Frankreichs Aussenminisyter Alain Juppé.
Paris – Wenige Stunden vor dem Beginn eines neuen Krisentreffens zur europäischen Schuldenkrise ist Frankreich auf Konfrontationskurs zu Deutschland gegangen. Aussenminister Alain Juppé forderte am Donnerstagmorgen ein stärkeres Eingreifen der Europäischen Zentralbank EZB, was die Bundesregierung erst am Vortag klar abgelehnt hatte.
«Die EZB sollte eine essenzielle Rolle spielen», sagte Juppé dem Radiosender France Inter. Dabei gehe es vor allem um Vertrauensbildung. Bei dem Treffen in Strassburg kommen am Donnerstagmittag Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und Italiens Regierungschef Mario Monti zusammen.
Umstrittene Eurobonds
Für Monti ist dies Gelegenheit, seinen Partnern aus Paris und Berlin die Bemühungen Roms zur Eindämmung der Eurokrise zuzusichern. Es werden aber auch Diskussionen über weitere Lösungsmöglichkeiten erwartet. Umstritten sind vor allem die Vorschläge, gemeinsame Anleihen der Eurostaaten auszugeben und der EZB den massiven Aufkauf von Staatsanleihen zu ermöglichen. Deutschland lehnt beides strikt ab.
Krise greift auf Euro-Kernländer über
Was eine Änderung der EU-Verträge zur stärkeren Haushaltskontrolle anbelangt, so scheint eine Annäherung zwischen Deutschland und Frankreich möglich. Man sei nie dagegen gewesen, sagte Juppé am Donnerstag. Aber eine Vertragsänderung brauche Zeit. Die jüngst geringe Nachfrage nach deutschen Staatsanleihen bewertete Juppé als negatives Zeichen. Die Krise treffe mittlerweile selbst die solidesten Mitgliedsstaaten der Eurozone, sagte der Minister. (awp/mc/mc)