Zürich – Die Korruptionsaffäre rund um den Staatsfonds von Malaysia (1MDB) hat für weitere Schweizer Institute Konsequenzen. Zum einen muss die Falcon Private Bank als zweite Schweizer Bank nach der BSI auf Geheiss der singapurischen Aufsicht (MAS) ihre Tore im Stadtstaat schliessen und eine Busse zahlen, der Leiter der Niederlassung ist verhaftet worden. Zum andern wurde auch die UBS von der MAS zu einer Busse verdonnert. Falcon wird zudem von der Finma sanktioniert.
Die Monetary Authority of Singapore (MAS) und die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) stellen in ihren am Dienstag veröffentlichten Untersuchungsberichten bei Falcon im Zeitraum von März 2013 bis Mai 2015 (Untersuchungszeitraum MAS) respektive von 2012 bis Sommer 2015 (Untersuchungszeitraum Finma) schwerwiegende Mängel in der Geldwäschereibekämpfung und im Risikomanagement fest. Ins Fadenkreuz der Aufsichtsbehörden geraten sei die Privatbank, die zur Investmentgesellschaft Aabar aus Abu Dhabi gehört, aufgrund von Hinweisen auf Verstösse gegen Geldwäschereibestimmungen, wie die Finma in ihrer Mitteilung schreibt.
Warnungen von Mitarbeitern ignoriert
Zur Last gelegt werden der Bank, dass sie Geschäftsbeziehungen, insbesondere zu politisch exponierten Personen (PEP), sowie Transaktionen mit erhöhten Risiken wiederholt ungenügend abgeklärt hat. Auch habe sie es unterlassen, die Risiken angemessen zu analysieren und zu überwachen, dies obwohl verschiedene Mitarbeiter gegenüber ihren Vorgesetzten erheblich Bedenken verlauten liessen. Falcon hat gemäss der Finma «in schwerer Weise» gegen die Anforderungen an die Gewähr für eine einwandfreie Geschäftstätigkeit verstossen.
Zwei Vertreter der Eigentümer der Bank im Verwaltungsrat hatten die Geschäftsbeziehungen mit der 1MDB-Gruppe sowie mit den in ihrem Umfeld stehenden Personen initiiert. Die beiden Verwaltungsräte hätten dabei «eigene, illegitime Zwecke» verfolgt, heisst es weiter. Sie sind inzwischen nicht mehr im Gremium der Bank.
Aufgrund der Verstösse entzieht nun die MAS der Falcon Bank die Lizenz in Singapur und verhängt eine Busse in der Höhe von 4,3 Mio SGD (3,1 Mio CHF). Zudem ist Jens Sturzenegger, der Leiter der dortigen Niederlassung, durch das Commercial Affairs Department verhaftet worden.
Gewinne eingezogen
Die Finma wiederum zieht Gewinne von 2,5 Mio CHF ein. Ausserdem verbietet die Schweizer Aufsicht der Bank, neue Geschäftsbeziehungen mit politisch exponierten Personen aus dem Ausland für drei Jahre. Im Wiederholungsfall droht der Entzug der Bewilligung. Gegen zwei ehemalige Funktionsträger der Bank hat die Finma Enforcementverfahren eröffnet. Um wen es sich dabei handelt, gibt sie wie immer bei solchen Verfahren nicht bekannt. Aber auch Falcon-CEO Walter Berchtold konnten anlässlich einer Medienkonferenz am Dienstag keine Namen entlockt werden.
Die Finma hält der Bank aber zugute, dass sie zwischenzeitlich eine personelle Neuausrichtung im Verwaltungsrat und in der Geschäftsleitung vorgenommen und verschiedene Korrekturmassnahmen eingeleitet hat. Zudem verfügt die Finma über keine Anhaltspunkte, dass andere Verwaltungsratsmitglieder von Falcon in diese Angelegenheiten involviert gewesen waren oder dass dieses Verhaltensmuster innerhalb der Bank weiter verbreitet war.
Für Berchtold ist das Verdikt der MAS bedauerlich und auch enttäuschend. Die Bank wolle sich nun auf die Standorte in Zürich, London, Abu Dhabi und Dubai fokussieren. Gemäss dem CEO steht Aabar hundertprozentig hinter Falcon und plane zum gegenwärtigen Zeitpunkt keinen Verkauf von Falcon.
UBS zeigt sich reuig
Die Grossbank UBS, die von der MAS mit 1,3 Mio SGD gebüsst wird, zeigt sich in einer Stellungnahme reuig. «Wir sind enttäuscht, dass wir nicht mehr getan habe, um dies früher zu entdecken und zu rapportieren», so das Institut. Bezüglich der Personen, die für die Verfehlungen verantwortlich seien, wolle die UBS zudem «angemessene Massnahmen» ergreifen. Im Übrigen wurde auch die singapurische Grossbank DBS in der gleichen Sache mit 1,0 Mio SGD gebüsst.
Im Mai war bereits der Tessiner Bank BSI im Zusammenhang mit 1MDB die Lizenz in Singapur entzogen worden. Die Finma liess zu, dass der Betrieb nicht eingestellt wurde, weil die Bank ohnehin von EFG übernommen werden sollte. Sie forderte aber nach der Integration die vollständige Auflösung der vorherigen Strukturen. (awp/mc/upd/ps)