Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Rosenschon, BlackRock ist seit 25 Jahren in der Schweiz, Sie leiten seit 10 Jahren den Bereich der institutionellen Anleger. Was waren die wichtigsten Veränderungen, die Sie in dieser Zeit erlebt und selbst vorgenommen haben?
Frank Rosenschon: Die Asset Management Branche in der Schweiz ist in den letzten Jahren sehr stark gewachsen. Im letzten Jahr betrug das Wachstum trotz Corona sogar rund 10 Prozent. Parallel dazu ist auch BlackRock in der Schweiz gewachsen.
«Wir sind der Überzeugung, dass nachhaltige und klimaintegrierte Portfolios den Anlegern bessere risikoadjustierte Renditen bieten können. Der Klimawandel ist also auch eine Investitionschance.»
Frank Rosenschon, Leiter Institutionelle Kunden bei BlackRock
Als ich vor rund 10 Jahren zu BlackRock kam waren wir 25 Mitarbeitende, heute sind wir auf über 110 Mitarbeitende gewachsen. Damit hat sich auch unser Unternehmen weiterentwickelt, von früher einer reinen Vertriebs- zu einer Fondsleitungsgesellschaft mit starker Schweizer Verankerung und beispielsweise Portfoliomanagement Teams vor Ort.
Bei den institutionellen Anlegern spielen vor allem auch die Pensionskassen eine bedeutende Rolle. Welchen Anteil machen sie bei Ihren Kunden aus, welche speziellen Bedürfnisse haben die Pensionskassen?
Pensionskassen und Vorsorgeeinrichtungen machen einen Grossteil unserer Institutionellen Kunden in der Schweiz aber auch darüber hinaus aus. Pensionskassen haben dabei das Bedürfnis ihre Leistungsverpflichtungen, die sie gegenüber ihren Versicherten haben, in Einklang mit ihren Anlagen zu bringen.
Unter anderem aufgrund der anhaltenden Tiefzinsphase sehen wir auch für Pensionskassen eine steigende Bedeutung von Privatmarktanlagen, was beispielsweise Private Equity und Infrastrukturanlagen sind. Das macht die strategische Asset Allokation einer Pensionskasse komplexer, erfordert ein erhöhtes Mass an Transparenz und ein erweitertes Verständnis über die eingegangen Risiken.
Um die Vorgaben für Sicherheit und die Erwartungen an die Rendite auszubalancieren, diversifizieren Pensionskassen-Manager vermehrt auch in Alternative Anlagen. Welche davon sind in der Schweiz am gebräuchlichsten, wie verhält sich der Anteil der Alternativen Anlagen im internationalen Vergleich?
Durchschnittlich legen Schweizer Pensionskassen gemäss der jüngsten Pensionskassenstudie von Swisscanto rund 10 Prozent ihres Vermögens in Alternative Anlagen an. Zu den stark nachgefragten Alternativen Anlagen gehören konkret Private Equity, Infrastrukturinvestments und Private Debt.
«In den USA beispielsweise beträgt der Anteil an alternativen Anlagen durchschnittlich 31 Prozent.»
Interessant dabei ist, dass im angelsächsischen Raum, aber auch in den skandinavischen Ländern wie Schweden und Dänemark die Quoten von Alternativen Anlagen bei Pensionskassen im Vergleich zur Schweiz weiterhin markant höher liegen. Dies hängt auch mit den gesetzlich unterschiedlichen Vorschriften zusammen. In den USA beispielsweise beträgt der Anteil an alternativen Anlagen durchschnittlich 31 Prozent.
Politisch steigt der Druck, dass Finanzinstitute vermehrt ihre Anlagen nachhaltiger gestalten. Inwieweit ist Nachhaltigkeit bei den Pensionskassen ein Thema, wie stark ist das Angebot von BlackRock auf Nachhaltigkeit ausgerichtet?
Das Thema Nachhaltigkeit wird bei Pensionskassen immer wichtiger, insbesondere bei grossen Pensionskassen. Gemäss der erwähnten Pensionskassen Studie wenden bereits 56 Prozent der grossen PKs ESG Kriterien an oder setzten sie bis in drei Jahren um. Kleinere Kassen sind teilweise noch nicht so weit. Nur gerade vier Prozent aller Kassen haben ein CO2-Reduktionsziel eingeführt.
