Zürich – Die Aktionäre des Fondshauses GAM haben der Firmenspitze einen Denkzettel verpasst. Auf der Generalversammlung am Mittwoch verweigerten die Eigner der Geschäftsleitung und dem Verwaltungsrat die Entlastung.
Mit 49,43 Prozent lag die Zustimmungsrate knapp unter der erforderlichen Schwelle von 50 Prozent. Das Votum hat zwar keine unmittelbaren rechtlichen Konsequenzen. Dennoch können nun sämtliche Aktionäre eine sogenannte Verantwortlichkeitsklage einreichen. Allerdings rechnet GAM nun nicht mit Klagen seitens der Eigentümer, wie ein GAM-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur AWP sagte. Vor einer Entlastung hätten die Aktionäre wohl den Abschluss der Liquidation der ARBF-Fonds des suspendierten Investment-Managers Tim Haywood abwarten wollen, vermutete er. Abgeschlossen werden solle die im Juli: «Von diesem Standpunkt aus kam die Generalversammlung wohl zu früh», sagte der Sprecher.
Ein solches Misstrauensvotum seitens einer Generalversammlung ist selten. Vergangene Woche hatten sich allerdings auch die UBS-Aktionäre gegen die Entlastung der Konzernleitung und des Aufsichtsgremiums ausgesprochen.
Nur 72 Prozent für Vergütungsbericht
Alle anderen Punkte wurden von den GAM-Aktionären abgesegnet. Katia Coudray, Jacqui Irvine und Monika Machon wurden etwa als neue Mitglieder in den Verwaltungsrat gewählt; Benjamin Meuli, Nancy Mistretta und David Jacob wurden als Mitglieder des Gremiums bestätigt. Und Hugh Scott-Barrett wurde zum Präsidenten des Verwaltungsrats wiedergewählt.
Die Aktionäre genehmigten zudem in einer freiwilligen Konsultativabstimmung den Vergütungsbericht für 2018, aller ding mit «nur» 72 Prozent Ja-Stimmen. Die Vergütungen von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat in den Jahren 2018 und 2019 vereinigteb rund 90 Prozent Ja-Stimmen auf sich.
Turbulentes Jahr
GAM blickt wegen massiver Geldabflüsse auf ein turbulentes Jahr zurück. Auslöser war die Suspendierung von Fondsmanager Tim Haywood im vergangenen Juli. Das Unternehmen wirft ihm Verstösse gegen interne Richtlinien vor. Nach dem Vorfall leitete die Gesellschaft die Liquidierung der von dem Mann verwalteten milliardenschweren Anleihen-Fonds ein.
In der Folge zogen die Kunden allerdings auch aus anderen Anlagevehikeln Gelder ab. Der Börsenkurs kollabierte und Firmenchef Alexander Friedman wurde ersetzt.
Haywood vor den Türen
Einlass in die Generalversammlung begehrte am Mittwoch auch der inzwischen entlassene Haywood. Laut eigenen Angaben hatte er GAM-Aktien gekauft um an der Versammlung teilzunehmen. Einlass erhielt er allerdings nicht. Laut dem GAM-Sprecher hatte es der Brite versäumt, seine Aktien ins Aktionärsregister eintragen zu lassen, womit er auch nicht teilnahmeberechtigt war.
Haywood hatte gegen die Genehmigung des Geschäftsberichts stimmen wollen, wie er gegenüber Journalisten sagte. Der Geschäftsbericht enthalte seiner Meinung nach nämlich falsche Anschuldigungen gegen ihn. (awp/mc/pg)