GAM-CEO Alexander S. Friedman.
Zürich – Beim Vermögensverwalter GAM ist der Gewinn im ersten Semester 2016 um nahezu die Hälfte eingebrochen. Die nahezu ausgebliebenen erfolgsabhängigen Erträge konnten nicht durch Einsparungen bei den Kosten kompensiert werden und im Bereich Investment Management flossen hohe Beträge ab. Obwohl das Unternehmen ein Resultat in diesem Rahmen bereits im Juni angekündigt hatte, wird die Aktie an der Börse abgestraft.
Insgesamt seien die Zahlen für das erste Halbjahr enttäuschend ausgefallen, kommentierte CEO Alexander Friedmann am Mittwoch vor den Medien die Zahlen. Die Marktbedingungen seien unvorteilhaft und die Branche stehe vor fundamentalen Herausforderungen. Er sehe GAM aber gut positioniert und die Resultate seien keinesfalls als Indikation für die künftig erwarteten Ergebnisse zu verstehen.
Der operative Konzerngewinn verminderte sich in der Berichtsperiode um 48% auf 42 Mio CHF. Unter dem Strich resultierte aufgrund positiver Sondereffekte ein IFRS-Reingewinn von 55,3 Mio, was gegenüber der Vorjahresperiode ein Rückgang von gut einem Drittel bedeutet. Insgesamt verminderte sich der Betriebsertrag um 22% auf 236 Mio CHF, was durch den um 11% tieferen Geschäftsaufwand von 181 Mio nicht kompensiert werden konnte.
Performanceabhängige Gebühren fallen nahezu aus
Der Hauptgrund für den Gewinneinbruch ist das weitgehende Ausbleiben von performance-abhängigen Erträgen. Diese reduzierten sich im ersten Halbjahr drastisch auf 1,2 Mio von 44,1 Mio in der Vorjahresperiode und 38,7 Mio im zweiten Halbjahr 2015. «Wir haben die ‹High Watermarks› bei verschiedenen Fonds zum Teil nur knapp verfehlt», so Finanzchef Richard McNamara. Das Potenzial für künftige Erträge sei weiterhin vorhanden.
Unter Druck war im ersten Semester auch die Marge bei den Management-Gebühren, die auf 62,5 Basispunkte von 64,6 Basispunkten im Jahr 2015 zurückging. Gründe dafür seien Änderungen im Geschäfts- und Kundenmix sowie anhaltender Preisdruck.
Investment Management mit hohem Geldabfluss
Der Bereich Investment Management verzeichnete im ersten Halbjahr Nettoabflüsse von 5,6 Mrd CHF. Bei den institutionellen Anlegern betrugen die Abflüsse dabei 1,5 Mrd, bei den Finanzintermediären 3,3 Mrd und bei den Privatkunden 0,8 Mrd. Die verwalteten Vermögen gingen in diesem Bereich seit Anfang Jahr um 9% auf 65,5 Mrd CHF zurück, auch aufgrund unvorteilhafter Währungsentwicklungen.
Im Bereich Private Labelling stiegen die verwalteten Vermögen dagegen aufgrund von Nettozuflüssen über 0,9 Mrd und einem positiven Nettoeffekt von Markt- und Wechselkursentwicklungen um 3% auf 48 Mrd an. Auf Gruppenstufe gingen die verwalteten Vermögen per Ende Juni auf 113,5 Mrd zurück, von 119 Mrd per Ende 2015 und 114,7 Mrd nach dem ersten Quartal.
Weiterhin schwieriges Umfeld erwartet
Mit Blick auf das laufende Jahr erwartet GAM ein anhaltend schwieriges Marktumfeld. Die politischen und konjunkturellen Unsicherheiten würden die Risikobereitschaft der Kunden, die Mittelflüsse und verwalteten Vermögen auch künftig belasten. Das Kostensenkungsziel von 20 Mio CHF gegenüber der Kostenbasis von 2014 soll aber wie geplant im kommenden Jahr erreicht werden, versicherte der Finanzchef.
Auch die Mittelfristziele über einen Geschäftszyklus von fünf bis acht Jahren bleiben bestehen. Demnach soll das verwässerte operative Ergebnis pro Aktie auf annualisierter Basis um über 10% gesteigert und eine Umsatzrendite von 35-40% erreicht werden. Auch weiterhin soll dabei eine «nachhaltige, progressive und vorhersehbare» Dividendenpolitik verfolgt werden.
Aktie sackt ab
Obwohl die Resultate nach der Gewinnwarnung weitgehend ohne Überraschung geblieben sind, werden die definitiven Halbjahreszahlen an der Börse ungnädig aufgenommen. Bis Börsenschluss verlieren die GAM-Aktien 13,3% auf 9,02 CHF. Analysten bemängeln den anhaltend hohen Vermögensabfluss, die tiefere Bruttomarge sowie den verhaltenen Ausblick. (awp/mc/pg