FlowBank: Kann Platin wieder glänzen?

FlowBank: Kann Platin wieder glänzen?
Esty Dwek, ehemalige CIO von FlowBank. (Bild: FlowBank)

Zürich – Platin steht für Prestige, Seltenheit und Reichtum. Aufgrund seiner industriellen Verwendung reagiert das Metall jedoch empfindlich auf die wirtschaftliche Entwicklung. Esty Dwek von FlowBank gibt einen Ausblick auf das kommende Jahr.

Platin ist eines der am wenigsten reaktiven Metalle und eignet sich daher gut für die industrielle Produktion. Das silberweisse Edelmetall wird ausserdem auch von Juwelieren und Uhrmachern eingesetzt, da es sich weder abnutzt noch anläuft. Entsprechend gilt Platin als Symbol für Prestige und Reichtum.

Dazu kommt, dass es sehr selten ist. Das macht es für Anlegerinnen und Anleger als Wertaufbewahrungsmittel interessant. Wie Gold gilt es daher auch als sicherer Hafen.

Tendenziell wertvoller als Gold
Platin ist ein Nebenprodukt der Nickel- und Kupfergewinnung und -verarbeitung. Rund 80% der weltweiten Produktion entfallen auf Südafrika, etwa 10% stammen aus Russland. Wegen des Krieges in der Ukraine haben viele Autohersteller aus Angst vor öffentlichem Gegenwind und Versorgungsproblemen von Platin auf andere Materialen gewechselt.

Der Platinpreis war in der Vergangenheit in Zeiten anhaltender wirtschaftlicher Stabilität und Wachstums tendenziell höher als der Goldpreis. «Daher müssen wir bei der Analyse der Einflussfaktoren die Aussichten für Angebot und Nachfrage, aber auch für das globale Wachstum und den Dollar verstehen», sagt Esty Dwek, CIO bei FlowBank.

Die Platinpreise hätten Auftrieb erhalten durch Spekulationen zu Chinas Kehrtwende mit Bezug auf die Null-Covid-Politik. «Die wöchentlichen Spotpreise sind deutlich über den gleitenden Durchschnitt der letzten 20 Tage geklettert, was auf eine Trendwende hindeutet. Es liegt jedoch auf der Hand, dass ein anhaltendes und starkes Wachstum erforderlich ist, bevor man zu enthusiastisch wird», erklärt Dwek.

Aussicht auf Rezession birgt Abwärtsrisiko
In der Vergangenheit wurde Platin bei Konjunkturabschwüngen jeweils stark abverkauft. 2008 während der grossen Finanzkrise ging der Preis des Edelmetalls um 70% zurück, beim Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 um 30%. Die Aussicht auf eine Rezession sei deshalb ein offensichtliches Abwärtsrisiko. «Wenn die Anleger anfangen zu glauben, dass eine harte Landung der Wirtschaft offensichtlich ist, könnte Platin zusammen mit anderen risikoreichen Vermögenswerten wieder niedriger notieren, da die prognostizierte Nachfrage sinken würde», vermutet Dwek.

Die Nachfrage könnte allerdings durch Chinas Öffnungsversuch wieder angeheizt werden, was auch den Preis stützen sollte. Zudem rechnet sie damit, dass die Zentralbanken den Straffungszyklus beenden sollten, sobald die Inflation auf das Zielniveau sinkt. Auch davon sollte Platin profitieren.

Schwächerer Dollar hilft Platin
Rohstoffe wie Platin und Gold korrelieren negativ mit dem US-Dollar. Deshalb lohne es sich, dessen Entwicklung zu verfolgen, um Rückschlüsse auf den Platinpreis zu ziehen. Dwek geht davon aus, dass der Dollar so lange stark bleiben dürfte, wie die US-Notenbank ihren hawkishen Kurs verfolgt, in dessen Zug sie die Zinssätze auf mehr als 5% anheben könnte.

Die Anlagestrategin beobachtet jedoch, wie sich unter den Anlegerinnen und Anlegern der Glaube verbreitet, dass die Fed bluffe und die Zinssätze nicht so stark anheben werde. «Aus diesem Grund hat der Dollar an Stärke eingebüsst, was dem Platin geholfen hat, an Boden zu gewinnen», erläutert Dwek.

Der Dollar ist seit seinen Höchstständen von Mitte Oktober um etwa 8% gefallen. Sollten sich die US-Wirtschaftsdaten schneller als erwartet verschlechtern, könne es sein, dass der Dollarkurs noch weiter sinke. Insgesamt bedeute das für Platin, dass der Preis 2023 stabil bleiben dürfte oder sogar ansteigen könnte – ausser, es kommt zu einer deutlichen Konjunkturabschwächung. (FlowBank/mc/ps)

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