Boris Collardi, CEO Julius Bär Gruppe. (Bild: Julius Bär)
Zürich – Die Julius Bär Gruppe weist für das Geschäftsjahr 2015 wegen der hohen Bussenrückstellung im US-Steuerstreit einen klaren Gewinnrückgang aus. Operativ hat die Vermögensverwalterin dank einer gestiegenen Marktvolatilität und dank Kosteneinsparungen zulegen können. Nach dem Abschluss des US-Steuerstreits und der Integration des Merrill Lynch-Geschäfts sieht sich das Institut in einer neuen Phase.
Der Konzerngewinn betrug 2015 noch 121 Mio CHF, was einem Rückgang um zwei Drittel entspricht, wie den am Montag publizierten Jahreszahlen zu entnehmen ist. Der adjustierte Konzerngewinn, der für die Julius-Bär-Führung die operative Performance widerspiegelt, legte dagegen um 20% zu auf 701,5 Mio CHF – ausgeklammert sind in diesem Resultat neben der US-Bussenzahlung diverse Sonderposten. Die Aktionäre sollen mit einer erhöhten Dividende von 1,10 CHF (VJ 1,00) profitieren.
«Fairer Vergleich»
Zu der Ende 2015 bekanntgegebenen grundsätzlichen Einigung im Bussenstreit hat das US-Justizdepartement nun laut Mitteilung seine finale Zustimmung gegeben – die Bussensumme soll sich also nicht mehr ändern. Nun kommt es noch zu einer Gerichtsverhandlung über den ausgehandelten Vergleich, im Anschluss daran soll die Einigung im Wortlaut publiziert werden. Julius-Bär-CEO Boris Collardi sprach vor den Medien von einem «fairen Vergleich».
Höhere Dividende
Die Betriebserträge der Privatbank stiegen im vergangenen Jahr nicht zuletzt wegen der erhöhten Volatilität nach dem SNB-Entscheid deutlich an. Allerdings schwächte sich die Dynamik in der zweiten Jahreshälfte ab – über das Gesamtjahr blieb deshalb auch die Bruttomarge unverändert bei 94 Basispunkten. Auf der Kostenseite profitierte Bär von den nach dem SNB-Entscheid eingeleiteten Kostensenkungen sowie von Synergien aus der Integration des Internationalen Vermögensverwaltungsgeschäfts (IWM) von Merrill Lynch.
Die verwalteten Vermögen (AuM) legten per Jahresende um 3% auf 300 Mrd CHF zu. Der Neugeldzufluss belief sich im vergangenen Geschäftsjahr auf 12 Mrd CHF nach einem Zufluss von 13 Mrd CHF im Jahr davor.
Operative Ziele aktualisiert
Julius Bär sei nun in eine «neue Phase» eingetreten, betonte CEO Boris Collardi an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Neben dem unmittelbar bevorstehenden Ende des US-Steuerstreits hat die Bank im vergangenen Jahr auch die Vermögenstransfers der ehemaligen IWM-Einheiten abgeschlossen: Insgesamt wurden 59 Mrd CHF transferiert, was am unteren Ende der Ankündigungen (57 bis 72 Mrd) bei Bekanntgabe der Fusion im Jahr 2012 liegt.
Die Vermögensverwalterin hat nun auch die Mittelfrist-Ziele überarbeitet, konkret fällt das angestrebte Cost/Income-Ratio mit 64-68% (vorher 65-70%) etwas ehrgeiziger aus. Neu gibt sich das Institut zudem Leitlinien zur Dividendenpolitik: So sollen künftig «gegen 40% des adjustierten Konzerngewinns» ausgeschüttet werden.
Am Konsolidierungsprozess in der Vermögensverwaltung möchte die Bank weiterhin teilnehmen. Potenzielle Übernahmeziele müssten die richtige Grösse, eine gute Qualität und den richtigen Preis haben, sagte CEO Collardi. Weiterhin kein Thema ist allerdings eine Übernahme der BSI – Julius Bär habe kein Interesse an der Tessiner Privatbank.
Negative Reaktion am Aktienmarkt
Zum Start in das laufende Jahr 2016 gaben sich die Verantwortlichen vor den Medien zurückhaltend. Ob sich die sehr hohe Volatilität an den Finanzmärkten vom Januar fortsetzen werde, sei zwar schwierig zu sagen. Generell werde es in den nächsten drei bis fünf Jahren an den Märkten aber volatiler zugehen, meinte Collardi. «Generell ist Volatilität aber keine schlechte Sache für unser Geschäft.»
Am Aktienmarkt wurden die Abschlusszahlen als durchzogen bezeichnet. Nicht zuletzt enttäuschte die Bruttomarge, die im zweiten Halbjahr noch deutlich zurückgefallen war. Positiv wurde dagegen die Dividendenerhöhung sowie die künftige Dividendenpolitik kommentiert. In einem insgesamt leicht schwächeren Gesamtmarkt (SMI) haben die Julius Bär-Aktien deutliche 2,7% verloren. (awp/mc/pg)