Zürich – Der Vermögensverwalter GAM will nach den tiefroten Zahlen im ersten Semester 2022 seine Kosten weiter senken. Wie bereits angekündigt, weist das angeschlagene Unternehmen für die ersten sechs Monate wegen einem Grossabschreiber einen massiven Verlust aus.
Auch operativ ist GAM im ersten Halbjahr, wie ebenfalls bereits vorab angekündigt, klar in die roten Zahlen gerutscht. Der operative Verlust vor Steuern beläuft sich gemäss den am Mittwoch veröffentlichten definitiven Zahlen auf 15,4 Millionen Franken. Nach dem nicht-liquiditätswirksamen Abschreiber von 264 Millionen auf dem «immateriellen Markenwert» aus der Übernahme von GAM durch Julius Bär im Jahr 2005 resultiert ein IFRS-Konzernverlust von 275,2 Millionen Franken.
Kostensenkungen bis 2023
Die Geschäftsentwicklung von GAM sei unter den «aussergewöhnlichen wirtschaftlichen und geopolitischen Bedingungen im ersten Halbjahr 2022» solide gewesen, wird CEO Peter Sanderson in der Mitteilung zitiert. Wegen der gesunkenen Umsatzerlöse setze der Vermögensverwalter nun aber weitere Massahmen zur Senkung der Kosten um.
Bereits im ersten Halbjahr habe GAM seine Gesamtkosten auf 109,5 Millionen Franken (Vorjahr 120,6 Millionen) reduziert, heisst es in der Mitteilung. Insgesamt erwarte GAM, dass die Gesamtkosten für das Geschäftsjahr 2022 um rund 20 Millionen niedriger ausfallen als 2021. Für das Geschäftsjahr 2023 erwarte GAM eine weitere Reduktion der Gesamtkosten um mindestens 20 Millionen Franken – dies dank einer Beschleunigung der Effizienzmassnahmen.
Negative Marktbewegungen
Die verwalteten Vermögen beliefen sich per Ende Juni auf insgesamt 83,2 Milliarden Franken gegenüber 99,8 Milliarden per Ende 2021. Davon entfielen 27,1 Milliarden auf das Investment Management und 56,1 Milliarden auf die Fund Management Services. Rund 80 Prozent des Rückgangs sei auf negative Marktbewegungen und Wechselkursbewegungen zurückzuführen gewesen, betonte GAM.
Der Bereich Investment Management musste derweil Netto-Vermögensabflüsse von 1,1 Milliarden Franken im ersten Halbjahr 2022 hinnehmen. Im Bereich Fund Management beliefen sich die Nettoabflüsse auf 2,5 Milliarden. Grösstenteils seien sie darauf zurückzuführen, dass ein Kunde sein Geschäft – wie schon im vergangenen Jahr angekündigt – zu einem anderen Anbieter transferiert habe, heisst es in der Mitteilung.
Finanzziele überprüfen
Unter den derzeitigen und auf mittlere Frist absehbaren Gegebenheiten sieht GAM die Erreichung der Finanzziele als eine grössere Herausforderung an. Diese würden deshalb im Hinblick auf das Marktumfeld zum Jahresende überprüft, kündigte das Finanzunternehmen an. Die Ziele sehen unter anderem einen operativen Gewinn vor Steuern von 100 Millionen Franken und eine operative Marge von 30 Prozent vor. (awp/mc/ps)