Frankreichs Finanz- und Wirtschaftsminister François Baroin.
Paris / Madrid – Vertrauensfrage bestanden: Trotz der Herabstufungen durch die Ratingagentur Standard & Poor`s (S&P) halten Investoren zu Frankreich und Spanien. Am Donnerstag konnten das zweit- und das viertgrösste Euro-Land problemlos frische Mittel am Kapitalmarkt besorgen.
Eine Auktion spanischer Anleihen spülte 6,6 Milliarden Euro in die Staatskasse. Damit wurde das Ziel von 4,5 Milliarden Euro deutlich übertroffen. Zudem gingen die Refinanzierungskosten erheblich zurück: Bei den richtungsweisenden Zehnjahrespapieren sanken die Zinsen gegenüber der letzten vergleichbaren Auktion im November von 6,97 auf 5,40 Prozent. Standard & Poor’s hatte die Kreditwürdigkeit Spaniens am vergangenen Freitag um zwei Noten auf die sechsthöchste Stufe «A» heruntergestuft.
Robuste Nachfrage trotz Rating-Herabstufungen
Auf Spaniens Auftritt am Primärkmarkt folgte unmittelbar Frankreichs erster richtiger Härtetest nach dem Verlust der Spitzenbonität. Investoren griffen bei der Versteigerung von Anleihen mit Laufzeiten bis 2014, 2015 und 2016 beherzt zu. Frankreich konnte insgesamt knapp 8 Milliarden Euro einsammeln und sein Platzierungsziel somit problemlos erreichen. Die Zinsen, die das Land bieten musste, gingen in allen Laufzeitbereichen deutlich zurück. Die Nachfrage nach den Titeln hätte ausgereicht, um mindestens das Doppelte Volumen am Markt unterzubringen. Nachdem S&P Frankreichs Top-Bonität «AAA» Ende vergangener Woche kassiert hatte, stand die heutige Anleiheauktion unter besonderer Beobachtung. Obwohl die Rating-Entscheidung laut Experten abzusehen gewesen und an den Finanzmärkten bereits weitgehend eingepreist war, wurde vor der Auktion von einigen Analysten durchaus Enttäuschungspotenzial ausgemacht.
Investoren von S&P-Abstufung wenig beeindruckt
Am Dienstag hatte Frankreich bereits zu deutlich gesunkenen Zinsen 8,6 Milliarden Euro mit Geldmarktpapieren bei Anlegern aufgenommen. Nach bisherigem Stand scheinen die S&P-Herabstufungen Investoren wenig beeindruckt zu haben: Auch eine 1,5 Milliarden Euro schwere Geldmarktauktion des Euro-Rettungsschirms EFSF am Dienstag verlief ausgesprochen erfolgreich. Nach der Herabstufung Frankreichs und Österreichs hatte auch der Krisenfonds seine Spitzenbonität eingebüsst.
Kurze Laufzeiten nach EZB-Geldspritze begehrt
Anleihe-Experten erklären die starke Nachfrage bei Versteigerungen kurzer Laufzeiten am Primärmarkt unter anderem mit einer Geldspritze der Europäischen Zentralbank (EZB): Viele Geschäftsbanken hätten aufgrund der günstigen Dreijahreskredite, die die EZB ihnen im Dezember ausgereicht hatte, ausreichend liquide Mittel. Kurzfristige Staatsschuldverschreibungen stellten dafür eine gute Parkmöglichkeit dar. Darüber hinaus hatte sich die Lage am Sekundärmarkt, wo bestehende Staatstitel gehandelt werden, zuletzt spürbar aufgehellt.
Positive Marktreaktionen – Euro und Aktienmärkte legen zu
An den Finanzmärkten fiel das erste Echo nach der spanischen Auktion zwar zunächst verhalten aus. Händler sprachen von leichter Ernüchterung, da die Rendite bei einer spanischen Anleihe mit Fälligkeit 2016 leicht anstieg. Nach der französischen Emission drehte die Stimmung jedoch ins Positive. Während die als sicherer Hafen geltenden deutschen Anleihen Kursverluste verbuchten, legte der Euro deutlich zu. Europas Aktienmärkte konnten sich ebenfalls klar in der Gewinnzone halten. «Die Emissionen sind reibungslos verlaufen, was angesichts der immer noch angespannten Lage an den Finanzmärkten ein gutes Zeichen ist», sagte Helaba-Expertin Viola Stork der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Insbesondere die Entwicklung in Spanien hob die Expertin hervor. «Ausserdem sind dort die Refinanzierungskosten weiter gesunken.»
Helaba-Expertin: Keine Entwarnung in der Schuldenkrise
«Die ersten Reaktionen auf die Herabstufung Frankreichs und Spaniens durch S&P am vergangenen Freitag waren offensichtlich nur ein Strohfeuer», sagte Stork. Allerdings warnte die Expertin vor Euphorie: «Allen voran die Lage in Griechenland, aber auch in Portugal gibt keinen Grund zur Entwarnung.» In Griechenland laufen derzeit die Verhandlungen mit privaten Gläubigern über einen Schuldenschnitt. Auch Portugal war zuletzt wieder stärker in den Fokus gerückt, weil mit S&P nun auch die letzte der drei grossen Ratingagenturen die Staatstitel des Landes als Ramsch bewertet. Portugal refinanziert sich derzeit jedoch aus Mitteln des Rettungsschirms EFSF. (awp/mc/ps)