Zürich – Die Kreditratingagentur Fitch stellt dem Schweizer Versicherungssektor ein gutes Zeugnis aus. Die Versicherer hätten 2018 in einem herausfordernden Marktumfeld mit anhaltend tiefen Zinsen und volatilen Finanzmärkten ihre Einnahmen gesteigert, hielt Fitch in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht fest. Der Sektor sei insgesamt stark kapitalisiert.
Den Schweizer Lebensversicherern sei es gelungen, den Prämienabrieb in dem mit Zinsgarantien belasteten Kollektivlebengeschäft dank Wachstum im Bereich der teilautonomen Sammellösungen zu kompensieren. Laut Fitch dürfte dies auch in Zukunft möglich sein. Allerdings werde sich das Wachstum insgesamt auf einem eher tiefen Niveau bewegen, hiess es.
Reservenaufstockung belastet Rentabilität
Ein Problem seien nicht nur die tiefen Zinsen, auch die volatile Entwicklung an den Finanzmärkten mache den Lebensversicherern zu schaffen. Die allgemein tieferen Kapitalerträge hätten zuletzt eine Aufstockung der Reserven notwendig gemacht, was die Rentabilität der Firmen belaste, so Fitch.
Dennoch hätten die Lebensversicherer im Jahr davor – also 2017 – im Durchschnitt eine Eigenkapitalrendite von guten 8 Prozent erzielt. Der anlageseitige Druck werde zwar anhalten, doch müssten künftig wohl weniger Reserven stark aufgebaut werden. Fitch geht davon aus, dass sich die Rendite kurz- bis mittelfristig im Bereich von 5 bis 7 Prozent bewegen dürfte.
Im Schaden- und Haftpflichtgeschäft rechnet Fitch nur mit moderatem Wachstum. Der Markt gilt in der Schweiz als gesättigt und stark umworben. Insbesondere im Motorfahrzeuggeschäft gebe es Überkapazitäten, hiess es. Die Versicherer seien aber trotz des Wettbewerbs beim Zeichnen von Sachgeschäft diszipliniert geblieben, was sich auszahle. Die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote habe 2017 gute 95 Prozent betragen und werde künftig wohl weiterhin klar unter der Schwelle von 100 Prozent bleiben, glauben die Fitch-Experten. Liegt der Wert unter 100 Prozent, dann verdient ein Versicherer in diesem Geschäft Geld.
Weniger Beschwerden bei der Versicherungsombudsstelle
Ebenfalls am Donnerstag wurde bekannt, dass im letzten Jahr bei der Ombudsstelle der Privatversicherungen (inkl. Suva) weniger Beschwerdefälle gemeldet worden als 2017. Sehr emotionsgeladene Fälle habe es in den Bereichen Privathaftpflicht und Rechtsschutz gegeben, teilte Versicherungsombudsman Martin Lorenzon mit.
Bei der Ombudsstelle sind 2018 insgesamt 3’192 Anliegen und Beschwerden gemeldet worden. Das sind 5,3 Prozent Fälle weniger als im Vorjahr. Insgesamt fand sich bei 2’849 Fällen eine Lösung, ohne dass der Ombudsman intervenieren musste. Zu einer Intervention ist es den Angaben zufolge dagegen in 343 der 1’406 schriftlich unterbreiteten Beschwerdefälle gekommen. Davon konnten gut zwei Drittel erfolgreich behandelt werden. Der höchste Streitwert bei den Interventionsfällen betrug 0,6 Millionen Franken und der tiefste 47 Franken.
In über der Hälfte aller bei der Ombudsstelle eingegangen Fälle ging es um Personenversicherungen. Stark beschäftigt haben Lorenzon die «sehr emotionsgeladenen» Privathaftpflicht- und Rechtsschutz-Fälle, in die Privatpersonen verwickelt waren. In solchen Fällen sei es oft schwierig, eine Deeskalation und gütliche Lösung zu finden, so die Mitteilung. (awp/mc/pg)