«Nach dem Kursfeuerwerk der ersten fünf Monate, in denen in US-Dollar denominierte Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern durchschnittlich über sieben Prozent Kurszuwächse erzielten (für Euro-Anleger waren es nach Hedgekosten mehr als fünf Prozent), sind Investoren aktuell nun etwas vorsichtiger eingestellt. Das ist wenig verwunderlich, denn das Makrobild hat sich aus Anlegersicht eingetrübt. Genannt seien die inverse Zinskurve in den USA, der Handelskonflikt zwischen den USA und China, dessen Ausgang offener denn je erscheint, sowie sinkende konjunktursensitive Rohstoffpreise und Schwellenländerwährungen.
Zwar stellt dieses Makrobild auch für die Anlageklasse der Emerging Market Corporates keine Unterstützung dar, doch dafür haben sich die Fundamentaldaten der Unternehmen stark verbessert. Dies widerspiegelt sich besonders eindrücklich bei der Nettoverschuldung und den Liquiditätsreserven. Schon bisher waren Unternehmen aus Schwellenländern in einer sehr guten finanziellen Verfassung, denn ihre Verschuldung ist im Durchschnitt niedriger als die von Unternehmen aus Industrieländern.
Im vergangenen Jahr ging die Schere hier nun noch weiter auseinander. Die Verschuldungsquote von US-Unternehmen verharrte auf hohem Niveau, während jene von Schwellenländerfirmen deutlich zurückging. Letztere liegt per Ende 2018 nur noch beim Faktor 1,5, der sich durch die Nettoschulden im Verhältnis zum bereinigten Betriebsgewinn (Ebitda) ergibt. Dies entspricht nicht nur einem Rückgang von 0,6 im Vergleich zum Vorjahr, sondern auch einem Niveau, welches um den Faktor eins tiefer ist als bei US-Unternehmen (1,5 gegenüber 2,5). Aus Investorensicht werten wir es als sehr positiv, dass sich der Verschuldungsgrad in jedem grösseren Schwellenland – ausser in Indien – verringert hat.
Die Ertragskraft von Schwellenländerunternehmen, die sich ausser bei den Versorgern in jedem Sektor verbesserte, unterstreicht ihre Robustheit. Generelle Marktrückschläge sollten die Anleihen dieser qualitativ hochwertigen Unternehmen entsprechend besser abfedern können. Trotz dieser vorteilhaften Fundamentaldaten bieten beispielsweise Investment-Grade-Anleihen aus den Emerging Markets einen attraktiven Risikoaufschlag von 187 Basispunkten, also knapp zwei Prozent. Währenddessen erhalten Anleger für das Halten europäischer Firmenanleihen, bei denen das Zinsniveau deutlich niedriger liegt als bei ihren Pendants aus den USA, nur einen Aufschlag von 121 Basispunkten (Stand 17.6.2019).
Aktuell sind wir aufgrund des Handelsstreits in Technologienamen untergewichtet, insbesondere solche aus China und auch einigen anderen asiatischen Ländern, die Bauteile an chinesische Hersteller liefern. Dasselbe gilt für die Sektoren Metalle & Bergbau sowie Energie, die unter fallenden Industriemetall- beziehungsweise Ölpreisen leiden. Dagegen favorisieren wir derzeit defensive Titel aus den Bereichen Basiskonsum, Finanzen und Versorger. Auf Länderebene sind wir bei Investments in der Türkei eher vorsichtig. Zwar ergeben sich bei den Corporates auch Opportunitäten, aber aufgrund der immensen Herausforderungen im Land, darunter schwindende Währungsreserven, hohe Abhängigkeit von ausländischem Kapital, Verletzlichkeit bei Währungsvolatilität und politische Unwägbarkeiten, überwiegen die Risiken und eine defensive Positionierung erscheint sinnvoll.
Generell bleiben Emerging Market Corporates aufgrund ihres besseren Rendite-Risiko-Profils gegenüber europäischen und US-Pendants ein langfristig wichtiger Portfolio-Baustein. Dies sollten sich Investoren trotz einer sich häufiger drehenden Risikowahrnehmung bei zahlreichen Marktteilnehmern stets vor Augen führen.“ (FAM/mc)