Zürich – Im Streit bei GAM geht es Schlag auf Schlag: So haben am Dienstag zunächst das Management und der Verwaltungsrat die Richtigkeit ihrer Strategie zu untermauern versucht. Kurze Zeit später vermeldete der oppositionelle Hedgefond RBR prominente Unterstützung. Analysten erwarten an der GV vom 27. April dennoch keine Revolution.
Das Management und der Verwaltungsrat von GAM versuchten am Dienstag mit aktuellen Angaben zum Geschäftsverlauf für sich zu werben. «Unsere Strategie beginnt, Ergebnisse zu erzielen», liess sich CEO Alexander Friedman verlauten. Und der offiziell vorgeschlagene VRP-Kandidat Hugh Scott-Barrett sprach ebenfalls von deutlichen Verbesserungen und von greifbaren Ergebnissen. Sollte sich RBR durchsetzen, drohe hingegen eine Destabilisierung zu «einem kritischen Zeitpunkt beim Turnaround».
Bekanntlich fordert der Hedgefond RBR von Investor Rudolf Bohli die Ablösung des aktuellen CEO. Zudem schlägt er der GV vor, statt Scott-Barrett Kasia Robinski zur Verwaltungsratspräsidentin zu machen. Auch will Bohli selber ins Gremium einziehen, und er schlägt zudem die Zuwahl von William Raynar vor.
Wieder Netto-Neugelder
Gut eine Woche früher als angekündigt wartete das Unternehmen indes mit Angaben zum ersten Quartal auf: Neugelder von netto 2,8 Mrd CHF seien generiert worden, und die Höhe der verwalteten Vermögen sei seit Ende 2016 um 5% auf 126,9 Mrd CHF gestiegen, hiess es.
Aufgeschlüsselt nach Geschäftsbereichen verzeichnete das Segment «Investment Management» laut den Angaben jedoch Nettoabflüsse von 0,1 Mrd CHF, während die verwalteten Vermögen dank eines positiven Anlageergebnisses um 2% auf 69,9 Mrd CHF zunahmen. Im Segment «Private Labelling» wurden Nettozuflüsse von 2,9 Mrd CHF verzeichnet und eine Steigerung der verwalteten Vermögen um 9% auf 57,0 Mrd CHF.
Die aktuelle Performance deute auf eine Verbesserung der Nettozuflüsse in Investment Management während dem Rest des Jahres 2017 hin, hiess es weiter. Das Management gab sich zudem generell zuversichtlich, die Ziele im Laufe des Geschäftszyklus zu erreichen.
Analysten bewerteten die Aussagen zwar unterschiedlich positiv, aber auch die eher zurückhaltend kommentierenden Experten der ZKB schrieben von einem «deutlichen Abebben» des Geldabflusses im Hauptgeschäft «Investment Management».
Glass Lewis unterstützt teilweise
RBR liess die Zahlen in einer anderthalb Stunden später versandten Mitteilung unkommentiert. Hingegen wurde darin verkündet, dass der Stimmrechtsberater Glass Lewis die Wahl von Robinski als Verwaltungsratspräsidentin sowie von Bohli als Verwaltungsrat unterstütze. Dem bestehenden Gremium werde nicht zugetraut, die nötige Erholung zustande zu bringen, hiess es dazu. Der dritte RBR-Kandidat William Raynar blieb unerwähnt.
Vergangene Woche hatte RBR bereits die teilweise Unterstützung des Stimmrechtsberaters ISS vermeldet. Dieser unterstützt demnach ebenfalls die Zuwahl von Bohli und Robinski in den VR, nicht aber die Wahl von Robinski zur VR-Präsidentin und die Zuwahl von Raynar in den VR. Zudem stellte sich der Stimmrechtsberater gegen die Wiederwahl von Diego du Monceau, der von GAM erneut nominiert wurde, und gegen den Vergütungsbericht.
Analysten rechnen gleichwohl an der GV nicht mit einer Revolution. Sie verweisen auf die Mitteilung des Unternehmens vom letzten Donnerstag, wonach Grossaktionär Silchester (Anteil: 19,02%) bei den Wahlen im Sinne des Verwaltungsrats abstimmen wolle. Es sei somit «ziemlich unwahrscheinlich», dass RBR mit seinen Vorschlägen durchdringen werde, meinte der ZKB-Experte.
Entgegenkommen bei Salären
Unterstützt wird diese Sicht der Dinge durch eine zusätzliche Botschaft von VRP-Kandidat Scott-Barrett. Er will «persönlich eine umfassende Überprüfung der Vergütungsstrukturen und -politiken der Gruppe» überwachen, die von Verwaltungsrätin Nancy Mistretta geleitet werden soll. CEO Alexander Friedman habe zudem beantragt, neben dieser Überprüfung die ihm möglicherweise für 2017 zustehenden variablen Vergütungen nur in Form von langfristig gesperrten Aktien zu gewähren und die Höhe seiner fixen Vergütung zu begrenzen.
Auch unter dem Druck von RBR scheine sich hier doch langsam die Erkenntnis durchzusetzen, «dass eine CEO-Kompensation nicht 20% steigen kann, wenn sich das operative Ergebnis fast halbiert hat», kommentierte die ZKB diese Zugeständnisse.
An der Börse sind die GAM-Papiere im Verlauf des Dienstagvormittags ins Minus gerutscht (11.40 Uhr: -2,0%), während sich der Gesamtmarkt ebenfalls tiefer (SPI: -0,6%) notiert. (awp/mc/upd/ps)