St. Gallen – Das laufende Jahr bot Anlegern einmal mehr nervenaufreibende Spannung und überraschende Wendungen. Unsicherheiten aus Politik, Werweissen um die Geldpolitik, Verschiebungen der Wechselkurse waren die dominierenden ökonomischen Themen des Jahres.
Die Aktienmärkte haben sich 2017 mehrheitlich von ihrer Sonnenseite gezeigt. Die gute Konjunkturentwicklung weltweit hat die Aktienmärkte angetrieben. Auch die Geldpolitik der grossen Notenbanken und der tiefe Inflationsdruck haben die Märkte gestützt. Die Anleger dürften, sofern Sie die Nerven behielten, von den Entwicklungen profitiert haben und zufrieden ihre Performance begutachten.
„Die Entwicklung des US-Dollars entsprach unseren Erwartungen“, sagte Thomas Stucki, Chief Investment Officer der St.Galler Kantonalbank. „Von der Diskussion um eine restriktivere US-Geldpolitik wurde er 2017 nicht mehr getragen. Er kam vor allem gegenüber dem Euro unter Abgabedruck. Dafür gab die Aussicht auf die Abkehr von der ultra-expansiven EZB-Geldpolitik dem Euro Rückenwind.“
Fünf Thesen für das Anlagejahr 2018
These 1: Schweizer Konjunktur erlebt ein gutes Jahr – dank stärkerer EU-Wirtschaft und positiver Weltkonjunktur.
Die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft sind gut. Das zeigt ein Blick auf die vorlaufenden Indikatoren. Das bekannte KOF-Konjunkturbarometer notiert auf hohem Niveau und signalisiert eine ansehnliche Expansion des Schweizer BIP. Die positiven Konjunkturaussichten bei den Exportpartnern der Schweiz unterstützen die Erwartung auf einen vielversprechenden Wirtschaftsgang 2018. Die Aussichten für die Eurozone sind vielversprechend.
These 2: Die Negativzinsen der SNB begleiten uns durchs ganze Jahr.
Wie gestaltet die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik? Dies bleibt auch im kommenden Jahr die Gretchenfrage im Entscheidungsgremium der Schweizerischen Nationalbank (SNB). „Nachdem die EZB deutlich gemacht hat, dass sie eine erste Erhöhung ihrer Zinsen erst 2019 plant und die SNB eine negative Zinsdifferenz zum Euro halten möchte, damit der Franken nicht aufwertet, muss sie den Negativzinsen die Treue halten. Wir erwarten, dass die SNB 2018 keine Änderung ihrer Geldpolitik vornimmt und der Referenzzinssatz deutlich unter null bleibt“, kommentiert Thomas Stucki die internationale Geldpolitik.
These 3: Der Euro verliert an Glanz.
2017 war ein erfolgreiches Jahr für den Euro. 2018 wird er diesen Höhenflug nicht wiederholen können. Allen guten Konjunkturaussichten zum Trotz, werden politische Diskussionen eine erneute Aufwertung des Euros unterbinden. Zuspruch wird der Euro weiterhin von der Erwartung auf eine restriktivere Geldpolitik von Seiten EZB erhalten, aber dieser positive Treiber wird 2018 weniger Kraft entfalten als noch 2017.
These 4: Ein solides erstes Halbjahr an den Aktienmärkten, aber das Ende der Aktienhausse ist absehbar.
Die gute Konjunkturlage stützt im kommenden Jahr die Aktienmärkte. „Wir gehen davon aus, dass alle Industrieländer im ersten Halbjahr nochmals gute Wirtschaftsdaten vorlegen werden. Da die US-Notenbank weiterhin umsichtig ihre geldpolitische Wende umsetzt, erhalten die Finanzmärkte jeweils genügend Zeit, um sich an die neuen Zinsniveaus zu gewöhnen“, sagt Caroline Hilb Paraskevopoulos, Leiterin Anlagestrategie und Analyse St.Galler Kantonalbank. In der Vergangenheit hatten jeweils starke und überraschende Zinserhöhungen die Aktienmärkte belastet – ein im aktuellen Umfeld unwahrscheinliches Szenario. „In der zweiten Jahreshälfte erwarten wir erste schwächere Konjunkturzahlen, was die Aktienmärkte belasten wird“, schliesst Caroline Hilb Paraskevopoulos.
These 5: Die Öllager leeren sich, der Preis steigt.
Die Öllager sind immer noch gut gefüllt, aber der Angebotsüberhang baut sich stetig ab. Die Förderbegrenzungen durch die OPEC zeigen ihre Wirkung. Die Nachfrage nach Öl dürfte im kommenden Jahr steigen, weil für die Schwellenländer eine stärkere Konjunkturentwicklung erwartet wird. Insbesondere die Nachfrage aus China sollte angesichts der Wachstumsprognosen zunehmen.
Anlagestrategie für den Start ins Jahr 2018
Obligationen: Die Obligationen werden untergewichtet. Sie sind zwar wegen der tiefen Renditen und der Aussicht auf eher steigende als fallende Zinsen nicht attraktiv, aber als Performancestabilisator im Portfolio nötig. Aus diesem Grund besteht der Hauptteil aus Franken-Anleihen mit einer guten Kreditqualität. Um die Renditeaussichten zu optimieren wird die konservative Obligationenallokation mit europäischen High-Yield Anleihen und Global Bonds ergänzt, wobei das Währungsrisiko konsequent abgesichert ist.
Aktien: Die St.Galler Kantonalbank hält bei der Aktienallokation ein Übergewicht gegenüber der Benchmark. Auf Ebene Regionen wird ein Übergewicht bei europäischen und Schweizer Aktien umgesetzt. In Europa überzeugen die Gewinnerwartungen und die Aussichten auf eine andauernd expansive Geldpolitik.
Rohwaren: Der Goldpreis wird seitwärts tendieren. Vor allem die Erwartung steigender US-Zinsen und kaum Sorge vor stark steigender Inflation nehmen dem Goldpreis die Preisfantasie. Die St.Galler Kantonalbank hält kein Gold in ihren Portfolios. Für den Ölpreis ist die St.Galler Kantonalbank positiv gestimmt. (SGKB/mc/pg)