FinTech: Evolution im Finanzmarkt

Von Martin Raab, Derivative Partners AG, www.payoff.ch

Start-Ups und Innovatoren bringen im Zahlungsverkehr, bei Krediten und in der Anlageberatung frischen Wind in klassische Geschäftsmodelle. Doch einiges im Bereich FinTech scheint oft mehr heisse Luft als wirklich bahnbrechend. Derivative Partners geht mit dem Relaunch von payoff im Bereich Strukturierte Produkte und ETFs pragmatisch an das Thema: «Liefere statt lafere».

Egal ob im Silicon Valley, London oder dem Weltwirtschaftsforum in Davos: FinTech dominiert als Zauberwort, das alle im Munde führen, die Innovation verkörpern möchten. Hinter dem feschen Stichwort verbirgt sich inzwischen ein Sektor, in den derzeit rund USD 16 Mrd. an Risikokapital investiert wurden. Tendenz steigend. Unter FinTech werden digitale, webgestützte Dienste verstanden, mit deren Hilfe im Bereich Zahlungsverkehr Kredite, Anlageberatung und Trading besser, schneller und günstiger gemacht werden. Wenig verwunderlich, dass die neuen Techniken die Fantasie beflügeln – selbst die von gestandenen Veteranen wie dem Briten John Cryan, Co-Vorstandschef der Deutschen Bank. Dieser prophezeite kürzlich gar, dass «Bargeld binnen eines Jahrzehnts verschwinden wird». Branchenkollege Brian Moynihan von der Bank of America Gruppe sagte am WEF, sein Unternehmen gebe mittlerweile «drei Milliarden Dollar im Jahr für Codierung aus». FinTech wird eben inzwischen nicht nur mehr in kalifornischen Garagen praktiziert, sondern auch hinter den Kulissen etablierter Finanzunternehmen. «Manche Zeitgenossen glauben, nur weil sie ein cooles T-Shirt anhaben und FinTech fehlerfrei aussprechen können, ist ihre zwei Tage junge Website zehn Millionen Dollar wert» kritisiert ein Venture Capital Investor. «Heisse Luft ja, aber noch keine Blase» führt der Mittvierziger weiter aus.

Geniestreich oder simples Business?
Hokus Pokus und Schlagzeilen produzieren freilich aufregende Anbieter, die sich gerne als «Disruptors» präsentieren. Revolutionäre Weltveränderer. So propagiert der US-Anbieter Robin Hood, ein FinTech-Start-Up aus Palo Alto, Wertschriftenhandel ohne Gebühren. Eine Revolution im Brokeragegeschäft? Fast. Bei genauem Hinsehen ist die Taktik simpel: Robin Hood versucht so viel wie möglich an Wertschriften und Cash in seinen Kundendepots zu parken und verdient in der Wertschriftenleihe und im Kreditgeschäft sein Geld. Wie hoch der Kreditzins ist, bleibt natürlich im Dunkeln und wird nicht publiziert. Immerhin haben die beiden Gründer mit russischen bzw. indischen Wurzeln schon USD 66 Mio. an Venture-Capital mobilisiert und 34 Vollzeitstellen geschaffen. Andere Beispiele aus dem Bereich Vermögensverwaltung («Robo-Advisors») sind u.a. Wealthfront und Betterment. Diese FinTechs propagieren, dass Anleger nach wenigen Fragen zur Selbsteinschätzung das optimale Portfolio gebaut bekommen – dank «einzigartigem Algorithmus». Das klingt für Anlageanfänger sensationell verlockend. Die Portfoliokonstruktion könnte allerdings auch ein aufgeweckter Bank-Azubi auf die Beine stellen. Immerhin muss der Kunde bei Wealthfront nur 0,25% pro Jahr vom verwalteten Vermögen an Gebühren bezahlen. Zusätzlich kommen die Management-Fees der jeweiligen Emittenten. Bei Betterment kontert man mit lediglich 0,15% Jahresgebühr, der Modus operandi ist vergleichbar mit Wealthfront. Warum FutureAdvisor (Jahresgebühr 0,5%) vom Giganten BlackRock letztes Jahr für rund USD 150 Mio. gekauft wurde, weiss wohl nur ein kleiner Kreis an Insidern. Bis dato ist das öffentliche Angebot eher unspektakulär. Anspruchsvolle Anleger, vor allem solche mit internationalem Investmenthorizont, lassen derartige FinTechs nach wie vor kalt.

