Zürich – Der Vermögensverwalter GAM beschleunigt nach einem schwierigen ersten Quartal die bereits im Februar angekündigten Sparmassnahmen und konkretisiert den damit verbundenen Stellenabbau. Die verwalteten Vermögen gingen im ersten Quartal wegen des Corona-bedingten Einbruchs der Märkte und wegen abgezogener Vermögen um über 15 Prozent zurück.
Neu sollen die Kosten im laufenden Jahr gegenüber 2019 um 65 Millionen Franken gesenkt werden, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Im Februar hiess es noch, dass für 2020 Einsparungen von 30 Millionen geplant seien und 10 weitere Millionen im Jahr 2021 – dies mit dem Ziel, eine operative Marge von 30 Prozent zu erreichen. Die Kostensenkungen umfassen fixe und variable Kosten.
Als Reaktion auf das gegenwärtige Marktumfeld sei die Umsetzung der strategischen Ziele in Bezug auf die Effizienz beschleunigt worden, sagte CEO Peter Sanderson in der Mitteilung. GAM geht davon aus, dass in diesem Zusammenhang der Personalbestand bis Ende des Jahres auf 680 von 817 Vollzeitstellen per Ende 2019 zurückgehen wird. Im März sei diesbezüglich ein Programm für freiwillige Kündigungen abgeschlossen worden.
Löhne auf Teppichetage werden gekürzt
Zur Senkung der Kosten stehen aber auch die Löhne zur Disposition, insbesondere auf der Teppichetage. Um «das laufende Stellenabbauprogramm in der schwierigen Situation infolge Covid-19 auf ein Minimum zu begrenzen», werde auch «die fixe Vergütung im gesamten Konzern überprüft, insbesondere bei den Führungsfunktionen», heisst es dazu. Davon ausgenommen sind allerdings die Funktionen im Geschäftsbereich Investment Management.
Zudem wurde angesichts des schwierigen Marktumfelds und dessen Folgen auch die Vergütungsstruktur für den Verwaltungsrat überprüft und entschieden, dass dieser auf einen Teil seiner Vergütung verzichtet. Dies resultiert in einer Reduktion von 25 Prozent des Maximalbetrags von 2,35 Millionen Franken, welcher den Aktionären an der ordentlichen Generalversammlung zur Abstimmung vorgelegt wird.
Weiter heisst es, dass die Implementierung der cloudbasierten SimCorp-Technologieplattform, welche das beschleunigte Effizienzprogramm unterstütze, nach Plan verlaufe.
Einbruch im Investment Management
Zu den verstärkten Sparbemühungen wird GAM von der schwachen Entwicklung der verwalteten Vermögen im ersten Quartal gezwungen. Massiv war der Einbruch insbesondere im Geschäftsbereich Investment Management mit einem Minus von 26 Prozent auf noch 35,7 Milliarden Franken. Zum Rückgang in diesem Bereich trugen die negativen Marktbewegungen sowie Wechselkurseinflüsse mit 6,2 Milliarden bei, zudem wurden von Kunden 6,5 Milliarden an Vermögen abgezogen.
Im grösseren Geschäft Private Labelling, also dem Fondsgeschäft, gingen die verwalteten Vermögen im ersten Quartal um 9,4 Prozent auf 76,4 Milliarden Franken zurück. Hier wurden Nettozuflüsse von 1,2 Milliarden von den negativen Einflüssen der Marktbewegungen und der Wechselkurse in der Höhe von 9,1 Milliarden mehr als aufgehoben.
Insgesamt schrumpften die verwalteten Vermögen somit um gut 20 Milliarden auf 112,1 Milliarden Franken per 31.3.2020. Gegen Ende März hätten sich die Nettoflüsse im Investment Management allerdings stabilisiert und im April seien die Bewegungen ausgeglichen gewesen, so GAM. Zur aktuellen Situation heisst es, dass die Betriebsabläufe mit allen Mitarbeitenden im Homeoffice Stand hielten und dass in allen GAM Fonds ausreichend Liquidität vorhanden sei.
GAM geht davon aus, dass das Marktumfeld in den kommenden Monaten volatil bleiben wird. Man sei aber «bestens aufgestellt, um die Kunden auch in dieser schwierigen Zeit aktiv zu unterstützen». Anlässlich der Publikation der Halbjahreszahlen von Anfang August will GAM ein weiteres Update zur geplanten Strategie abgeben.
An der Börse legen die GAM-Aktien in einem starken Gesamtmarkt mit einem Plus von derzeit 2,6 Prozent leicht überdurchschnittlich zu. (awp/mc/ps)