Freedom Finance: Von Tesla bis Lithium: Elektromobilität als Treiber für Aktienmärkte?
Die Elektromobilität erlebt derzeit einen Aufschwung, der die Automobilindustrie revolutioniert und Aktienmärkte massgeblich beeinflussen könnte. Laut einer Prognose von S&P Global soll bis 2030 bereits jedes vierte Neufahrzeug elektrisch angetrieben sein. Die Expertin Shanna Strauss-Frank von Freedom Finance Europe gibt Einblicke, welche Branchen und Unternehmen von diesem Wandel profitieren könnten. Im Fokus stehen hierbei insbesondere Tesla und der aufstrebende US-Luxushersteller Lucid Motors. Gleichzeitig eröffnen sich erhebliche Chancen im Bereich der Ladeinfrastruktur sowie der Chip-Produktion für Elektrofahrzeuge. Auch Rohstoffmärkte, allen voran Lithium, erleben einen starken Aufschwung im Zuge der wachsenden Nachfrage nach Batterien für Elektromobile. Während einige Wirtschaftssektoren an Fahrt verlieren, rückt der Elektromobilitätsmarkt zunehmend in den Fokus der Anleger.
Bern, am 23.10.2023. S&P Global prognostiziert, dass bis 2030 jeder vierte verkaufte Neuwagen ein Elektroauto sein wird und ab 2035 dürfen in der EU keine mit Diesel oder Benzin betanken Pkws mehr neuzugelassen werden. Einige Branchenführer haben berichtet, dass sie planen, auf die Produktion von Elektroautos umzustellen und die traditionellen Verbrennungsmotoren ganz hinter sich zu lassen. „Der Markt wird durch die Erfolge von Tesla inspiriert und traditionelle Hersteller herausgefordert. Diese sind aktuell gezwungen, ihre Produktion zu modernisieren, um nicht das Schlusslicht in diesem weltweiten Wettlauf zu werden, der eben auch den Übergang zu einer «grünen» Wirtschaft markiert“, erklärt Shanna Strauss-Frank, von Freedom Finance Europe. Die Börsenexpertin gibt einen Einblick welche Branchen und Unternehmen von Elektromobilität profitieren könnten und auf welche Aktien Anleger ein Auge werfen sollten.
Wichtigste Hersteller: Tesla und Lucid Motors
Tesla ist nach wie vor Marktführer im Bereich der Elektrofahrzeuge und selbst Börsenfremden ein Begriff. „Der Autohersteller ging 2010 mit 17 US-Dollar pro Aktie an die Börse. Heute werden Tesla-Aktien zu einem Preis von über 260 US-Dollar pro Aktie gehandelt“, so Strauss-Frank. Damit sind die Aktien des Unternehmens in 13 Jahren um das 16-fache gestiegen. Doch noch wichtiger ist die Frage, ob die Aktien von Tesla ihr Limit erreicht habe. „Wir gehen davon aus, dass die Wachstumsmöglichkeiten noch nicht ausgeschöpft sind. Beispielsweise verkündete Tesla kürzlich, dass Technologien für die Herstellung grosser Gussteile getestet werden, um die Kosten in der Automobilproduktion deutlich zu senken“, weiss die Expertin. Neben Tesla könnte auch der US-Luxushersteller Lucid Motors für Anleger interessant sein. Das Unternehmen hat kürzlich Pläne für den Eintritt in den weltgrössten chinesischen Automarkt bekannt gegeben, was den Absatz und den Umsatz langfristig steigern dürfte. „Die Wachstumsaussichten für die Aktien sind recht hoch, wenn man bedenkt, dass diese heute unter dem Erstausgabepreis gehandelt werden“, so Strauss-Frank. Mit einem Anstieg des Produktionsvolumens und der Verbrauchernachfrage seien die Aussichten für Lucid besser als die der wichtigsten Wettbewerber. Zudem sichert eine Investitionsvereinbarung mit dem grössten Investmentfonds in Saudi-Arabien genügend Finanzmittel für die Produktion.
