Fisch Asset Management: Corona-Massnahmenlockerungen in Asien bieten noch Potenzial
Von Thomas Fischli Rutz, Head Corporate Bonds Emerging Markets, bei Fisch Asset Management in Zürich
„Während sich in Europa das Leben mittlerweile weitgehend wie vor der Pandemie abspielt, kämpft Asien zum Teil mit harten Massnahmen weiter gegen Covid-19. In der chinesischen Finanzmetropole Shanghai befinden sich derzeit beispielsweise rund 26 Millionen Menschen im Lockdown. Diese drastische Vorgehensweise überschattet allerdings eine Entwicklung hin zur – wenn auch langsam voranschreitenden – Öffnung im restlichen Südostasien. So empfängt zum Beispiel Thailand seit Anfang Februar wieder quarantänefrei ausländische Touristen per Flugzeug. Die Grenzübergänge zu den Nachbarländern sollen nach über zwei Jahren am 1. Juli wieder geöffnet werden.
Aufgrund der lange vorherrschenden Covid-Nulltoleranz hat Asien noch immer grosses Aufholpotenzial beim Wirtschaftswachstum. Somit ist Asien ohne China auch die einzige Region, bei der der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinen Prognosen für 2022 im Vergleich zum Vorjahr ein weiter anziehendes Wirtschaftswachstum erwartet, nämlich 5,6 Prozent für die so genannten ASEAN-5 (Indonesien, Malaysia, die Philippinen, Thailand und Vietnam) im Vergleich zu 3,1 Prozent für 2021. Konkret betrugen die thailändischen Tourismuseinnahmen im 4. Quartal 2021 nur noch 3,4 Milliarden USD gegenüber 59,8 Milliarden in 2019.
Dieser Nachholbedarf dürfte – analog zu den USA und Europa – insbesondere im asiatischen Konsumsektor attraktive Opportunitäten hervorbringen. Eine interessante Möglichkeit, daran zu partizipieren, bieten Unternehmensanleihen, bei denen sich über einen mittelfristigen Zeithorizont die Risikoprämie verringern dürfte – und somit Anlegern Kapitalgewinne bescheren. Der J.P. Morgan Jaci Consumer Index handelt zurzeit (per 1. April) bei rund 450 Basispunkten und damit über 100 Basispunkte weiter als zum Zeitpunkt des Nach-Corona-Tiefs im Juli 2021. Das Anlageuniversum bietet unserer Einschätzung nach insbesondere in den stark unter Druck geratenen Sektoren wie Immobilien (ausserhalb Chinas) und in der Tourismus- und Freizeitindustrie, darunter Fluggesellschaften, Autovermietungen sowie Hotels & Kasinos, interessante Chancen.
Chinesische Besucher sind für viele Tourismusdestinationen in Asien die anteilsmässig grösste Gruppe. Käme es daher auch in China zu einem Umdenken hinsichtlich der sehr strikten Corona-Massnahmen, auch wenn dies ein gradueller Prozess ist, würde sich dies sowohl in China als auch über die Landesgrenzen hinaus in der gesamten Region sehr positiv auswirken. Eine solche Entwicklung ist zurzeit vom Markt noch nicht eingepreist. Hier können sich Anleger mit einem längeren Anlagehorizont frühzeitig positionieren.“