Goldman Sachs leidet unter Finanz-Hickhack in den USA

Lloyd Blankfein

Lloyd Blankfein, CEO Goldman Sachs.

New York – Die Turbulenzen um die US-Finanzen haben der Investmentbank Goldman Sachs das Geschäft verhagelt. Denn die Anleger hielten sich aus Verunsicherung im dritten Quartal besonders im Handel mit Anleihen und Währungen zurück. Das schmälerte die Einnahmen des Wall-Street-Hauses. Dennoch konnte die Bank ihren Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stabil bei 1,5 Milliarden Dollar halten. Sie kürzte einfach die Boni ihrer Mitarbeiter.

«Die Ergebnisse des dritten Quartals spiegeln die schwachen Aktivitäten der Kunden wider», erklärte Bankchef Lloyd Blankfein am Donnerstag in New York. Nach der vorläufigen Beilegung der US-Haushaltskrise sieht er aber die Möglichkeit einer Erholung. «Wir haben diverse Anzeichen dafür gesehen, dass unsere Kunden an grossen Geschäften arbeiten.» Die Zahlen enttäuschten an der Börse. Goldman-aktien verloren zum Handelsauftakt in New York 2,3 Prozent und waren damit einer der schwächsten Werte im Dow Jones .

Einnahmen brechen ein
Für das vergangene Quartal kam die Lösung der Haushaltskrise allerdings zu spät: Die gesamten Einnahmen schrumpften um 20 Prozent auf 6,7 Milliarden Dollar. Die politischen Lager hatten sich erst in der Nacht zu Donnerstag geeinigt und damit sowohl eine drohende Zahlungsunfähigkeit der USA vermieden als auch den Stillstand in der Verwaltung beendet.

Zu den Finanzstreitigkeiten kamen die Unsicherheiten in der Geldpolitik hinzu: Angesichts der zwischenzeitlichen Erwartung, dass die US-Notenbank den Geldhahn zudrehen könnte, hatten viele Anleger mit grossen Geschäften zunächst abgewartet. Der Hahn blieb jedoch offen. Auch die Deutsche Bank hatte ihre Aktionäre zuletzt auf ein schwaches Quartalsergebnis im Investmentbanking vorbereitet.

Anleihehandel schwach
Bei Goldman Sachs brachen die Einnahmen in der Sparte, in der Anleihen gehandelt werden, um 44 Prozent ein. Analysten hatten nicht mit einem so starken Rückgang gerechnet. Bei Rivalen wie der Citigroup oder der Bank of America war das Handelsgeschäft in geringerem Masse geschrumpft.

Das Nachsehen haben nun die Goldman-Banker: Die Bank legte im Quartal 35 Prozent weniger Geld für die Vergütung ihrer Mitarbeiter zurück. Das bedeutet, dass sich die Investmentbanker auf einen geringeren Jahresbonus einstellen können. Die Beschäftigten von Goldman Sachs gehören üblicherweise zu den Spitzenverdienern an der Wall Street. Bereits seit der Finanzkrise stehen die Gehälter der Banker unter besonderer Beobachtung.

Bestens verdrahtet
Goldman Sachs ist neben Morgan Stanley die einzige grosse Investmentbank an der Wall Street, die die Finanzkrise 2008 als eigenständiges Institut überlebt hat. Die Bank hat kein klassisches Filialgeschäft mit Spareinlagen und Krediten. Sie verdient Ihr Geld an den Kapitalmärkten, berät Firmen bei Börsengängen, Finanzierungen oder Übernahmen und verwaltet das Vermögen reicher Privatkunden.

Die Bank ist bestens verdrahtet in Politik und Wirtschaft. Die engen Beziehungen zu den Mächtigen sind auch immer wieder Anlass zu Kritik. Zu den langjährigen Geschäftspartnern zählt Starinvestor Warren Buffett, der seit kurzem auch Grossaktionär ist. (awp/mc/upd/ps)

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