil etwas zurückfahren konnte, hält der Staat noch gut 62 Prozent der Anteile. Das Aktienpaket ist derzeit rund 17 Milliarden Pfund wert und damit weit davon entfernt, um der Regierung einen verlustfreien Ausstieg zu ermöglichen. Bei der Konkurrentin Lloyds , die in der Finanzkrise ebenfalls mit Steuergeld gerettet werden musste, konnte sich der Staat inzwischen wieder zurückziehen – und das sogar mit einem Gewinn. (awp/mc/ps)

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