Abrupter Abgang: Cesare Geronzi.
Rom – Der Verwaltungsratpräsident der europaweit drittgrössten Versicherungsgesellschaft Assicurazioni Generali, Cesare Geronzi, ist am Mittwoch zurückgetreten. Wie das Unternehmen am Mittwoch bekanntgab, trat Geronzi aufgrund von «konzerninternen Kontrasten» zurück.
Konzernchef Giovanni Perissinotto und der 76-jährige Geronzi hatten sich zuletzt wegen Strategie- und Kommunikationsfragen überworfen. In den vergangenen Wochen war Geronzi wegen seiner Strategie auch zunehmend ins Visier der Hauptaktionäre geraten. Der 76-jährige Italiener hatte erst vor einem Jahr das Ruder des Versicherers von dem Franzosen Antoine Bernheim übernommen.
Vize Caltagirone übernimmt interimsweise
Die Interims-Führung der Versicherungsgesellschaft übernimmt Vizepräsident Francesco Caltagirone. Geronzi reichte seinen Rücktritt ein, nachdem fast der gesamte Aufsichtsrat, darunter Geschäftsführer Alberto Nagel und Generaldirektor Francesco Saverio Vinci, einen Misstrauensantrag gegen ihn eingereicht hatten. Geronzi vertrat die Strategie, sich mit Investitionen mehr auf Italien zu konzentrieren und dort bei Infrastrukturprojekten und im schwächelnden Finanzsektor eine positive Rolle zu spielen. Er galt als Vertrauter von Regierungschef Silvio Berlusconi. Konzernchef Perissinotto hatte dagegen mehr auf der internationalen Ausrichtung des erfolgreichen Versicherers beharrt.
Aktie im Steigflug
Der Aufsichtsrat hatte unter anderem die Osteuropa-Strategie des Unternehmens kritisiert, wie italienische Medien berichteten. Vor allem sei mangelnde Transparenz beim Joint Venture mit der tschechischen Versicherungsgesellschaft PPF beklagt worden. Stein des Anstosses war dabei eine Verkaufsoption zugunsten des tschechischen Unternehmers Petr Kellner, die Generali finanziell schwer belasten würde. Der Finanzmarkt reagierte positiv auf Geronzis Rücktritt. Die Aktie des Versicherers konnte an der Mailänder Börse ein Plus von 5,3 Prozent verzeichnen. (awp/mc/ps)