Zürich – Der neue Finma-Chef Stefan Walter plädiert für eine schärfe Kontrolle sogenannter Schattenbanken. Zudem bekräftigte er seine Haltung zu bereits geforderten verschärften Aufsichtskompetenzen: Die Schweizer Finanzmarktaufsicht solle früher eingreifen und Missstände beheben dürfen.
«Wir müssen unter anderem dafür sorgen, dass die Regulierung auch bankartige Kreditintermediation ausserhalb des Bankensektors erfasst», sagte Walter am Mittwoch am Bundesbank-Symposium in Frankfurt laut Redetext.
Als Schattenbanken werden Finanzfirmen bezeichnet, die ähnliche Geschäfte wie Banken betreiben, allerdings nicht so strikt reguliert werden.
Letztlich seien es die Banken gewesen, die das sogenannte Schattenbanken-System aufgebaut und finanziert hätten, sagte Walter. Und viele Krisen der Vergangenheit seien vom Bankenbereich entweder direkt finanziert oder verstärkt worden, betonte er.
Auch Kryptos rücken in den Fokus
Walter schlägt daher vor, dass die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) die Kreditintermediation bei den sogenannten «Non Bank Financial Institutions» global statistisch erfasst. Diese Daten seien im Moment der «grosse Blind-Spot» im Bestreben der Behörden, Finanzkrisen vorzubeugen.
«Darauf abgestützt können die Regulatoren dann besser den Perimeter der Regulierung bei der sich wandelnden Kreditintermediation anpassen», sagte Walter. «Wenn wir bankartige Kreditvergabe mit Fristentransformation und Hebel ausserhalb des Bankensektors sehen, muss die Regulierung angepasst werden, um zukünftigen Krisen vorbeugen zu können», sagte er.
Dabei denkt Walter vor allem an direktere regulatorische Ansätze. Nach der LTCM-Krise im Jahr 1998 habe man es mit einer indirekten Regulierung versucht. «Dann kam aber zum Beispiel Archegos», sagte er.
«Heute sehen wir wachsende Verflechtungen von Banken mit Private-Equity-Gesellschaften und Credit-Funds», sagte der Finma-Chef weiter. In der Zukunft müssten die Behörden zudem vermutlich auch Verflechtungen zwischen Banken und Krypto-Unternehmen vermehrt auf dem Radar haben.
Frühintervention ist wichtig
Ferner bekräftigte Walter seine Forderung nach der Möglichkeit für die Finma, frühzeitig eingreifen und Missstände beheben zu können. «Auf der Basis einer starken Regulierung müssen wir die qualitative Aufsicht und die Frühintervention vorantreiben.»
Das gelte vor allem dort, wo die Probleme bei Banken in der Regel begännen: nämlich bei Schwächen in der Risikokultur, der Governance und der Geschäftsmodelle. Eine «volle» Palette von Instrumenten und Kompetenzen sei nötig, um beim ersten Auftreten von Problemen effektiv sein zu können.
«Es ist nicht die Rolle der Aufsicht, eine Bank zu führen oder das Geschäftsmodell zu bestimmen», sagte Walter weiter. Aber die Aufsicht müsse erkennen können, wenn eine schlechte Risikokultur oder Governance oder ein schlechtes Geschäftsmodell die Sicherheit des Instituts immer mehr gefährdeten.
Dem Finma-Chef schwebt eine Reihe von sogenannten «Red Flags» vor. Häufen sich diese, sei das ein Hinweis darauf, dass die Risikokultur, die Governance oder das Geschäftsmodell nicht richtig funktionierten.
«Red Flags» könnten laut Walter etwa ein Verwaltungsrat ohne die nötigen Kompetenzen im Verhältnis zum Geschäftsmodell sein oder eine dominierende CEO-Person ohne genügende Checks und Balances. Auch mangelnder Respekt vor der Regulierung und der Aufsicht sind für Walter ein «rotes Tuch». (awp/mc/pg)