FlowBank: Tesla – Abkehr von Seltenen Erden könnte Wende bringen

Tesla

(Photo by Marvin Meyer on Unsplash)

Die Aktien von Tesla schwächeln noch immer. Gelingt es dem Autobauer aber, wie angekündigt künftig ohne Seltene Erden auszukommen, dürfte er den Abstand zur Konkurrenz vergrössern. Das Research-Team von FlowBank geht von einem grossen Aufwärtspotenzial aus.

Die Tesla-Aktie hat sich zwar von ihren bisherigen Jahrestiefs erholt, doch das Sentiment rund um die Aktie ist nach wie vor schlecht. Obwohl sich Elon Musk weiterhin in erster Linie auf Twitter konzentriert, könnte sich ein Wendepunkt abzeichnen.

Denn Musk erklärte am jährlichen Investorentag, dass Tesla beim Antrieb seiner Elektrofahrzeuge künftig auf Seltene Erden verzichten werde. Diese scheinbar banale Entwicklung könnte den angeschlagenen Aktienkurs nachhaltig verändern – sofern das Ansinnen gelingt.

Seltene Erden werden zwar auch in anderen elektrischen Geräten wie Handys und Computer eingesetzt. Doch die E-Auto-Industrie ist bei weitem der grösste Abnehmer. Gemäss einer Untersuchung von Adamas Intelligence gehen mehr als 10% der weltweiten Nachfrage nach seltenen Erdmetallen auf Elektroautohersteller zurück. Tesla als führender Anbieter dürfte entsprechend auch den Löwenanteil der Nachfrage ausmachen.

Grosse Kosteneinsparungen möglich
Der Einsatz von Seltenen Erden ist jedoch nicht unproblematisch. Einerseits werden die Metalle mehrheitlich aus China bezogen, teilweise tritt das Reich der Mitte auch als Vermittler für Bergbauunternehmen aus Myanmar und anderen weniger entwickelten Regionen auf. Aus-serdem treten immer wieder Engpässe in den Lieferketten auf, die teilweise auch durch politische Spannungen verursacht werden.

Gelingt es Tesla, sich von den chinesischen Lieferketten zu lösen, sind die Kosteneinsparungen alleine bei den Transport- und Zollkosten enorm und dürften die Kosten, die in die Forschung und Entwicklung des neuen Antriebs flossen, übersteigen. Durch die vereinfachte Logistik und die stärkere vertikale Integration könnten die Kosten noch weiter gesenkt werden – vorausgesetzt, die Materialien für den neuen Antrieb können in den USA beschafft und hergestellt werden. Dieser Schritt könnte Musk und Tesla auch wieder in die Gunst der US-Medien und -Politik bringen.

Nachdem Tesla 2022 aus dem S&P 500 ESG-Index fiel, könnte das Unternehmen auch aus ESG-Perspektive profitieren. Denn die Umweltbelastung, die durch die Gewinnung dieser Metalle entsteht, übersteigt den Nutzen des geringeren Verbrauchs fossiler Brennstoffe pro Fahrzeug deutlich. Und zwar unabhängig davon, aus welcher Mine die Seltenen Erden stammen. Kann Tesla den neuen Antrieb erfolgreich etablieren, könnte das Unternehmen bei ESG-fokussierten privaten wie auch institutionellen Investoren wieder vermehrt auf Gefallen stossen.

Wettbewerbsvorteil vergrössert sich
Trotz Kritik an den überhöhten Bewertungen in den letzten Jahren ist Tesla ein solides Unternehmen mit Wachstumspotenzial. Und trotz wirtschaftlichen Gegenwinds schaffte es der E-Autobauer 2022, den Gewinn je Aktie zu verdoppeln. Dass das Unternehmen auch in Phasen hoher wirtschaftlicher Volatilität profitabel bleiben konnte, deutet darauf hin, dass sich die Diversifizierungsstrategie Teslas auszahlt.

Die Kurskorrektur im Zuge der steigenden Zinsen dürfte vor diesem Hintergrund übertrieben gewesen zu sein. Tatsächlich scheint das Unternehmen aktuell unterbewertet zu sein – selbst, wenn die Effizienzgewinne durch die Abkehr von Seltenen Erden noch nicht berücksichtigt werden.

Auch die grossen institutionellen Rating-Agenturen stufen das Kreditrisiko von Tesla im Vergleich zum letzten Jahr als geringer ein und siedeln die Obligationen des Unternehmens nun im Investment-Grade-Bereich an. Grund dafür ist unter anderem, dass Tesla Schulden abgebaut hat. 2019 lag der Verschuldungsgrad noch bei 1.91, jetzt ist er bei 0.8. Das ist deutlich weniger als beispielsweise bei Ford (2.08). Tesla verfügt ausserdem über Cashbestände von gut 22 Mrd. USD und ist somit gut aufgestellt, schnell auf sich ändernde Umstände zu reagieren.

Nicht zuletzt ist es unwahrscheinlich, dass Tesla in den nächsten zehn Jahren ernsthafte Konkurrenz erhalten wird. Dank seiner proprietären Technologie und anderer immaterieller Vermögenswerte verfügt Tesla über einen ausgeprägten Wettbewerbsvorteil, der sich durch die Entwicklung des neuen Antriebs nur noch vergrössert. Die Konkurrenz muss also massiv in Forschung und Entwicklung investieren, um Alternativen zu finden, die Teslas geistiges Eigentum nicht verletzen. (FlowBank/mc)

Exit mobile version