Professor Thorsten Hens.
Frankfurt am Main – Wann Anleger Fondsanteile kaufen und verkaufen, lässt sich sehr genau auf die Anlegerpsychologie zurückführen, beschreibt ein aktuelles White Paper des Global Financial Institute von Deutsche Asset & Wealth Management.
Der Autor ist Professor Thorsten Hens von der Universität Zürich, einer der weltweit führenden Wissenschaftler auf dem Feld der Anlegerpsychologie («Behavioural Finance»). Das White Paper vergleicht die Zu- und Abflüsse aus Fonds in mehr als 35 Ländern. Bisher war nur bekannt, dass die Entwicklung der verwalteten Fondsvermögen in einzelnen Ländern sehr unterschiedlich verläuft, genaue Daten waren nur für die USA bekannt. Das Ergebnis des White Paper zeigt nun, dass nur in wenigen Ländern wie Luxemburg oder Irland Besonderheiten wie eine fondsfreundliche Regulierung eine Rolle spielen. In allen anderen Ländern lässt sich die Entwicklung auf Aspekte der Behavioural Finance zurückführen.
Scheu vor Vorlusten
Eines der bekanntesten Behavioural-Finance-Muster ist laut Professor Hens die Scheu vor Verlusten. Ein Kursverlust von beispielsweise zehn Prozent führt zu wesentlich stärkeren Emotionen als ein Gewinn von zehn Prozent. In Ländern, in denen Anleger eine ausgeprägte Scheu vor Verlusten zeigen, schwanken die Zu- und Abflüsse in Investmentfonds wesentlich stärker. Der Studie zufolge finden sich Länder mit einer ausgeprägten „loss aversion“ vor allem in Asien, etwa in Hongkong, Thailand oder Südkorea.
Anleger aus der Schweiz warten länger zu
Schweizer Anleger hingegen weisen ein anderes Verhaltensmuster auf, das im White Paper mit „Patience“ (Geduld) beschrieben wird. Damit ist gemeint, dass Anleger in der Schweiz, aber auch in Deutschland, Schweden oder den Niederlanden, länger abwarten, bevor sie ihr Verhalten ändern.
Für alle Länder gilt, dass die Finanzkrise nach 2007 die Anlegerpsychologie merklich beeinflusst hat. Seitdem reagieren die Anleger weniger stark als zuvor mit Anteilskäufen auf Kurssteigerungen in ihren Heimatmärkten. Das lässt auf eine deutliche Verunsicherung schliessen, so die Ergebnisse der Studie. (Deutsche Bank AG/mc/pg)
Thorsten Hens
(* 1961) ist Swiss Finance Institute Professor of Financial Economics und Direktor des Swiss Banking Institute an der Universität Zürich in der Schweiz, sowie Fellow of CEPR und Adjunct Professor of Finance an der Norwegian School of Economics and Business Administration in Bergen. Er hat an der Universität Bonn und an der DELTA in Paris studiert und hatte Professuren an der Stanford University und der Universität Bielefeld inne. Zu seinen Forschungsfeldern zählen unter anderem Verhaltensökonomie (Behavioural Finance) und Evolutionary Finance.
Global Financial Institute
Das Global Financial Institute (GFI) hat im November 2011 seine Arbeit aufgenommen und will als neu konzeptionierter Thinktank die Perspektiven aus zwei unterschiedlichen Welten – der Wealth & Asset Management-Welt und der akademischen Welt – hinsichtlich wirtschaftlicher, politischer, finanzieller und sozialer Themen, die die Welt beschäftigen, effizient und gehaltvoll für diejenigen zusammenführen, die im Wealth & Asset Management tätig sind. Die Veröffentlichungen vereinen die Ansichten von Experten der Deutsche Asset & Wealth Management mit denen von weltweit renommierten Instituten in Europa, den Vereinigten Staaten und Asien. Die Publikationen umfassen unter anderem Studien, Interviews und Diskussionspapiere und decken eine breite Vielfalt an Forschungsgebieten der Makroökonomie und Finanzwirtschaft bis hin zur Soziologie ab.
Deutsche Asset & Wealth Management
Mit 946 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen (Stand 30. Juni 2013) ist Deutsche Asset & Wealth Management einer der führenden Vermögensverwalter weltweit. Deutsche Asset & Wealth Management bietet Privatanlegern und Institutionen weltweit eine breite Palette an traditionellen und alternativen Investmentlösungen über alle Anlageklassen. Deutsche Asset & Wealth Management steht zudem für massgeschneiderte Wealth Management-Lösungen und eine ganzheitliche Betreuung wohlhabender Privatanleger und Family Offices.