Zürich – Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) war im vergangenen Jahr stark gefordert und hat schwere Fälle von Marktmanipulation und Insiderhandel geahndet. Auch im Bereich der Geldwäschereibekämpfung war sie erneut mit mehreren Enforcementfällen konfrontiert. Zunehmend gefordert ist die Aufsichtsbehörde in der Bekämpfung der Cyberkriminalität und plädiert für eine verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Obwohl der Finma 2017 die Arbeit nicht ausging, hielt die Aufsichtsbehörde am Dienstag vor den Medien Dienstag fest, dass sich die grosse Mehrheit der Finanzinstitute korrekt verhalten habe. Trotzdem habe das Fehlverhalten einiger Weniger die Reputation des Schweizer Finanzplatzes beeinträchtigt.
38 Enforcementverfahren abgeschlossen
Insgesamt schloss die Finma im vergangenen Jahr 1’070 Enforcementgeschäfte ab, verglichen mit 1’101 im Jahr davor, respektive 1’395 im Jahr 2015. Dabei wurden 76 Verfügungen gegen juristisch Personen und 53 gegen natürliche Personen erlassen.
Seit einiger Zeit gehe die Finma im Rahmen des Enforcements verstärkt gegen natürliche Personen vor, sagte Finma-Direktor Mark Branson. Mit dem Vorgehen, verstärkt Personen für Vergehen verantwortlich zu machen, verspreche sich die Finma eine präventive Wirkung.
Abgeschlossen wurden wie im Vorjahr 38 Enforcementverfahren. Darunter jenes mit Coutts im Januar und JP Morgan (Suisse) im Juni. Ende Jahr waren noch 43 Enforcementverfahren offen.
Zum laufenden Verfahren in der Sache Raiffeisen sei die Finma nahe an einem Abschluss, sagte Branson. Einen genauen Termin wollte er indes nicht nennen.
100 Cyber-Angriffe auf E-Banking pro Tag
Sorgen bereitet dem Finma-Direktor die Cyber-Kriminalität. Das Risiko für Cyber-Attacken steige mit der zunehmenden Digitalisierung. «Cyber-Angriffe sind das grösste operationelle Risiko für das Finanzsystem geworden,» warnt Branson.
Jüngste Statistiken von Melani (Melde- und Analysestelle Informationssicherung) würden dabei zeigen, dass zwei Drittel aller Angriffe den Finanzsektor betreffen. Täglich würden bis zu 100 Angriffe auf E-Banking-Lösungen in der Schweiz gefahren.
Mehr Zusammenarbeit
Zwar scheinen laut Branson die Schweizer Institute gut gegen Cyber-Attacken gerüstet zu sein. Aber das beste Abwehrsystem sei nur so gut wie das schwächste Glied. Die Finma appelliert daher, mehr in diesem Bereich zu tun. Sie selbst ist ihrem Ruf bereits gefolgt und hat entsprechendes Knowhow aufgebaut. Doch genügend getan sei damit nicht, betonten die Aufseher.
Branson plädierte dafür, den interdisziplinären Austausch innerhalb des öffentlichen Sektors und mit der Branche bezüglich Cyber-Risiken noch deutlich auszubauen. Andere Länder wie etwa Grossbritannien und die USA seien einen Schritt weiter und könnten beispielsweise Cyberkompetenz-Zentren oder systemweite Überwachungen sicherstellen.
Die neue Geschäftsmodelle, insbesondere jene rund um Kryptowährungen würden sowohl Chancen, aber auch Risiken für die Kunden und die Finanzinstitute bergen. Ziel der Finma sei es, dass Innovatoren für einen gesunden Wettbewerb sorgen, die Integrität des Finanzplatzes aber geschützt bleibe.
Im Bereich der Regulierung und des Prüfwesens initiierte die Finma Arbeiten, welche die Proportionalität der Regulierung und Aufsicht weiter stärken. Hier standen regulatorische Erleichterungen für kleinere und weniger riskante Finanzinstitute im Zentrum. (awp/mc/ps)