GAM liquidiert Fonds von suspendiertem Fondsmanager

GAM liquidiert Fonds von suspendiertem Fondsmanager
Alexander Friedman, ehemaliger GAM-CEO.

Zürich – Die Aktien des Vermögensverwalters GAM sind mit deutlichen Kursverlusten in die neue Woche gestartet. Auslöser für die Abgaben ist der am Freitag nach Börsenhluss bekannt gegebene Entscheid, die Anfang August vom Handel ausgesetzten Fonds zu liquidieren. Nach der Suspendierung von Fondsmanager Tim Haywood durch GAM hatten viele Anleger Gelder aus den Fonds der von Haywood verwalteten «Absolute Return Bond-Strategie mit uneingeschränktem Anlageansatz» abgezogen.

GAM sieht für die Anleger mit der Liquidation die Möglichkeit, die Erlöse schneller zu erhalten. Ausserdem werde die Gleichbehandlung sichergestellt. Alle Fondseigner würden periodisch ihre proportionalen Anteile in bar erhalten, sobald diese während des Liquidationsprozesses zur Verfügung stünden, heisst es in dem am Freitag publizierten Brief. Die Liquidation erfolge vorbehältlich der nötigen Genehmigungen von Aufsichtsbehörden und Fondseignern sowie der entsprechenden Fondsbestimmungen.

Von der Liquidation betroffen sind insgesamt neun Fonds. Laut Angaben von Anfang August umfassten die Vermögen der betroffenen Fonds per Ende Juli insgesamt 7,3 Milliarden Franken. Gemäss GAM sind aus dem Verhalten von Haywood für die Kunden «keine materiellen Nachteile» entstanden.

Der Fondsmanager Tim Haywood war nach einer internen Untersuchung suspendiert worden, in der es laut GAM um das «Risikomanagementverfahren sowie um die Dokumentationspflichten» ging. Er habe es versäumt, eine ausreichende Due Diligence bei einigen Investitionen vorzunehmen, so GAM. Zudem habe er «möglicherweise gegen die Unterschriftenrichtlinie» verstossen und die «Richtlinie für Geschenke und Unterhaltung des Unternehmens» verletzt, schrieb GAM in einem früheren Investorenbrief.

Aktien verlieren über 4 Prozent
Die Aktien verlieren bis gegen 9.20 Uhr 4,1 Prozent auf 8,45 Franken, während der Gesamtmarkt (SPI) 0,43 Prozent tiefer steht. Anfang vergangene Woche hatten die Titel noch eine zaghafte Erholung vom heftigen Kursrückschlag im Juli gezeigt, gaben dann in der zweiten Wochenhälfte aber wieder Boden preis.

Analysten senken Gewinnprognosen
In den zuletzt gesehen Kursen sei eine Liquidation der Fonds bereits einkalkuliert gewesen, weshalb die nun angekündigte Massnhame keine grosse Überraschung darstelle, schreiben die Analysten von Baader Helvea. Die Experten betrachten es für die Gesellschaft nun aber als schwierig, zu einem ansprechenden organischen Wachstum zurückkehren zu können, was einer Neubewertung der Aktien Richtung früherer Niveaus im Wege stehen dürfte.

Vor dem Hintergrund der neusten Entwicklung senken die Analysten von Baader Helvea ihre Prognosen für den Gewinn pro Aktie um durchschnittlich rund 20 Prozent, was einerseits der Liquidation der Fonds und anderseits geringeren Neugeldzuflüsse Rechnung trägt. Die Experten gehen davon aus, dass das Management zusätzliche Kostensenkungsmassnahmen einleiten wird, was die negativen Effekte der Verluste aus den Fondsschliessungen teilweise aufheben dürfte.

Kurzfristig rechnen die Experten mit einer Fortsetzung der gedämpfte Stimmung der Investoren. Immerhin dürfte die hohe Dividendenrendite das Rückschlagspotenzial limitieren.

Mitte Juli waren die Titel mit der Publikation erster Angaben zum Ergebnis im Halbjahr erstmals unter die Räder gekommen und büssten Ende Juli mit der Bekanntgabe der detaillierten Zahlen sowie vor allem wegen der Suspendierung eines Investment Director erneut zweistellig ein. Am ersten Handelstag im August kam dann die nächste Hiobsbotschaft, wonach bestimmte Fonds eingestellt werden müssen. Diese Nachricht liess die Aktie um beinahe 15 Prozent einbrechen. (awp/mc/pg)

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