Lendingplattformen teils lukrativ
Heisser aus kommerzieller Sicht sind beispielsweise auf Kreditvergabe bzw. Kreditvermittlung («Peer-to-Peer Lending») fokussierte FinTechs wie Lending Club, SoFi, OnDeck, Smava oder Lendico. Erstgenannter Anbieter stammt aus den USA und hat Ende 2014 an der NYSE mit dem IPO debütiert und ist immer noch USD 3 Mrd. wert – trotz desaströsem Kursverlauf. Dennoch sind in den USA die Finanzierungsspreads sehr lukrativ. So werden z.B. USD 6‘100 für 9,98% p.a. offeriert, wer tiefe Bonitätsnoten hat, zahlt auch mal 18% p.a. Das ist Musik in den Ohren von Investoren. Allein in 2015 wurden nach Zahlen von Pitchbook USD 7.6 Mrd. an Venture-Capital weltweit in FinTechs investiert. Ein Zuwachs von 61% gegenüber 2014 und 400% gegenüber 2013. Auch in der Schweiz gibt es einige Angebote im Kreditbereich, aber zu deutlich tieferen Margen. Jüngstes Kind ist lend.ch. Dort ist der Ex-Leiter Strukturierte Produkte der ZKB, Florian Kübler mit an Bord. Er kennt sich mit Peer-to-Peer Lending aus und hat bereits eine Stundenkreditplattform lanciert. Nicht weniger in Mode ist alles rund um das klassische Crowdfunding, der ursprünglichen Art des Peer-to-Peer Lending. Dort pitchen Erfinder oder Gründer ihre Ideen und die Masse kann sich mit kleinen bis mittleren Geldbeträgen in die jeweiligen Start-Ups einkaufen. Eine Art simplifizierter Anlagefonds.

«Manche glauben, ein cooles T-Shirt und FinTech fehlerfrei aussprechen genügt – und ihre zwei Tage junge Webseite ist zehn Millionen Dollar wert.»

Die Angebote dort erreichen inzwischen Rekordniveau. Kickstarter.com hat es einmal vorgemacht, Hunderte Plattformen folgen – auch in der Schweiz. Immerhin knapp CHF 16 Mio. wurden hierzulande gemäss der Swiss Crowdfunding Study mit Kredit- und Anlagetransaktionen generiert. Auch hier ist die Tendenz stark steigend.

Vom Investmentbanker zum Logistik-Star
Eine andere Richtung ist Sebastian Steinhauser gegangen. Der ehemalige Head Schweiz bei Banco Santander UK hat den Vertrieb von Strukturierten Anlagelösungen zwischen St. Gallen und Genf gegen die Gründung eines Start-Ups in London getauscht. Als CEO von parcelly revolutioniert der Ex-Investmentbanker gerade den britischen Versandhandel. Auf der Insel werden jährlich eine Milliarde Pakete und Päckchen aus Onlinebestellungen verschickt – 100 Millionen kommen nicht auf Anhieb an. Klappt der erste Zustellversuch der Sendung nicht, verliert der Verkäufer Geld und der Empfänger ist genervt. «Im Jahr 2014 hat das allein britische Versandhändler rund GBP 700 Millionen gekostet. Dank parcelly können die Briten nun ihre Onlineeinkäufe dort aufpicken, wo es für sie am bequemsten ist. Auf dem Hin- oder Heimweg zur Arbeit, in der Mittagspause im Supermarkt oder am Wochenende beim Bäcker» erklärt Steinhauser. Rund 300 Pick-Up Lokationen mit Schwerpunkt London gibt es bereits. Bald kommen Hunderte dazu. Und die Nutzerzahlen der parcelly-App steigen ebenfalls rasant. Pro Paket bezahlt der Nutzer zwei Pfund oder 8 Pfund pro Monat als Flatrate. «Wir wachsen stark aber kontrolliert» so der gebürtige Deutsche. Und auch Venture-Capital Investoren elektrisiert das Thema, selbst ein führender Kopf von eBay hat sich schon bei parcelly eingekauft. Die Financial Times erhob Steinhauser bereits im Herbst in der «FT Venture Class of 2015» in den englischen Gründer-Adelstand. «Bekannte, die FinTechs in London gestartet haben ächzen zunehmend. Die Konkurrenz ist dort enorm geworden» so Steinhauser.

