Basel – Die neue Mega-Bank aus UBS und Credit Suisse ist nach Ansicht von UBS-Vizeverwaltungsratspräsident Lukas Gähwiler nicht zu gross für die Schweiz. «Die kombinierte Bank ist zwar gross, aber man muss dies relativieren.»
Die beiden Schweizer Grossbanken hätten ihre Bilanzen in den vergangenen Jahren massiv reduziert, sagte Gähwiler am Mittwoch an der Generalversammlung in Basel. Im Jahr 2006, kurz vor Ausbruch der grossen Finanzkrise, habe die kombinierte Bilanzsumme der UBS und der CS dem siebenfachen des jährlichen Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP) entsprochen.
«Heute entspricht die kombinierte Bilanz noch dem zweifachen Bruttoinlandprodukt. Und wir wollen die Investmentbanking-Aktivitäten der CS weiter stark reduzieren», sagte Gähwiler weiter. Darüber hinaus seien die Kapital- und Liquiditätsanforderungen in den vergangenen 15 Jahren substanziell erhöht worden. Zudem sehe die Schweizer Regulierung heute progressive Kapitalanforderungen vor.
Entscheidender als die absolute Grösse sei das Geschäftsmodell beziehungsweise die Risiken in der Bilanz. «Wir als UBS haben unsere Lektion gelernt und unsere Investmentbank massiv verkleinert. In der neuen, kombinierten Bank soll die Investmentbank noch einen Viertel der risikogewichteten Aktiven ausmachen und im Dienste des globalen Wealth Managements und der Schweizer Universalbank stehen», sagte Gähwiler.
Auf viele Fragen noch keine Antwort
«Auf viele Fragen haben wir heute auch noch keine Antwort», sagte Gähwiler weiter. Denn man habe am Wochenende, als die Übernahme der CS durch die UBS vom Bund orchestriert worden war, nur 48 Stunden Zeit für einen vertieften Blick in die CS-Bücher gehabt (Due Diligence).
Für Spekulationen über die Arbeitsplätze sei es ganz einfach zu früh. «Es müssen zunächst beide Banken weitergeführt und in den kommenden Jahren integriert werden. Dies ist eine Herkulesaufgabe, die kurzfristig eher mehr als weniger Leute benötigt. Mittelfristig ist klar, dass wir verschiedene Optionen abwägen müssen. Und langfristig ist auch klar, dass Synergien anfallen werden», sagte Gähwiler, der selber von 1990 und 2009 bei der Credit Suisse gearbeitet hatte.
Die CS habe zwar stabilisiert werden können, aber die Unsicherheit bis zum Abschluss der Transaktion seien gross. Man wolle diese deshalb möglichst rasch abschliessen. «Dies wird im besten Fall ein paar Wochen – wahrscheinlich aber wenige Monate dauern. Dafür braucht es nun auch etwas Ruhe. Manch gut gemeinter Vorschlag, was alles noch getan werden könnte, führt eher zu unnötiger Verunsicherung», sagte Gähwiler.
Alle Optionen auf dem Tisch
Erst nach Abschluss der Transaktion würden strategische Entscheide gefällt. «Es sind grundsätzlich alle Optionen auf dem Tisch. Wir wollen uns alles genau anschauen, bevor wir entscheiden», sagte Gähwiler.
Die Marke Credit Suisse werde in der Schweiz auf absehbare Zeit bestehen bleiben. Das Schweizer Geschäft sei solide und habe eine starke Kundenbasis. «Wir sehen darin viel Potenzial», sagte Gähwiler.
Auch in der Schweiz sei die gemeinsame Grossbank nicht zu gross. «Es gibt in der Schweiz mit rund 250 Banken ausreichend Wettbewerb», sagte Gähwiler. Die Marktanteile der beiden Grossbanken seien seit 2003 deutlich zurückgegangen.
Bei den Bankbeziehungen spiele sie zwar eine wichtige, aber keine dominierende Rolle. «Und bei den Bankfilialen verzeichnet die Raiffeisen-Gruppe rund doppelt so viele Filialen wie UBS und CS zusammen», sagte Gähwiler. (awp/mc/pg)