Anleihehandel bremst Gewinneinbruch bei Goldman Sachs
New York – Ein herber Geschäftsrückgang im Investmentbanking hat dem US-Geldhaus Goldman Sachs auch im dritten Quartal einen Gewinneinbruch eingebrockt. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Überschuss von knapp drei Milliarden US-Dollar (3,1 Mrd Euro) und damit 44 Prozent weniger als im aussergewöhnlich guten Vorjahreszeitraum, wie das Institut am Dienstag in New York mitteilte. Dass es nicht schlimmer kam, verdankte das Institut einem schwungvollen Handel mit Wertpapieren. An der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen.
Kurz nach Handelsbeginn in New York legte die Goldman-Aktie um mehr als fünf Prozent zu und war damit zweitstärkster Titel im US-Leitindex Dow Jones Industrial . Analysten hatten im Schnitt bei Erträgen und Gewinn mit noch stärkeren Einbrüchen gerechnet.
Während andere Banken ihre Einnahmen dank der gestiegenen Zinsen im Sommer teils kräftig steigerten, gingen die Nettoerträge von Goldman Sachs im Jahresvergleich um zwölf Prozent auf knapp zwölf Milliarden Dollar zurück. Zwar sprang der Zinsüberschuss um fast ein Drittel auf gut zwei Milliarden Dollar nach oben. Allerdings macht das Zinsgeschäft bei Goldman Sachs nur einen kleinen Teil der Erträge aus.
Gewinneinbruch im Investmentbanking
Daher konnte diese Entwicklung die Rückgänge in anderen Geschäftsbereichen nicht ausgleichen. Die stärkste Bremsspur zeigte sich im Investmentbanking: Dort fielen die Erträge mit 1,6 Milliarden Dollar um 57 Prozent niedriger aus als ein Jahr zuvor. Besser lief der Handel mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen: Dort legten die Erträge um 41 Prozent auf 3,5 Milliarden Dollar zu und machten einen Rückgang im Aktienhandel mehr als wett.
Zudem legte Goldman Sachs mehr Geld für drohende Kreditausfälle zurück. Mit 515 Millionen Dollar lag die Risikovorsorge fast dreimal so hoch wie im Vorjahreszeitraum, wenn auch nicht mehr so hoch wie im zweiten Jahresviertel. Goldman Sachs war die letzte grosse Bank aus den USA, die ihre Zahlen zum dritten Quartal veröffentlichte.
Goldman-Chef David Solomon bereitet sich nun auf einen grundlegenden Umbau des Geldhauses vor. Der Manager will das Bankgeschäft mit dem Handelsgeschäft zusammenlegen. Auch die Vermögensverwaltung und das Fondsgeschäft sollen künftig eine Einheit bilden. Eine kleinere Sparte soll hauseigene Bankdienstleistungen auf Plattformen von Partnerunternehmen anbieten.
Damit rückt das Management von dem bisherigen Plan ab, ein eigenes Bankangebot für normale Privatkunden aufzubauen. «Wir haben gelernt, dass das Konzept einer breiten Präsenz im Verbrauchergeschäft nicht wirklich zu unseren Stärken passt», sagte Solomon am Dienstag in einem Interview mit dem Sender CNBC. Im dritten Quartal lagen die Erträge im Verbraucherbank-Geschäft lediglich bei 744 Millionen Dollar. (awp/mc/ps)