Johannes de Gier, CEO und VRP GAM.
Zürich – Die GAM Holding AG hat im ersten Jahr ihrer Unabhängigkeit ihren operativen Reingewinn deutlich gesteigert. So resultierte 2010 ein adjustierter Konzerngewinn von 202,2 Mio CHF oder 35% mehr als im Vorjahr auf vergleichbarer Basis, wie der Asset Manager am Dienstag mitteilte.
Darin nicht enthalten ist jedoch weder die bereits im November angekündigte Wertberichtigung auf der Artio-Beteiligung über 180,3 Mio CHF noch die Abschreibungen auf Kundenbeziehungen in der Höhe von 11,7 Mio CHF. Unter Berücksichtigung dieser Effekte resultierte unter dem Strich ein Reingewinn gemäss IFRS von 10,2 Mio CHF. Freuen dürfen sich die Aktionäre erstmals über eine Dividende. Die Gruppe plant eine Ausschüttung von 0,50 CHF je Aktie, die aus den Kapitaleinlagereserven erfolgen soll und damit für Schweizer Privatinvestoren weder der Verrechnungssteuer noch der Einkommenssteuer unterliegt.
Neues Aktienrückkaufprogramm
Gleichzeitig lanciert die Gruppe ein neues Aktienrückkaufprogramm, welches das bereits seit August 2010 laufende Programm ersetzen soll. Im Rahmen des alten Rückkaufprogramms seien bisher 5% der ausstehenden Aktien zurückgekauft und vernichtet worden, heisst es. Damit habe die Gruppe ihren Aktionären bisher rund 154 Mio CHF zurückerstattet. Nun soll im Anschluss an die Generalversammlung im April 2011 ein neues Programm gestartet werden, das den Rückkauf von bis zu 20% der zurzeit ausstehenden Aktien vorsieht und über drei Jahre laufen soll. Dazu sollen mehrheitlich die Kapitaleinlagereserven genutzt werden, was sowohl für private wie auch für institutionelle Aktionäre steuerlich attraktiv sei.
Währungseffekte belasten
Auf operativer Ebene wurde der Vermögensverwalter im vergangenen Jahr vom starken Schweizer Franken zurückgebunden. So schmälerten Währungseffekte die Vermögensbasis um 9,1 Mrd CHF. Dennoch stiegen die verwalteten Vermögen per Ende 2010 auf 117,8 Mrd CHF nach 113,6 Mrd CHF per Ende 2009. Treiber waren neben einer positiven Marktperformance über 5,2 Mrd CHF auch der Neugeldzufluss von 8,0 Mrd CHF. Dabei flossen der Sparte GAM 5,9 Mrd CHF und dem Bereich Swiss & Global 9,7 Mrd CHF zu. Der Unterschied zum Neugeld auf Gruppenebene erkläre sich dabei durch den Abzug der Doppelzählungen der Neugeldzuflüsse in Fonds, für die GAM als Sub-Advisor fungiert und die durch Swiss & Global vertrieben werden, erläutert die Gruppe. Weiterhin stark habe sich der Zufluss v.a. in festverzinsliche Produkte präsentiert.
Betriebsertrag legt um 21 Prozent zu
Deutlich zulegen konnte der Vermögensverwalter im vergangenen Jahr auf der Ertragsseite. Insgesamt stieg der Betriebsertrag im Jahresvergleich um 21% auf 712,5 Mio CHF. Deutlich weniger stark erhöhte sich hingegen der Geschäftsaufwand, der um 16% auf 466,0 Mio CHF anstieg. Für den Anstieg sind insbesondere die höheren Personalaufwendungen verantwortlich, die um 29% auf 334,5 Mio CHF anschwollen. Als Grund nennt GAM die höheren Boni sowie die Amortisationskosten der Optionen, die 2009 sämtlichen Mitarbeitern im Rahmen eines long term incentive plan eingeräumt wurden. Die Cost/Income-Ratio (Aufwand-Ertrag-Verhältnis) verbesserte sich vor diesem Hintergrund auf 65,4% nach 68,0% im Vorjahr. Leicht besser präsentiert sich auch die Marge auf den verwalteten Vermögen. So stieg im vergangenen Jahr die Bruttomarge auf Gruppenebene auf 60,2 Basispunkte (BP) nach 55,7 BP im Vorjahr.
Robuste Kapitaldecke
Weiterhin robust präsentiert sich die Kapitaldecke. Das Eigenkapital belief sich per Ende 2010 auf insgesamt 2’451,7 Mio CHF. Abzüglich Goodwill, Kundenbeziehungen und Markenwert betrug das sog. Tangible Equity 1’066,8 Mio CHF nach 1’223 Mio CHF per Ende 2009. Der Rückgang reflektiere dabei sowohl den Aktienrückkauf als auch die Absicherung der Verpflichtungen für die ausgegebenen Mitarbeiteroptionen, so die Gruppe. Mit dem ausgewiesenen Zahlenset hat die Gruppe die Markterwartungen mehrheitlich getroffen. Etwas unter den Erwartungen lagen allerdings die Zahlen zum Neugeld sowie zur Vermögensbasis.
Mittelfristige Zielsetzungen angepasst
Überarbeitet hat der Vermögensverwalter seine mittelfristigen Zielsetzungen, die mehrheitlich leicht zurückgenommen wurden. Dennoch sieht sich die Gruppe für langfristiges Wachstum gut positioniert. Auch wenn kurzfristig Herausforderungen wie der starke Franken oder die anhaltenden makroökonomischen Unsicherheiten warteten, habe man die besten Voraussetzungen, um den Vermögensverwalter nachhaltig zum Erfolg zu führen, wird Verwaltungsratspräsident und CEO Johannes de Gier zitiert. Vorstellen kann sich de Gier auch weiterhin Übernahmen: «Die Suche nach geeigneten Übernahmezielen steht immer noch auf unserer strategischen Agenda.» Doch etwas anderes als eine überzeugende Transaktion komme nicht in Frage. Die strategischen Vorteile müssten eindeutig sein und für die Aktionäre Mehrwert generieren, so de Gier. (awp/mc/upd/ps)