GAM bestätigt Gewinnrückgang und suspendiert Manager

GAM bestätigt Gewinnrückgang und suspendiert Manager
Alexander S. Friedman, ehemaliger GAM-CEO.

Zürich – Beim Asset Manager GAM reissen die negativen Berichte nicht ab. Der Vermögensverwalter hat die Suspendierung eines für ein Milliardenportfolio zuständigen Managers bekanntgegeben, ein Schaden für Kunden ist aber nicht entstanden. Für das erste Semester resultiert, wie bereits bekannt, ein deutlicher Gewinnrückgang wegen hoher Abschreibungen auf einer früheren Übernahme. Am Aktienmarkt sacken die GAM-Titel am Dienstag ab.

Die Suspendierung des für die «Absolute-Return-Bond-Strategie» (ARBF) zuständigen Managers erfolgte nach einer internen Untersuchung, teilte GAM am Dienstag mit. Bei der Untersuchung ging es laut den Angaben um das Risikomanagementverfahren sowie um die Dokumentationspflichten in gewissen Fällen. Die Untersuchung habe keine Bedenken bezüglich seiner Ehrlichkeit aufgeworfen. Weitere Mitarbeitende sind offenbar nicht betroffen.

Finma informiert
Die ARBF-Portfolios beliefen sich per Ende Juni 2018 auf 11 Milliarden Franken. Zusätzlich trage der suspendierte Manager die Mitverantwortung für 2,9 Milliarden in Handelsfinanzierungsfonds und für 653 Millionen Franken in weiteren Anleihen-Portfolios. Man folge nun den «üblichen internen Prozessen» und werde «allfällige weitere Massnahmen» ergreifen, liessen sich die Verantwortlichen lediglich entlocken

Die zuständigen Aufsichtsbehörden würden über die Angelegenheit auf dem Laufenden gehalten, so GAM. Ein Finma-Sprecher bestätigte gegenüber der AWP, dass die Finanzmarktbehörde informiert worden sei und mit der Gesellschaft in Kontakt stehe – weiter könne sich die Finma derzeit nicht äussern.

Operativer Gewinn höher
Die am Dienstag von GAM publizierten Halbjahreszahlen stellten nach der Gewinnwarnung von Mitte Juli keine Überraschung mehr dar. Der IFRS-Konzerngewinn erreichte noch 25,4 Millionen Franken nach 67,7 Millionen im Vorjahr. Grund war eine Wertminderung in Höhe von 59 Millionen Franken auf den Fonds der 2016 gekauften britischen Cantab. Des weiteren belasteten Umstrukturierungskosten in Höhe von 2,6 Millionen Franken.

Der operative Reingewinn stieg dagegen im Vergleich zur Vorjahresperiode um 22 Prozent auf 71,7 Millionen Franken. Das zeige, dass der Vermögensverwalter bei den strategischen Massnahmen «messbare Fortschritte» erreicht habe, so GAM. Bezüglich Cantab gab sich CEO Alexander Friedman an einer Medienkonferenz trotz dem umfangreichen Abschreiber positiv: Das Angebot des «Multi-Strategie-Spezialisten» entspreche einem Kundenbedürfnis und bleibe ein Wachstumsbereich.

Neugeldzuflüsse verlangsamt
Bei den Neugeldzuflüssen musste GAM nach einem guten ersten Quartal eine klare Verlangsamung im zweiten Quartal feststellen. Das sei allerdings im gesamten Markt zu beobachten gewesen, betonte Friedman. Insgesamt flossen GAM im ersten Halbjahr Neugelder in der Höhe von 9,3 Milliarden Franken zu nach einem Zufluss von 6,4 Milliarden im Vorjahreszeitraum.

Die verwalteten Vermögen (AuM) stiegen im Vergleich zum Jahresende um 3 Prozent auf 163,8 Milliarden Franken. Im Geschäftsbereich «Investment Management» blieben sie dabei mit 84,4 Milliarden konstant, während sie im «Private Labelling», das Fondslösungen für Dritte anbietet, auf 79,4 Milliarden stiegen.

Risikobereitschaft sinkt
Für das zweite Halbjahr gaben sich die GAM-Verantwortlichen zurückhaltend. Das «volatile und richtungslose Marktumfeld» werde voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte andauern und könnte die Risikobereitschaft der Kunden und die Zuflüsse der Gruppe beeinträchtigen. Zudem könnte auch die Suspendierung des Investment Directors zu Abflüssen führen, räumte CEO Friedman ein.

Am Aktienmarkt erleben die GAM-Titel am Dienstag einen Absturz, bei Handelsschluss notierten sie knapp 13 Prozent im Minus bei noch 10,03 Franken. Phasenweise hatte das Minus mehr als ein Fünftel betragen.

Das von GAM vorgelegte Zahlenset enthalte zwar keine gravierenden Überraschungen mehr, er sehe bereits früher geäusserte Bedenken aber bestätigt, kommentiert ZKB-Experte Michael Kunz. Auch die Suspendierung des Investment Directors zähle «nicht gerade zur Kategorie positive Nachricht». Insgesamt erachtet er das Vertrauen in das Management als angeknackst. (awp/mc/ps)

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