Hinsichtlich Nachhaltigkeit ist es als Treuhänder unsere Aufgabe, Kunden bei diesem Wandel zu unterstützen. Wir sind der Überzeugung, dass nachhaltige und klimaintegrierte Portfolios den Anlegern bessere risikoadjustierte Renditen bieten können. Der Klimawandel ist also auch eine Investitionschance. Wir haben uns verpflichtet, das Thema Nachhaltigkeit bei der Portfoliokonstruktion, beim Risikomanagement, der Produktentwicklung und im Umgang mit den Unternehmen, in die wir für unsere Kunden investieren, als zentrales Element zu verankern.
Zwar gibt es die UN Sustainable Development Goals (SDG) und einzelne Unternehmen definieren für sich Ziele zu Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (sogenannte ESG-Kriterien – Environment, Social, Governance), dennoch fehlen AnlegerInnen verlässliche standardisierte Labels, welche Auskunft geben bezüglich der Nachhaltigkeit von Anlagen und “Greenwashing” weitgehend verunmöglichen. Wie garantiert BlackRock, dass als nachhaltig deklarierte Anlagen auch wirklich nachhaltig sind?
Wir sind der Ansicht, dass Greenwashing ein Risiko für Investoren darstellt und der Glaubwürdigkeit der Vermögensverwaltungsbranche schadet. Deshalb unterstützen wir nachdrücklich regulatorische Initiativen zur Festlegung einheitlicher Standards und zur Erhöhung der Transparenz für nachhaltige Portfolios. Zu Beispiel hat die Europäische Union mit SFDR einen umfassenden regulatorischen Rahmen geschaffen, der die nachhaltige Investmentlandschaft klarer definiert und somit für Investoren und Dritte Transparenz schafft.
Bei den privaten AnlegerInnen gewinnt das Impact Investing (wirkungsorientiertes Anlegen) zunehmend an Bedeutung. Gibt es diese Tendenz auch bei den institutionellen Anlegern und wie gehen Sie mit dieser Entwicklung bei BlackRock um?
Ja, auch bei institutionellen Anlegern ist das Impact Investing vermehrt ein Thema. Vor allem die Pandemie hat die Sensibilität der Anleger für Themen wie Klima, Gesundheit und Wohlbefinden geschärft. Dabei wird vermehrt auf Unternehmen geachtet, deren Kerngeschäft Produkte oder Dienstleistungen sind, die sich mit den sozialen und ökologischen Problemen der Welt befassen und wie sie in den sogenannten UN-Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDGs) festgelegt sind.
«Der hohe Bedarf an Strom, nicht nur in Ländern der OECD aber auch in Entwicklungsländern, sowie die stark vorangetriebene Verlagerung der Stromerzeugung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien bedarf einem enormen Investitionsvolumen (wir gehen von rund 9 Billionen Dollar aus).»
Allgemein und hinsichtlich Klima sehe ich eine Beschleunigung der Nachfrage bei Alternativen Anlagen, insbesondere Infrastrukturanlagen in erneuerbare Energien. Der hohe Bedarf an Strom, nicht nur in Ländern der OECD aber auch in Entwicklungsländern, sowie die stark vorangetriebene Verlagerung der Stromerzeugung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien bedarf einem enormen Investitionsvolumen (wir gehen von rund 9 Billionen Dollar aus), das unter anderem durch Institutionelle Anleger zur Verfügung gestellt werden kann.
Welche politischen und regulatorischen Entwicklungen werden in nächster Zukunft den grössten Einfluss auf die Strategie Ihres Geschäftsbereichs haben?
In der Schweiz, aber vor allem auch International, wird eine der wichtigsten Fragen das Ausmass und der Umfang der staatlichen Massnahmen in Bezug auf den Klimawandel sein. Sie bestimmen die Geschwindigkeit, mit der wir uns zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft hinbewegen.
Ich bin aber auch der festen Überzeugung, die Ziele des Pariser Abkommens können nicht ohne eine koordinierte, internationale Zusammenarbeit, von Regierungen und dem dem Privatsektor, erreicht werden. Dazu gehört unter anderem die Portfolios unserer Kunden in Richtung von Netto-Null-Emissionen zu bewegen.
Unter anderem wollen wir mit Hilfe unserer sogenannten Stewardship-Aktivitäten – also wie wir im Namen unserer Kunden bei Unternehmen abstimmen – sicherstellen, dass die Unternehmen, Klimarisiken mindern und wie eingangs erwähnt Klimaneutralität auch als Chance sehen.
Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei. Wie sehen die aus?
Für das kommende Jahr wünsche ich mir und uns allen eigentlich nur eines: die nötige Zuversicht und Kraft, um möglichst bald die Pandemie überwinden zu können.