GAM-Aktionär RBR fordert neuen CEO – Konkrete Kostenpläne vorgelegt

Alexander S. Friedman

Alexander S. Friedman, ehemaliger GAM-CEO.

Zürich – Der GAM-Investor RBR hat am Donnerstag seine massive Kritik am GAM-Management und seine Vorschläge für einschneidende Kosteneinsparungen in einer Telefonkonferenz vor Analysten und institutionellen Investoren präsentiert. Der Hedge Fund des Investors Rudolf Bohli verlangt neben einer neuen Zusammensetzung des Verwaltungsrates auch vehement die Ablösung von CEO Alexander Friedman. Die Präsentation fand im Vorfeld der GAM-Generalversammlung vom 27. April statt.

«GAM ist ein Unternehmen, das vom Weg abgekommen ist – ein Unternehmen in grossen Schwierigkeiten», sagte Kasia Robinski, die von RBR als neue VR-Präsidentin vorgeschlagen wurde, an der Telefonkonferenz. Schon der Blick auf den Aktienkurs zeige die Probleme: So sei der Preis der GAM-Aktie seit der Übernahme des CEO-Amts durch Alexander Friedman um 44% gefallen, betonte sie. Zudem sei der Lohn von Friedman trotz des in den letzten Jahren rückläufigen Gewinns erhöht worden: «Wir halten das nicht für in Ordnung.»

Für das Amt des GAM-CEO habe RBR einen eigenen erfahrenen Kandidaten gefunden, der «substantielle und messbare» Erfolge im Verkauf und in der Geschäftsentwicklung sowie Restrukturierung vorzuweisen habe. Man habe bereits eine Person identifiziert, die fähig wäre und «bereit, den Job zu machen», betonte Bohli in dem Call. Den Namen des Kandidaten wollten die RBR-Sprecher aber nicht verraten.

Einsparungen von 100 Mio CHF möglich
Mit Blick auf das operative Geschäft verlangt RBR, die «aufgeblähten» Support-Funktionen zu straffen. 51,8 Mio CHF sollen in diesem Bereich mit einem Abbau von 353 Stellen eingespart werden. Weitere 59,5 Mio CHF sollen bei allgemeinen und Verwaltungskosten eingespart werden (Miete, IT, Kommunikation und weiteres). Zudem sollten Support-Funktionen an einen Tiefkosten-Standort verlagert werden, aus dem weitere 14,6 Mio Netto-Einsparungen erzielt werden könnten.

GAM habe ein Kostenproblem, fasste Bohli zusammen. «Einsparungen von 100 Mio CHF bis im Jahr 2019 sind machbar.». Gleichzeitig flössen Vermögen von GAM in einer «alarmierenden» Geschwindigkeit ab. Dabei verfüge das Unternehmen über einen guten Namen und über gute Produkte – die besten GAM-Fonds wiesen eine ausgezeichnete Performance aus: «Die Produkte müssen besser verkauft werden.»

GAM selbst will die Fixkosten bis 2019 um bis zu 30 Mio (im Vergleich zu 2016) senken – davon 10 Mio CHF 2017. Im vergangenen Jahr konnten 16 Mio CHF eingespart werden.

Neue Verwaltungsräte
Weiter bekräftigt die Aktionärsgruppe die bereits Ende Februar kommunizierte Vorschlägen mit Blick auf den Verwaltungsrat: die Wahl von Kasia Robinski, William Raynar und Rudolf Bohli als Mitglieder des Verwaltungsrates, wobei Robinski VR-Präsidentin werden soll.

Die von GAM vorgeschlagene Wiederwahl der bestehenden VR-Mitglieder Hugh Scott-Barrett, Nancy Mistretta und Benjamin Meuli sowie die neue Ernennung von David Jacob heisst RBR gut. Der Wiederwahl von Diego du Monceau und Ezra Field wird dagegen abgelehnt. Scott-Barrett wurde vom Verwaltungsrat als Nachfolger von Präsident Johannes de Gier nominiert, der anlässlich der kommenden GV in den Ruhestand geht.

Gespräche mit Management ohne Ergebnis
Bei RBR Capital Advisors handelt es sich um einen Hedgefond, der von Rudolf Bohli gegründet wurde und geleitet wird. Für Schlagzeilen hatte RBR im vergangenen Jahr durch einen Machtkampf mit dem damaligen Verwaltungsrat des Airline-Caterers Gategroup gesorgt. Im Jahresverlauf war Gategroup dann von der chinesischen HNA-Gruppe übernommen worden. Zuletzt meldete Bohli eine Beteiligung von 3,3% an GAM.

Der Asset Manager selbst wollte die Aussagen von RBR am Donnerstag zunächst nicht kommentieren.

Von Analystenseite heisst es dazu, die von der Aktionärsgruppe angedachten Kosteneinsparungen erschienen auf dem ersten Blick unrealistisch, ohne das Unternehmen signifikant zu beeinträchtigen. GAM notieren am Donnerstagabend um 3,3% im Plus auf 12,45 CHF. (awp/mc/upd/ps)

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