Gewinn von Axa Winterthur sinkt 2016 um 13,8%
Winterthur – Die tiefen Zinsen haben 2016 den Gewinn der Versicherungsgruppe Axa Winterthur gedrückt. Unter dem Strich betrug der Gewinn 801 Mio CHF und damit 14% weniger als im Vorjahr. Das operative Ergebnis gab um 7,5% auf 829 Mio nach, wie der Versicherer am Donnerstag mitteilte.
Bei Reinvestitionen bei festverzinslichen Anlagen musste die Assekuranzgruppe mit tieferen Zinsen Vorlieb nehmen als zuvor. Zudem stiegen die Absicherungskosten. Allerdings litt die Axa Winterthur nicht mehr so stark unter Marktschwankungen wie noch in der ersten Jahreshälfte. Im Halbjahr hatten starke Wertschwankungen von Finanzderivaten sowie Wandelanleihen den Reingewinn um rund 30% in die Tiefe gerissen.
Zum Jahresende hin konnte die Axa Winterthur aber von der Erholung der US-Märkte profitieren, wie Versicherungschef Antimo Perretta gegenüber der Nachrichtenagentur sda sagte. Insgesamt zeigt sich Perretta angesichts der Umstände zufrieden: «Beim technischen Ergebnis im Kerngeschäft haben wir das Vorjahresergebnis gehalten und damit ein solides Jahresergebnis erreicht.»
Mehr Motorradversicherungen
Die Axa Winterthur nahm 11,05 Mrd CHF an Bruttoprämien ein, das sind 0,4% weniger als im Vorjahr. Bei der Schadenversicherung konnte die Versicherung die Bruttoprämien um 0,6% steigern. Unter anderem profitierte sie von den zahlreichen Motorradkäufen. In der Motorfahrzeug- und Hausratsversicherung verzeichnete das Unternehmen 14’619 Netto-Neuabschlüsse – mit 63% fast zwei Drittel mehr als im Vorjahr. Dabei hätten mit vielen bestehenden Kunden weitere Versicherungen abgeschlossen werden können, sagte Perretta. Die Kundenbindung sei gestärkt worden.
Auch bei den Kosten verbesserte sich die Axa Winterthur. Der Kostensatz sank um 0,4 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Weil zugleich allerdings leicht mehr Schäden bezahlt werden mussten, verschlechterte sich der Schadensatz um 0,6 Prozentpunkte. Damit betrug das Verhältnis von Schadenaufwand und Kosten – der Schaden-Kosten-Satz – mit 86,2% 0,2 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Ein Schaden-Kosten-Satz von unter 100% zeigt an, dass das versicherungstechnische Geschäft rentabel ist.
Vermehrt Anlagerisiko beim Kunden
Beim Kollektivlebengeschäft steigerte die Gruppe die Bruttoprämien um 2,1% auf 6,69 Mrd CHF. Dort trieben vor allem Sparbeiträge aus teilautonomen Versicherungslösungen das Geschäft an. Bei diesem Versicherungsmodell liegen die Anlagerisiken teilweise oder ganz beim Kunden.
Das Neugeschäft mit diesen Lösungen verdoppelte sich im Vergleich zum Vorjahr. Aufgrund der tiefen Zinsen lohnt es sich für Versicherer, auf solche Modelle zu setzen. Insgesamt machen die Sparbeiträge aus teilautonomen Lösungen mit 94 Mio CHF derzeit aber noch einen kleinen Teil des Geschäfts mit der beruflichen Vorsorge aus.
Im Einzelleben erschwerte das Tiefzinsumfeld laut Mitteilung das Geschäft. Gerade bei Einmaleinlagen zeichne die Versicherung bewusst konservativ. Das heisst, sie verzichtete auf Geschäfte, wenn diese unrentabel schienen. Die Bruttoprämien gingen in der Folge um 17,1% zurück.
Einstieg in Krankenversicherung
2017 will die Versicherung weiter an der digitalen Transformation arbeiten. Zudem will die Gruppe ins Geschäft mit Krankenzusatzversicherungen einsteigen, wie sie bereits im Dezember angekündigt hatte.
Axa Winterthur ist seit 2006 eine Tochter des französischen Versicherungsriesen Axa, der am heutigen Donnerstag seine Zahlen ebenfalls vorlegt. Noch als Winterthur hatte die Assekuranz 2006 ihre Krankenkasse Wincare an Sanitas verkauft. Der Konzern ist der grösste Versicherer der Schweiz und kommt auf einen Marktanteil von über 20%. (awp/mc/upd/ps)