GAM mit weiteren Geldabflüssen und roten Zahlen konfrontiert
Zürich – Der sich in einer Übernahmeschlacht befindende Asset-Manager GAM hat seine bereits Mitte Juli kommunizierten Halbjahreszahlen bestätigt und präzisiert. Auf operativer Ebene beträgt der Verlust 22,5 Millionen Franken, unter dem Strich aufgrund von Abschreibungen gar 71,2 Millionen.
Auch der Abfluss von verwalteten Vermögen hält weiter an: Per Ende Juni verzeichnete der Asset-Manager, der einst von Julius Bär abgespalten wurde, noch 68,0 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen. Per Ende März waren es noch 71,7 Milliarden, per Ende Dezember 2022 75 Milliarden und per Ende 2021 rund 100 Milliarden gewesen. 46,1 der 68,0 Milliarden entfallen dabei auf den Bereich Fund Management Services (FMS), der im vierten Quartal an den Asset-Manager Carne verkauft werden soll.
Angesichts der Kontroverse über die geplante Übernahme von GAM durch den britischen Fondsmanager Liontrust rücken die detaillierten Zahlen aber in den Hintergrund. Zur Auseinandersetzung mit der Aktionärsgruppe Newgame respektive Rock Investments, welche das Übernahmeangebot von Liontrust ablehnen, äusserte sich GAM am Donnerstagmorgen nicht mehr.
Im Communiqué wird einzig Verwaltungsratspräsident David Jacob dahingehend zitiert, dass die Halbjahresergebnisse die Herausforderungen zeigten, vor denen GAM stehe. Und dass diese Herausforderungen einer der Gründe seien, die für den Verkauf von GAM an Liontrust sprächen.
Ausserordentliche GV in zwei Wochen
Das öffentliche Übernahmeangebot von Liontrust für alle ausstehenden GAM-Aktien läuft noch bis zum 4. August. Das britische Unternehmen bietet 0,0589 eigene Aktien für jede GAM-Aktie.
Für die Investorengruppe Newgame respektive Rock Investment ist das zu wenig. Sie schlagen eine Sanierung von GAM vor und haben entsprechende Anträge für eine Auswechslung des Verwaltungsrates eingereicht. Diese gelangen an einer ausserordentlichen Generalversammlung, die am 18. August stattfinden wird, zur Abstimmung. Zudem hat Newgame/Rock Investments angekündigt, ein Angebot für eine Teilübernahme von GAM zu machen. Dieses soll Investoren, welche die Sanierung von GAM nicht mitmachen wollen, einen Ausstieg ermöglichen.
Der Verwaltungsrat von GAM stellt sich geschlossen hinter die Übernahme durch Liontrust.
Die 2009 von Julius Bär abgespaltene GAM kämpft seit Jahren mit den Folgen hausgemachter Probleme. Nachdem 2018 ein prominenter Fondsmanager wegen schwerer Verfehlungen suspendiert worden war, zogen die Anleger massiv Geld aus den Anlagevehikeln ab. (awp/mc/pg)