Von Martin Raab, Derivative Partners Media AG, payoff.ch
payoff im Gespräch mit Georg von Wattenwyl, Leiter Financial Products, Advisory & Distribution, Bank Vontobel AG über das neu lancierte Konzept «Strukturierte Produkte mit Referenzanleihe» und deren Funktionsweise.
payoff: Die Bank Vontobel hat sogenannte «Strukturierte Produkte mit Referenzanleihe» begeben. Was steckt hinter diesem Produktkonzept?
Georg von Wattenwyl: Die Idee ist die Diversifikation des Schuldnerrisikos im Portfolio und damit unter Umständen verbunden eine Renditeoptimierung. Im Unterschied zu herkömmlichen Strukturierten Produkten wird hier ein weiteres Element, nämlich die Referenzanleihe, hinzugenommen. Entscheidend für die Rückzahlung wird demnach nicht mehr nur der Emittent, sondern die Zahlungsfähigkeit des Referenzschuldners. Damit der Anleger nun aber nicht zwei Schuldnerrisiken tragen muss (Emittent und Referenzschuldner), wird das Emittentenrisiko mittels COSI-Pfandbesicherung nahezu eliminiert. Ökonomisch ergibt sich für den Anleger somit ein Strukturiertes Produkt mit Schuldnerrisiko der Referenzanleihe.
«Entscheidend für die Rückzahlung ist nicht mehr nur der Emittent, sondern der Referenzschuldner.»
Welchen Anlegertyp möchten Sie ansprechen?
Grundsätzlich sprechen wir damit Anleger an, die eine Renditeoptimierung in Verbindung mit einer bewussten Schuldnerdiversifizierung anstreben. Es gibt viele Referenzschuldner, welche die individuellen Kriterien als Schuldner für einen Investor erfüllen und erst noch einen interessanten Credit Spread ausweisen. Dies bietet dem Anleger die Chance auf mehr Rendite bei kalkuliertem Risiko. Oder der Anleger wünscht eine Diversifikation des Schuldnerrisikos im Portfolio – denn jetzt können auch Referenzschuldner (z.B. Unternehmen und Staaten) ausserhalb des Finanzsektors ausgewählt werden.
Durch die Pfandbesicherung des Produkts (COSI) wird das Emittentenrisiko nahezu ausgeschlossen. Welche Wertschriften dienen bei Ihren Produkten dort als Sicherheit?
Da die Bank Vontobel ein aktives Collateral-Management betreibt, können Wertschriften aus dem ganzen COSI-Basket als Sicherheit hinterlegt sein. Die COSI-Baskets haben noch strengere Auflagen als die SNB- und EUREX-Repo-Baskets bezüglich Haircuts. Die Bank Vontobel erfüllt diese Kriterien wie alle anderen Teilnehmer auch. Details zu den Baskets können unter http://www.eurexrepo.com/cosi/baskets.html nachgesehen werden.
Wie schwierig ist es, dem Private Banking-Kunden klarzumachen, dass er beispielsweise ein Vontobel-Kapitalschutzprodukt mit Holcim-Referenzanleihe kauft, aber im Wesentlichen das Kreditrisiko Holcim trägt und deshalb bei einem Default von Holcim nur noch einen entsprechend tiefen Rückzahlungsbetrag erhält?
Der Komplexitätsgrad ist in der Tat höher als bei herkömmlichen Produkten, denn der Anleger muss neben der Marktmeinung eine Meinung zu der Bonität des Referenzschuldners haben. Spätestens seit der Finanzkrise dürfte es aber klar sein, dass jedes Strukturierte Produkt schlussendlich ein bestimmtes Schuldnerrisiko aufweist und man sich damit befassen muss. Aber auch visuell differenzieren sich die Produkte in der Palette klar von den übrigen, sei es mit entsprechender Kennzeichnung oder hinsichtlich der jeweiligen Dokumentation.
