GAM verwaltet keine 100 Milliarden Franken mehr

Peter Sanderson

GAM-CEO Peter Sanderson. (Foto: GAM)

Zürich – Der Schweizer Asset Manager GAM ist noch lange nicht aus der Krise. Im vergangenen Jahr sind die verwalteten Vermögen weiter eingebrochen. Mittlerweile sind es an die 60 Milliarden weniger als noch Ende 2017 – vor der unrühmlichen Manager-Affäre.

Das Investmenthaus ist seit der Suspendierung eines Managers wegen Verstössen gegen interne Richtlinien im Jahr 2018 und der Abwicklung der von ihm betreuten Fonds stark angeschlagen. Die Sache verfolgt das Unternehmen noch heute: Erst im vergangenen Dezember legte GAM einen Konflikt in dem Zusammenhang mit der britischen Aufsichtsbehörde bei – mit einer Busse von 9,1 Millionen Pfund.

Das Unternehmen versucht nun, zu Wachstum und Profitabilität zurückzukehren. 2021 erlitt GAM aber erstmal einen weiteren und zwar deutlichen Rückgang bei den verwalteten Vermögen. Per Ende 2021 betrugen sie noch 99,9 Milliarden Franken nach 122,0 Milliarden ein Jahr davor, wie GAM am Donnerstag mitteilte. Vor vier Jahren, also Ende 2017, waren es gar noch 158,7 Milliarden gewesen.

Grosskunde an Konkurrenz verloren
Im Bereich «Investment Management», dem Kerngeschäft, verzeichnete GAM im vergangenen Jahr Netto-Kundenabflüsse in Höhe von 4,4 Milliarden. 1,1 Milliarden gingen zudem auf das Konto von Fonds in Liquidation. Der Bereich «Fund Management Services», wie das Geschäft mit Fondslösungen für Dritte neu heisst, erlitt Nettoabflüsse von 20,5 Milliarden. Ein Grosskunde hatte sich entschieden, den Anbieter zu wechseln.

Entsprechend reduzierte sich der Ertrag aus dem Dienstleistungs- und Kommissionsgeschäft weiter auf 227,3 Millionen (-2,5%). Bei Ausgaben von 234,5 Millionen ergab sich ein operativer Vorsteuerverlust von 9,6 Millionen Franken nach einem Minus von 14,9 Millionen im Jahr davor. Unter dem Strich verlor GAM mit -23,3 Millionen weiter Geld, aber immerhin deutlich weniger als 2020 (-388,4 Mio).

Keine Dividende und keine Boni
Auf eine Dividende wird entsprechend erneut verzichtet. Angesichts des Verlusts sollen zudem das dritte Jahr in Folge keine variablen Vergütungen für die Konzernleitung ausgezahlt werden. Es sei angemessen, dass weder Jahresboni noch langfristige Anreize gewährt werden, hiess es.

GAM sieht aber auch Fortschritte bei der Umgestaltung der Gruppe. Genannt wird eine höhere Diversifizierung, eine einfachere Distribution und Organisation sowie mehr Effizienz. Seit 2018 habe sich der Gesamtaufwand um 37 Prozent reduziert.

Die Rückkehr zu nachhaltiger Profitabilität wie in früheren Zeiten wird aber noch dauern. Angesichts der stark rückläufigen Vermögen bleibt GAM nichts anderes übrig als die Mittelfristziele anzupassen: Neu wird bis 2024 mit einem bereinigten Vorsteuergewinn von mindestens 50 Millionen Franken gerechnet (bisher: 100 Mio). Wann wieder ein ausgeglichenes Ergebnis erreicht wird, darüber wollte das Management nicht spekulieren.

Neue Ziele angezweifelt
Selbst das deutlich gestutzte Ziel ist aus Sicht von Experten weit hergeholt. ZKB-Analyst Michael Kunz drückte es so aus: «Bis 2024 soll nun ein Vorsteuergewinn von 50 Millionen Franken erzielt werden – was wir uns nicht vorstellen können, wenn nicht bei den Assets wieder Zuflüsse verzeichnet werden können.» Die Gesellschaft kämpfe aber nach wie vor damit, dass Gelder eher ab- denn zufliessen.

Die GAM-Aktien haben sich von dem Einbruch 2018, als es noch Kurse von über 17 Franken gab, nie wieder erholt. Ein Tief markierte der GAM-Titel am 24. Januar 2022 bei unter 1,15 Franken. Am Donnerstag verlieren sie gegen Mittag 1,7 Prozent auf 1,318 Franken.

1983 war GAM Global Asset Management gegründet, 1999 von der UBS übernommen und 2005 an Julius Bär weiterverkauft worden. 2009 kam GAM gemeinsam mit dem damaligen Bär-Asset-Management an die Schweizer Börse. (awp/mc/ps)

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