Asoka Wöhrmann, Geschäftsführer und Leiter des Fondsmanagements weltweit bei der DWS.
Frankfurt am Main – Die Staatsschuldenkrise wird nach Ansicht der DWS Investments (Deutsche Bank Gruppe) auch im kommenden Jahr die Entwicklungen an den Börsen weltweit dominieren. Während die hohe Verschuldung zunächst nur ein Problem der Peripherieländer Europas zu sein schien, hat diese mittlerweile die Kernländer Europas erfasst.
„Der Transmissionsmechanismus der Geldpolitik ist gestört“, bemerkt Asoka Wöhrmann, Geschäftsführer und Leiter des Fondsmanagements weltweit bei der DWS. „Die niedrigen Zinsen der EZB führen bei den wirtschaftlich schwachen Ländern nicht mehr zwangsläufig zu niedrigen lokalen Zinsen. Die Kreditvergabe in diesen Ländern wird restriktiver und die Stimmung in den Unternehmen und bei Verbrauchern schlechter. Die Krise ist in der Realwirtschaft angekommen, auch in Deutschland“, so Wöhrmann.
Selbstheilungskräfte der Staatsanleihenmärkte wirken nicht mehr
Nach Meinung von Wöhrmann offenbart die aktuelle Krise, dass das Zusammenspiel von einer Zentralbank und 17 Fiskal- und Wirtschaftspolitiken in Europa nicht funktioniert. „Die Negativspirale und die Interventionen der EZB zeigen deutlich, dass die Selbstheilungskräfte der Staatsanleihenmärkte nicht mehr wirken.“ Das Schicksal der Kapitalmärkte in den nächsten Jahren scheint momentan von einer Frage bestimmt zu sein: Wie kann die Eurozone stabilisiert werden?
Gelddrucken lagert Problem in die Zukunft aus
Wöhrmann hält nichts von einer Instrumentalisierung der EZB: „Die Mutation der EZB vom passiven zum aktiven Käufer mag kurzfristig helfen. Mit Gelddrucken lagern wir das Problem allerdings nur in die Zukunft aus.“ Vielmehr favorisiert der Anlagechef der DWS Vorschläge der Bundesbank zu einer stärkeren Konvergenz der Fiskalpolitiken: „Für eine dauerhafte Lösung brauchen wir eine klar abgestimmte Fiskalpolitik unter den 17 Ländern, dazu ultimative Eingriffsrechte bei der Verletzung von Regeln. Nur dann kann die EZB als Brückenlösung in Aktion treten, falls überhaupt notwendig.“
Von Wende im kommenden Jahr überzeugt
Das Fondsmanagement der DWS sieht die Anleihemärkte momentan von politischen Entscheidungen und der Sorge um eine Eskalation der Verschuldung beherrscht. Während sich Deutschland aktuell als Hort der Sicherheit zu Zinsen verschulden kann, die unterhalb der Inflationsrate liegen, muss selbst Frankreich aktuell nahezu doppelt so hohe Zinsen für zehnjährige Schulden zahlen. Stefan Kreuzkamp, der das Rentenfondsmanagement der DWS leitet, ist von einer Wende im Jahr 2012 überzeugt: „Die Risikoprämien europäischer Staatsanleihen gegenüber Bunds sind auf einem Rekordniveau. Wir werden eine Neubewertung der Ausfallwahrscheinlichkeiten im nächsten Jahr sehen. Dann wird es Zeit, wieder Geld in Anleihen von Italien, Spanien und Belgien zu investieren.“
Risiken bei Unternehmensanleihen begrenzt
Renditechancen sieht Kreuzkamp aktuell bei Covered Bonds, bei Fremdwährungsanleihen von Ländern mit AAA-Ratings wie Australien und Neuseeland sowie bei Bonds ausgewählter EM-Länder wie Polen und Mexiko. Gerade bei Unternehmensanleihen hält Kreuzkamp das Kursrisiko für begrenzt: „Die Risiken sind eingepreist. Die impliziten fünfjährigen Ausfallraten sind auf einem historischen Rekordniveau, obwohl die fundamentale Situation der Unternehmen sehr solide ist.“
Deutsche Qualitätstitel sind erste Wahl
Solide Unternehmensbilanzen und niedrige Bewertungen sollten nach Ansicht der DWS auch die Aktienmärkte im Jahr 2012 unterstützen. DWS-Fondsmanager Tim Albrecht favorisiert europäische Exportwerte, die vom anhaltenden Wachstum in den Schwellenländern profitieren und hier insbesondere Unternehmen aus Deutschland und Skandinavien: „Deutsche Qualitätstitel sind 2012 erste Wahl. Die öffentlichen Haushalte sind solide, die Unternehmen sind international sehr wettbewerbsfähig und die Exportnachfrage nach deutschen Waren bleibt hoch. Das spiegelt sich in den Kursen nicht wider. Bei einem DAX bei ca. 5000 Punkten liegt das Kursbuchwertverhältnis bei eins. Das ist eine starke Unterstützung“, so Albrecht.
Konjunkturzyklus spricht für Dividenden
Thomas Schüssler, der bei der DWS den grössten Aktienfonds managt, setzt auch im Jahr 2012 auf die Dividendenstrategie. „Der aktuelle Konjunkturzyklus spricht für Dividenden. Die soliden Bilanzen erlauben eine hohe Ausschüttung und bilden einen Puffer in fallenden Märkten. In den letzten fünf Jahren lag der Renditeanteil der Dividende an der Gesamtrendite eines Aktieninvestments bei 80 Prozent. Langfristig liegt dieser Wert sogar bei über 90 Prozent“, so der Fondsmanager des DWS Top Dividende. (DWS/mc)