Zürich – Der neue Finma-Direktor Urban Angehrn warnt vor Täuschungen bei Nachhaltigkeits-Finanzprodukten. «Das Greenwashing-Problem ist real», sagte Angehrn im Interview mit der NZZ vom Donnerstag.
«Greenwashing» steht für einen Etikettenschwindel bei Finanzprodukten, die als «grüner» angepriesen werden, als sie sind. Durch den starken Aufschwung von Klimaprodukten in der Finanzbranche haben auch die Anreize dafür zugenommen. Es biete sich an, neue Produkte zu kreieren, so der seit Anfang November amtierende Direktor der Finanzmarktaufsicht Finma. «Wir haben Fälle von Täuschungen gesehen.» Die Finma sei auch verschiedentlich eingeschritten, doch das könne sie nur bei Täuschungen machen.
Im Gesetz und in Verordnungen gebe es kein explizites Greenwashing-Verbot. Laut Angehrn ist der Gesetzgeber gefragt, hier die entsprechenden Regelungen zu erlassen. «Man kann sich durchaus fragen, und diese Frage geht an den Gesetzgeber, ob man nachlegen sollte.» Auf der einen Seite gehe es um das Design, die Herstellung und Transparenz der «nachhaltigen» Anlageprodukte, andererseits um die Kundenberatung.
Grossbanken im Fokus
Weiter äusserte sich Angehrn auch zur Regulierung der Grossbanken. Der Eindruck, die Finma greife bei kleinen Banken härter durch als bei grossen, täusche. «Wo das Risiko gross ist, werden mehr Ressourcen eingesetzt», sagte der Bankenaufseher. «Entsprechend erhalten die grossen Institute die meiste Aufmerksamkeit.» Die vergangenen Monate hätten gezeigt, dass die Finma bei Missständen eingreife, gerade auch bei grossen Firmen.
Alle Hände voll zu tun hatte die Aufsicht vor allem mit der Credit Suisse. Trotz immer neuer Skandale zeigte sich Angehrn überzeugt, dass «unsere Anstrengungen über die Zeit Wirkung zeigen.» (awp/mc/ps)