Grosse Chancen für den Servicemarkt
Elektroautos haben nicht nur in den Produktionsstätten eine Revolution ausgelöst, sondern auch den riesigen Servicemarkt grundlegend verändert. Gerade in dieser Nische gibt es heute ein starkes Wachstumspotenzial. Der Markt für E-Ladestationen wird bis 2030 voraussichtlich auf 142,3 Milliarden US-Dollar anwachsen. „Auch hier ist Tesla das erfolgreichste Unternehmen am US-Markt. Niemand schafft es so schnell und günstig zu bauen“, erklärt die Expertin. Tesla verfüge mit 18.000 Supercharger über das grösste Netz von Schnellladestationen in den USA. Gleichzeitig werden bald auch Elektroautos von Ford, GM, Nissan, Honda, Mercedes-Benz und Rivian an die Tesla-Supercharger angeschlossen werden können. Wie das Unternehmen erklärte, könnte dies bereits Anfang nächsten Jahres geschehen, wodurch Tesla zum absoluten Marktführer auf dem Ladestationenmarkt in den Vereinigten Staaten werden würde.
Innovationsrennen: Chips für Elektrofahrzeuge
Morgan Stanley hat vielversprechende Aussichten für das Wachstum des Chip-Marktes für Elektrofahrzeuge. „Es sind gerade die Entwicklungen in diesem Bereich, in dem sich die grössten Tech-Akteure versammeln, um das Innovationsrennen zu starten“, ist Strauss-Frank überzeugt. Jabil Inc. sei ein Name, an dem Anleger nicht vorbeikämen. Als eines der wichtigsten Unternehmen im Bereich der Chip-Herstellung, ist das Unternehmen auch in der Auftragsfertigung komplexer Elektronik tätig. Eine Überraschung war die Übernahme des Unternehmens durch den chinesischen Riesen BYD, der heute der grösste Konkurrent von Tesla ist. „Nach einer solchen Fusion rechnet der Markt mit technologischen Durchbrüchen und innovativen Lösungen“, so Strauss-Frank.
Rohstoffe im Auge behalten
Eine weitere Nische an den Aktienmärkten, die durch Elektrofahrzeuge angekurbelt wurde, sind die Rohstoffmärkte. Viel Aufmerksamkeit gilt heute den Lithiumvorkommen und -anlagen, die für die Herstellung von Batterien notwendig sind. Australien und Chile gehören zu den grössten Lithiumproduzenten, da sie 77 Prozent des weltweiten Angebots an diesem Rohstoff ausmachen. „Unternehmen aus diesen Ländern, die sich auf Lithiumabbau und -verarbeitung spezialisiert haben, könnten für Anleger spannend sein“, erklärt Strauss-Frank. Das amerikanische Unternehmen Albemarle baue in Chile Lithium ab und gelte als weltweit führend. Im zweiten Quartal 2023 konnten Gewinn und Umsatz um rund 60 Prozent gesteigert werden und so die Prognose für das gesamte Jahr angehoben werden. 40 bis 55 Prozent Umsatzsteigerung plant das Unternehmen gegenüber dem Vorjahr. Zudem könnte die Übernahme von Liontown Resources Ltd, eines der vielversprechendsten Lithiumabbauprojekte Australiens bevorstehen. Die Expertin weiss: „Das Geschäft befindet sich noch in der Anfangsphase der Verhandlungen, aber wenn es zustande kommt, wird Albemarle seine Position als weltweit führendes Unternehmen in der Produktion von Lithium für Batterien stärken“. Während einige Wirtschaftssektoren wie das Gesundheitswesen, der Energiesektor und die Grundstoffindustrie heute an Fahrt verlieren würden, sei es der Markt für Elektrofahrzeuge, der an Dynamik gewinne und in den Mittelpunkt des Interesses rücke. (Freedom Finance/mc/ps)