Nikolaus von Bomhard, Vorstandschef Munich Re. (Foto: Munich Re)
München – Wenige Hurrikane und geringe Katastrophenschäden stimmen den weltgrössten Rückversicherer Munich Re vorerst optimistischer. «Der Gewinn kann in diesem Jahr gut über 3,1 Milliarden Euro liegen», sagte Finanzchef Jörg Schneider am Donnerstag in München mit Blick auf das bisherige Jahresziel von 3 Milliarden. Allerdings werde es jedoch schwer, die Marke im kommenden Jahr wieder zu erreichen. Der Preiskampf im Rückversicherungsgeschäft und die anhaltenden Niedrigzinsen machen dem Konzern zu schaffen. Im dritten Quartal verdiente er trotz geringer Schäden und einer Steuergutschrift weniger als von Experten erwartet.
An der Börse kamen die Nachrichten nicht gut an. Die Munich-Re-Aktie lag zur Mittagszeit nach anfänglich höheren Verlusten noch mit 1,02 Prozent im Minus bei 155,55 Euro und gehörte zu den schwächsten Werten im Dax . Die erhöhte Gewinnprognose sei angesichts der geringen Schadensummen keine Überraschung, urteilte Analyst Andreas Schäfer vom Bankhaus Lampe. Experten hatten ohnehin mit einem Gewinn von 3,1 Milliarden Euro gerechnet.
Im dritten Quartal verdiente die Munich Re unter dem Strich 735 Millionen Euro, rund 17 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im Sommer vergangenen Jahres hatten Hagelgewitter in Deutschland hohe Schäden angerichtet. Diesmal kosteten Naturkatastrophen den Rückversicherer 100 Millionen Euro – zwei Drittel weniger als im Vorjahr und deutlich weniger als eingeplant. Auch die Erstversicherungstochter Ergo konnte ihren Gewinn um ein Viertel steigern. Wegen der geringen Schäden blieb im gesamten Schaden- und Unfallgeschäft mehr von den Beitragseinnahmen übrig als ein Jahr zuvor.
Erträge aus Kapitalanlagen rückläufig
Dass es unter dem Strich nicht ganz so gut lief, lag an den Kapitalanlagen, die deutlich weniger abwarfen als im Vorjahr. Die Munich Re hat sich mit Finanzinstrumenten unter anderem gegen Inflationsgefahren abgesichert. Weil die Geldentwertung niedrig blieb, musste das Unternehmen den Wert dieser Finanzinstrumente nach unten korrigieren.
Ausserdem kämpft die Munich Re gegen die Niedrigzinsen und hat schon mehr Geld in Unternehmensanleihen gesteckt, die höhere Zinsen abwerfen als die lange als sicher geltenden Staatsanleihen. In Infrastruktur und neue Energien will die Munich Re in den kommenden Jahren bis zu acht Milliarden Euro investieren – aber nicht um jeden Preis. «Wir werden uns durch die EZB-Politik und niedrige Zinsen auf Kapitalanlagen nicht dazu hinreissen lassen, für zu niedrige Risikozuschläge unvernünftige Risiken einzugehen», sagte Schneider.
Der gewachsene Optimismus des Vorstands für 2014 speist sich auch aus den weiterhin geringen Schäden. «Der grösste Schaden im vierten Quartal ist bislang Hurrikan ‹Gonzalo'», sagte Schneider. Dessen Folgen dürften die Munich Re einen zweistelligen Millionen-Euro Betrag kosten. Die Risikoexperten des Dienstleisters AIG Worldwide erwarten, dass der Sturm auf den Bermuda-Inseln versicherte Schäden von bis zu 400 Millionen US-Dollar angerichtet hat. Als Orkantief in Deutschland hinterliess «Gonzalo» nach Einschätzung des Rückversicherungsmaklers Aon Benfield versicherte Schäden von 60 bis 100 Millionen Euro.
Branchenprimus Hannover Rück mit Gewinnsprung
Im dritten Quartal hatte Hurrikan «Odile» in Mexiko die Münchner rund 65 Millionen Euro gekostet. Die Hurrikan-Saison auf dem Atlantik dauert typischerweise von Mitte August bis Mitte Oktober. Den letzten hohen Schaden hatte Hurrikan «Sandy» im Herbst 2012 an der US-Ostküste angerichtet. Er kostete die Versicherungsbranche rund 30 Milliarden Dollar.
Rückversicherer übernehmen von Erstversicherern wie Allianz und Axa Teile der Risiken und bekommen dafür einen Anteil an den Prämieneinnahmen. Der weltweit drittgrösste Rückversicherer Hannover Rück hatte am Mittwoch einen überraschend hohen Gewinnsprung verkündet und steuert auf einen neuen Rekordgewinn zu. Der weltweit Branchenzweite Swiss Re will seine Zahlen am Freitag gleichzeitig mit Europas grösstem Erstversicherer Allianz vorlegen. (awp/mc/upd/ps)