«Der Komplexitätsgrad ist in der Tat höher – gefragt sind eine Meinung zum Markt und zur Bonität des Referenzschuldners.»
Gibt es ein Mindestrating für die angebotenen Referenzschuldner oder können auch Hochrisiko-Obligationen als Referenz dienen (Welches Universum wird abgedeckt)?
Nein, es gibt kein Mindestrating, das wäre technisch nicht umsetzbar. Denn ein Rating kann sich während der Laufzeit bekanntlich ändern und dann kann man die Referenzanleihe nicht einfach auswechseln. Das Universum der Referenzanleihen muss aber gewisse Qualitätsmerkmale, wie zum Beispiel eine geeignete Handelbarkeit, aufweisen. Wir beabsichtigen das Angebot an solchen Referenzanleihen kontinuierlich auszubauen und dabei auf ein breites Universum zu achten. Dabei sollen durchaus auch Referenzanleihen zur Verfügung stehen, welche einen höheren Credit Spread aufweisen. Denn es kann für den Anleger auch eine Chance sein, bewusst ein vom Markt höher eingeschätztes Ausfallrisiko in Kauf zu nehmen und damit einen Renditebeitrag im Strukturierten Produkt zu erreichen. Wichtig ist, dass der Anleger von der Qualität einer bestimmten Referenzanleihe bzw. der Rückzahlungsfähigkeit eines bestimmten Referenzschuldners überzeugt ist.
Wie muss man sich das bankinterne Handling der jeweiligen Referenzanleihe vorstellen?
Das Strukturierte Produkt mit Referenzanleihe ist ein weiterer Baustein in unserer umfassenden Produktpalette, welchen wir in der gewohnten Produkt- und Servicequalität anbieten. Das heisst zum Beispiel, dass wir unseren Kunden die Möglichkeit geben, über die Vertriebsplattform Deritrade selber solche Produkte zu rechnen und bei Bedarf zu handeln. Somit ist auch unsere ganze Wertschöpfungskette von Vertrieb über Produktion bis Handel entsprechend in den Prozess involviert.
«Wir beabsichtigen das Angebot an Referenzanleihen auszubauen – auch auf solche, mit höheren Credit Spreads.»
Wie lange hat es von der Idee bis zum Listing des fertigen Produkts gedauert?
Bis die Produktions- und Handelsprozesse fertig aufgesetzt und implementiert waren, Abklärungen getroffen wurden und das Vermarktungskonzept aufgestellt war, sind schon ein paar Monate vergangen. Wir waren aber stets von der Idee überzeugt und haben entsprechend motiviert daran gearbeitet.
STP mit Referenzanleihe:
Bei Strukturierten Produkten mit Referenzanleihe ist für die Rückzahlung nicht mehr nur die Bonität des Emittenten massgeblich, sondern die Zahlungsfähigkeit des Referenzschuldners. Damit der Anleger nun aber nicht zwei Schuldnerrisiken tragen muss (Emittent und Referenzschuldner), wird das Emittentenrisiko mittels COSI-Pfandbesicherung nahezu eliminiert.
Im Falle eines Credit Event des Referenzschuldners erhält der Anleger eine Rückzahlung gemäss der Formel: Kurswert des Produkts (z.B. 95,00%) x Rückzahlungsquote des Referenzschuldners (z.B. 50%) = 95,00% x 50% = 47,50%.
Der Gesprächspartner:
Georg von Wattenwyl ist Leiter Financial Products, Advisory & Distribution der Bank Vontobel. Seine Karriere begann er als Fixed-Income-Spezialist bei der Credit Suisse. Seit bereits zwölf Jahren arbeitet er nun für die Bank Vontobel, wo er von Anfang an mitverantwortlich für die Entwicklung und den Handel mit Derivativen Produkten ist. Die globale Beratungs- und Vertriebsverantwortung unterliegt ihm seit 2007.