Geldwäscherei: Über 1’000 Hinweise im Jahr 2010
MROS: Hinweise auf Geldwäsche seitens der Anbieter nehmen zu.
Bern – Bei der Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) sind letztes Jahr 1’159 Verdachtsmeldungen eingegangen, über 29% mehr als 2009. Die involvierten Vermögenswerte sanken von 2,23 Mrd auf 847 Mio CHF. 2010 nahmen die Meldungen das vierte Jahr in Folge zu. Erstmals wurde die Tausendermarke überschritten, wie dem am Donnerstag veröffentlichten MROS-Jahresbericht zu entnehmen ist.
Die MROS (Money Laundering Reporting Office Switzerland) relativiert den Anstieg: Zwei grosse komplexe Fälle aus dem Bankensektor generierten allein 144 Meldungen. Entsprechend stieg der Anteil der von Banken gemeldeten Fälle von 67 auf 71%. Einen Einfluss könnte auch der verbesserte Haftungsausschluss der Finanzintermediäre haben, der 2009 eingeführt wurde. Dass die involvierten Vermögenswerte von 2,23 Mrd CHF auf 847 Mio sanken, hat laut MROS unter anderem damit zu tun, dass 2009 allein bei zwei Meldungen 725 Mio CHF im Spiel waren. Mit einem Anteil von 16% am zweithäufigsten erstatteten Akteure im Zahlungsverkehr Meldung. Mit Genugtuung stellt die MROS fest, dass die Hinweise vor allem seitens der Anbieter (zu denen etwa die Post zählt) zugenommen haben; das Meldevolumen der sogenannten Money Transmitter (Geldversand) blieb praktisch konstant.
Betrug die am häufigsten vermutete Vortat
Wie im Vorjahr können bei gut der Hälfte der Verdachtsmeldungen strafbare Handlungen gegen das Vermögen als vermutete Vortat angenommen werden. Ebenfalls wie in den Jahren zuvor ist mit einem Anteil von knapp 39% wiederum Betrug die am häufigsten vermutete Vortat. Aufgefallen ist der MROS eine Zunahme von Meldungen, bei denen das Internet eine Rolle spielt. Gut 86% (Vorjahr 89%) der Verdachtsmeldungen hat die MROS an die Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet. Vor allem bei Fällen mit einem Auslandbezug sind die Ermittlungen jedoch oft langwierig. Rund ein Drittel der seit dem Jahr 2000 weitergeleiteten Verdachtsmeldungen ist noch in Bearbeitung – das heisst, etwas über 2’000 Fälle.
Mutmassliche Terrorfinanzierung: Deutlich mehr Meldungen
Mit 13 Meldungen fast verdoppelt hat sich letztes Jahr die Zahl der Verdachtsmeldungen im Zusammenhang mit mutmasslicher Terrorismusfinanzierung. Die MROS relativiert den Zuwachs mit dem Hinweis, dass drei komplexe Fälle allein zu acht Meldungen geführt haben. Ging es 2009 um Vermögenswerte von gerade mal 9500 CHF, so waren es letztes Jahr 23 Mio CHF. Dieses Resultat geht laut MROS hauptsächlich auf eine einzige Verdachtsmeldung aus dem Bankenbereich zurück, bei der es um knapp 19 Mio CHF ging.
Relais- und Filterfunktion
Zehn der 13 Fälle wurden an die Bundesanwaltschaft weitergeleitet; in sechs Fällen davon habe sich der Verdacht auf Terrorismusfinanzierung nicht erhärtet, schreibt die MROS. Vier Meldungen sind noch in Bearbeitung, darunter die Meldung zu den knapp 19 Mio CHF. Dieser Fall stehe im Zusammenhang mit Lebensmittelhandel und dem Verdacht auf Unterstützung einer islamistischen Organisation. Keine der letztes Jahr eingegangenen Verdachtsmeldungen weist indes einen Bezug zur offiziellen Liste mit den Namen mutmasslicher Terroristen auf. Der Meldestelle für Geldwäscherei kommt eine Relais- und Filterfunktion zwischen den Finanzintermediären und den Strafverfolgungsbehörden zu. Organisatorisch ist die MROS als Sektion innerhalb des Bundesamtes für Polizei (fedpol) eingereiht, ist aber selber keine Polizeibehörde. (awp/mc/ps)