Neulancierung des Jahres
Ein erwachsenes FinTech-Unternehmen, aber immer noch mit einem dynamischen Team gesegnet, ist Derivative Partners AG, u.a. die Herausgeberin des payoff magazines. Seit über zehn Jahren im Dienste professioneller Anlegerinformationen zu Strukturierten Produkten und mehr denn je auch mit Expertise und Daten zu Exchange-Traded Funds (ETFs) wurde das bekannte Anlegerportal payoff.ch nun einem kompletten Redesign und einer neuen Technikarchitektur unterzogen. Tag für Tag bringt payoff.ch als Suchmaschine für Strukis und ETFs Anleger gemäss ihren Anlagewünschen rasch und zielsicher zum entsprechenden Produkt. Diese Suche umfasst an der SIX Structured Products Exchange bzw. SIX Swiss Exchange kotierte Angebote, sowie auch solche, die bei der OTC-Plattform SwissDOTS handelbar sind. Beim Relaunch wurde an Bewährtem festgehalten, sämtlicher Ballast wurde bewusst abgeworfen. So sind Klassiker wie die Umsatzspitzenreiter, Movers sowie die jüngsten Barriere-Events nach wie vor unter der Rubrik «Märkte» einsehbar. Ein Evergreen ist unter «Produkte» der Produktfinder. Dort kann entweder nach Basiswert oder direkt Produkt gesucht werden – dies gilt für Strukis als auch ETFs! Per praktischem Schieberegler kann direkt geswitcht werden. Besonderes Highlight ist die neu integrierte Best Buy-Liste in der Rubrik «Anlegen». Dort finden Investoren die besten für ihre jeweilige Markteinschätzung passenden Strukturierten Produkte. Das Universum der Best Buy-Liste umfasst europäische und US-amerikanische Standardwerte.

Partnerangebote und Responsiveness
Deutlich besser und optisch sehr hochwertig ist auch die Präsentation der Partner gelungen: Neuerdings finden Anleger unter der Rubrik «Partner» alle relevanten Informationen zu den auf payoff vertretenen Emittenten, inklusive dezidiertem Produktangebot und dem viel genutzten Zeichnungskalender des jeweiligen Partners. Wer welche Angebote offeriert, kann auch nach Produkttyp sortiert werden. Neben den Produktdaten je Emittent ist es den payoff-Partnern künftig auch möglich, aktuelle, multimediale News dort einzupflegen und die Anlegerschaft entsprechend informiert zu halten. Für direkte Fragen oder Anliegen sind in der Partner-Rubrik auch alle Kontaktangaben des jeweiligen Emittenten zu finden. In punkto Nutzerverhalten hat Derivative Partners den stetigen Trend der mobilen Nutzung, via Smartphone oder Tablet, erkannt und umgesetzt: Das gesamte Angebot von payoff.ch ist jetzt responsive aufgesetzt. Sprich es passt sich automatisch dem jeweiligen Endgerät an. Das ist nicht nur für die redaktionellen Angebote auf payoff.ch interessant, sondern auch für die Produktsuche. Egal ob man im Silicon Valley unterwegs ist oder am Computer in Davos sitzt: Sämtliche Angebote des Anlegerportals payoff.ch passen jetzt in jedes Format!

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