Fitch stuft Slowenien ab – Nächster Schritt im Abwertungswettlauf

Fitch Ratings

London – Es geht ungehemmt weiter im Abwertungswettlauf von Eurozonenländern durch die US-Ratingagenturen: Am Mittwochabend stufte Fitch die Kreditwürdigkeit Sloweniens von «A» auf «A-» ab. Eine weitere Verschlechterung der Einstufung ist möglich, da der Ausblick «negativ» ist. Die Bewertung des angeschlagenen Landes liegt damit nur noch vier Stufen oberhalb des «Ramsch»-Bereichs, ab dem Anleihen nicht mehr als Anlage empfohlen werden, sondern als spekulativ gelten.

Die Banken des Landes benötigten mehr Kapital, begründete die Agentur ihre Entscheidung. In der vergangenen Woche hatten bereits die anderen grossen US-Häuser Moody’s und Standard & Poor’s (S&P) die Kreditwürdigkeit Sloweniens abgestuft. Noch beim EU-Beitritt 2004 und bei der Euro-Einführung 2007 galt der kleine Staat als Musterland. Inzwischen ist die frühere jugoslawische Teilrepublik zum Problemfall geworden.

Slowenien nächster Kandidat für Rettungsschirm?
Wirtschaftsexperten rechnen nicht mehr damit, dass Slowenien seine Finanzprobleme aus eigener Kraft in den Griff bekommt. So betonte der angesehene slowenische Ökonom Joze P. Damijan kürzlich, dass Slowenien nur noch die Wahl habe, ob es als Ganzes unter den Euro-Rettungsschirm schlüpft oder nach dem Vorbild Spaniens zunächst nur um EU-Bankenhilfe ersucht. Damijan schätzt die faulen Kredite bei den slowenischen Banken auf sechs bis acht Milliarden Euro. Die Bereinigung dieser Altlasten würde das slowenische Budgetdefizit auf 20 bis 28 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) explodieren lassen.

Erst am Dienstagabend hatte S&P dem grössten Sorgenkind der Eurozone Griechenland mit einer weiteren Herabstufung der ohnehin äusserst niedrigen Kreditwürdigkeit gedroht, diese aber zunächst bei «CCC» belassen. Deutschland hingegen hatte an diesem Mittwoch von der Ratingagentur Fitch Lob erhalten: Die Amerikaner bestätigten die Topbewertung «AAA». Zudem sei mit einer Abstufung nicht zu rechnen.

Fitch bestätigt Deutschland trotz Gefahren mit Bestnote 
Wegen der hohen Wirtschaftskraft hat die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit Deutschlands mit der Bestnote bestätigt. Die Bonität Deutschlands werde also weiterhin mit «AAA» bewertet, teilte Fitch in London mit. Es drohe auch keine Herabstufung. Der Ausblick bleibe ’stabil›. Fitch sieht durch die Krise in der Eurozone aber auch Gefahren für Deutschland. Fitch folgt damit der Ratingagentur Standard & Poor’s, die in der vergangenen Woche die gleiche Bewertung abgegeben hatte. Die dritte Ratingagentur Moody’s hatte hingegen zuvor den Ausblick für die Bestnote auf «negativ» gesenkt.

Starkes Wachstum – tiefere Arbeitslosigkeit
Die Fitch-Analysten verweisen auf die robuste wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands in den vergangenen zwei Jahren. Trotz der fragilen Weltwirtschaft und der Verschärfung der Eurokrise sei das Wachstum stark geblieben und der Trend bei der Arbeitslosigkeit zurückgegangen. Deutschland sei die einzige grosse Volkswirtschaft der Welt, in der die Arbeitslosigkeit im ersten Halbjahr 2012 niedriger als 2007 gelegen habe. Dies sei auch eine Folge der strukturellen Reformen in Deutschland.

EZB-Geldpolitik stützt deutsche Konjunktur
Die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) stütze die deutsche Konjunktur. Die Renditen am deutschen Anleihemarkt seien sehr niedrig, da viele Anleger deutsche Staatstitel als sichere Alternative suchten. Zudem habe sich auch der deutsche Finanzsektor stabilisiert. Seit Mitte 2008 hätten die deutschen Banken ihr Engagement in den Ländern der Eurozone um 30 Prozent gesenkt. Allerdings sieht Fitch die Gefahr, dass die weiter gehaltenen Wertpapiere aus den Randländern der Eurozone (Griechenland, Italien, Spanien und Portugal) bei einer weiteren Verschärfung der Rezession rasch an Wert verlieren.

Zudem könnte eine tiefe Rezession bei den grossen Handelspartnern in der Eurozone auch Deutschlands Wirtschaft auf Schrumpfkurs zwingen. Dies hätte auch negative Folgen für die Finanzkraft Deutschland. Zudem könnte der deutsche Schuldenstand angesichts möglicher zusätzlicher Beiträge für die Rettungsfonds bis auf 90 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) steigen. Ein Schuldenstand von über 90 Prozent des BIPs gilt laut Fitch als nicht mehr vereinbar mit einer Topbonität. (awp/mc/pg)

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