FinGuide: Private Banking – Anbieter wechseln wie Krankenkasse?
Horgen – Es ist ein bekanntes Ritual: Wenn die neuen Krankenkassenprämien im Herbst jeweils bekanntgegeben werden, wechseln zwischen 8% und 9% der Kunden den Anbieter. Der grosse Vorteil für die Kunden besteht darin, dass sie genau wissen, wie viel welcher Anbieter im Folgejahr verlangen wird. Schwieriger zu beurteilen ist die Qualität eines Krankenversicherers, aber es gibt zumindest öffentlich verfügbare Zahlen zur Kundenzufriedenheit. Die Leistungen der Grundversicherung sind zudem gesetzlich definiert und deshalb überall gleich. Preis und Kundenzufriedenheit sind die wesentlichen Kriterien, auf Grund derer Kunden ihre Krankenkasse wechseln.
Wie sieht das im Private Banking aus? Am Anfang des Jahres versenden die Banken die Depotauszüge, die Auskunft über die im Vorjahr erreichte Performance geben. Nun müsste man eigentlich erwarten, dass die Kunden die Performance beurteilen und bei Unzufriedenheit zu einem Anbieter mit besserer Performance wechseln. So könnte der Markt spielen, die besseren Anbieter könnten Kunden gewinnen und die schlechteren müssten Kunden verlieren.
Bekanntlich passiert das nicht. Weshalb eigentlich?
1. Die Beurteilung der Leistung ist schwierig. Gerade in einem Geschäft, in dem jede Anlagestrategie als persönlich und einzigartig verkauft wird, weiss der Kunde kaum, womit er seine Performance vergleichen soll.
2. Kaum ein Anbieter gibt seine erreichten Performancezahlen öffentlich bekannt. Dies, obwohl alle Banken und Vermögensverwalter mit Musterstrategien arbeiten und diese Performances durchaus vergleichbar wären. Es fehlt also an Vergleichsgrössen.
3. Zwischen Berater und Kunde herrscht eine grosse Informationsasymmetrie. Wenn Berater eine schlechte Performance begründen, klingt das für die Kunden immer so, als habe die Bank alles richtig gemacht.
4. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ein schlechtes Jahr kommt bei jedem Anbieter vor. Im Gegensatz zu den Krankenkassenprämien ist aber die Performance des nächsten Jahres immer unbekannt. Man kann also hoffen, es werde jetzt besser.
5. Wechseln ist mühsam. Die Regulierungsdichte im Bankgeschäft sorgt dafür, dass die Eröffnung einer neuen Bankbeziehung ein Formularkrieg geworden ist. Die Anbieter tragen mit ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die eigentlich niemand akzeptieren möchte, auch noch selber etwas dazu bei.
Das Resultat? Im Gegensatz zu den Krankenkassen werden Private-Banking-Anbieter kaum gewechselt. Die unzufriedenen Kunden machen die Faust im Sack und bleiben, wo sie sind. Anbieter, die über Jahre hinweg schlechte Leistungen abliefern, überleben.
Sie denken jetzt vielleicht, dass die jährliche Performance nicht der einzige Grund sein kann, weshalb die Bank oder der Vermögensverwalter gewechselt werden soll. Das ist natürlich richtig, es gibt viele weitere Kriterien, die den Kunden wichtig sein können. Allerdings herrscht auch bei diesen Kriterien weitgehende Intransparenz, so dass der Anreiz, zu wechseln, nochmals kleiner ist.
Was also ist zu tun, wenn der Depotauszug ein flaues Gefühl im Magen hinterlässt?
Die aufwändige Variante ist die, dass man sich Zeit nimmt und sich in die Materie einarbeitet. Die Performancezahlen können mit Strategiefonds, die eine ähnliche Anlagestrategie verfolgen, verglichen werden. Da bei den Anlagestrategiefonds die gleiche «Hausmeinung» wie bei der Vermögensverwaltung zum Zuge kommt, kann man sich so eine Vorstellung davon machen, welcher Anbieter eher besser oder schlechter performt hat. Auch kann man so die Leistungen über mehrere Jahre vergleichen und beurteilen.
Die einfache Variante besteht darin, einen Spezialisten beizuziehen, der verschiedene Banken und Vermögensverwalter kennt und weiss, wie deren genaues Angebot und die Performance aussieht. Zu diesem Zweck wurde die FinGuide AG 2017 gegründet. Dieses Start-up berät Kunden mit einem Mindestvermögen von CHF 500’000 kostenlos und dennoch neutral bei der Wahl des passenden Anbieters. Kostenlos, weil FinGuide von demjenigen Anbieter entschädigt wird, für den sich der Kunde entscheidet. Neutral, weil diese Entschädigung bei allen Anbietern exakt gleich hoch ist. Es wird nun spannend zu beobachten sein, ob die Wechselbereitschaft von Private Banking Kunden mit diesem neuen Angebot steigt. (FinGuide/mc/ps)