Wien – Die Ratingagentur Fitch rechnet mit einer weiteren Verschlechterung der Kreditwürdigkeit des österreichischen Volksbanken-Sektors mit seinem Spitzeninstitut, der Volksbanken AG (ÖVAG). Die bereits als «moderat spekulativ» angesehene interne Kreditwürdigkeit – das «Viability»-Rating (VR) – wurde nach dem jüngst angekündigten Jahresverlust in dreistelliger Millionen Höhe mit einem negativem Ausblick versehen.
Abhängig vom Ergebnis einer eingehenden Überprüfung der Volksbanken könnte dieses interne Rating auch um mehrere Stufen gesenkt werden, teilte Fitch am Dienstag mit. Derzeit liegt die interne Kreditwürdigkeit des VB-Verbundes bei «bb+» und damit auf der elften Stufe der 19-teiligen Fitch-Skala. Dies entspricht bereits einer moderat spekulativen Kreditqualität. Bei einer Abstufung um drei Punkte würden die Volksbanken-Kreditqualität im hochspekulativen Bereich «b» landen. Den negativen Ausblick begründet die Ratingagentur mit den «anhaltenden materiellen Herausforderungen» denen sich das Spitzeninstitut ÖVAG im Zusammenhang mit seiner Kapitalposition, seinem Risikoprofil und Geschäftsmodell konfrontiert sieht. Die ÖVAG selbst erhält kein eigenes internes Rating.
Verschobene Kapitalerhöhungen «bedenklich»
Bereits am 19. Juli verwies Fitch darauf, dass die von den zuverlässig performenden Volksbanken erzielten Nettogewinne wahrscheinlich nicht ausreichen werden, um den erwarteten beträchtlichen IFRS-Verlust der ÖVAG von rund 500 Millionen Euro auszugleichen. Die verschobenen Kapitalerhöhungen sieht Fitch als bedenklich an, wenn gerade die europäischen Banken mit erhöhten Kapitalvorschriften konfrontiert seien. Gleichzeitig wurde das langfristige Kreditausfallsrating für den VB-Verbund und die ÖVAG mit «A» bestätigt, mit stabilem Ausblick. Dieses Rating basiere einzig und alleine auf der erwarteten staatlichen Unterstützung, so Fitch. Das kurzfristige Kreditausfallsrating liegt bei «F1», das Support-Rating bei «1», beide wurden bestätigt.
Umstrukturierung wird begrüsst
Die von den Volksbanken und der ÖVAG angekündigte Umstrukturierung der Gruppe ähnlich der Rabobank-Gruppe beurteilt Fitch als positiv. Der Marktanteil der Volksbanken in Österreich sollte sich aufgrund der angekündigten Reorganisation erhöhen und der Verbund deshalb systemisch wichtig bleiben. Sollte sich jedoch die Neigung der Regierung zur Unterstützung verschlechtern oder durch gesetzliche Massnahmen eingeschränkt werden, werde dies in einer Abstufung des langfristigen Kreditausfallsratings für den VB-Verbund und die ÖVAG münden, so Fitch.
Tiefrote Zahlen erwartet
Die ÖVAG erwartet im gegenwärtigen Jahr in der AG (Einzelabschluss) bis zu 900 Millionen Euro Verlust. Schuld sind primär teure Abschreibungen auf die Rumänien-Tochter, aber auch eine Buchwertberichtung in der Investkredit – die zusammen 700 Millionen Euro kosten. Auf Konzernebene dürfte im laufenden Jahr der Verlust voraussichtlich bei 500 bis 750 Millionen Euro liegen. (awp/mc/ps)