Goldman Sachs leidet unter Börsenturbulenzen
Goldman Sachs-CEO Lloyd Blankfein. (Paul Elledge Photography/Wikimedia, Licensed under CC BY-SA 3.0 via Commons)
New York – Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat deutlich unter den Turbulenzen auf den Kapitalmärkten zu Jahresbeginn gelitten. Anleger hatten sich angesichts abrutschender Kurse mit Aktien- und Anleihe-Deals zurückgehalten. Auch gingen weniger Unternehmen mit der Wall-Street-Bank an die Börse oder liessen sich bei Übernahmen und Fusionen beraten. Dadurch fiel der Gewinn im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum unterm Strich um 60 Prozent auf gut 1,1 Milliarden US-Dollar.
«In praktisch jedem unserer Geschäftsbereiche hatten wir mit Gegenwind zu kämpfen», erklärte Bankchef Lloyd Blankfein am Dienstag in New York. Besonders heftig traf es das Kreditgeschäft mit Grosskunden. Die Erträge – die gesamten Einnahmen der Bank – fielen um satte 40 Prozent auf 6,3 Milliarden Dollar. Das war nach Daten der Nachrichtenagentur Bloomberg der niedrigste Wert für ein Auftaktquartal, seit Blankfein den Chefposten im Jahr 2006 angetreten hatte.
Mitarbeitern drohen niedrigere Boni
Goldman Sachs steuerte mit Einsparungen gegen, insbesondere legte das Wall-Street-Haus weniger Geld für die Jahresboni der Mitarbeiter zurück. Dabei ist das erste Quartal üblicherweise das stärkste für Investmentbanken.
Zwar hatten auch schon die anderen US-Grossbanken die Marktturbulenzen zu spüren bekommen. Mit einem ganz so drastischen Einbruch der Einnahmen hatten die Anleger jedoch nicht gerechnet. Nachdem sich der Aktienkurs von Goldman Sachs nach der Vorlage der Geschäftszahlen zunächst kaum bewegt hatte, bröckelte er im vorbörslichen US-Handel zuletzt um knapp 1 Prozent ab.
Im Unterschied zu breit aufgestellten Geschäftsbanken wie der Bank of America , JPMorgan Chase oder der Citigroup mangelt es Goldman Sachs an einem stabilisierenden Privatkundengeschäft. Die Vermögensverwaltungssparte steht lediglich Gutbetuchten offen.
Goldman Sachs bietet Sparkonto
Seit Montag kann allerdings Jedermann in den USA sein Geld bei Goldman Sachs anlegen. Das Online-Sparkonto bei der Tochter GS Bank verspricht mehr als 1 Prozent Zinsen im Jahr ab dem ersten Dollar. Goldman Sachs hatte am Montag die Übernahme des Online-Zweigs der GE Capital Bank abgeschlossen und sammelt über diese Plattform jetzt auch bei normal verdienenden Privatkunden Geld ein.
Im Kern ist und bleibt Goldman Sachs aber auf das Kapitalmarktgeschäft ausgerichtet. Deshalb bekommt die Bank mit dem Hauptquartier in Downtown Manhattan auch die Schwankungen an den Börsen so stark zu spüren. Befürchtungen vor einem Abrutschen der Weltwirtschaft hatten zu Jahresbeginn die Kurse in den Keller gedrückt. Erst in den vergangenen Wochen löste sich die Schockstarre. Der Index Dow Jones Industrial hatte es am Montag erstmals seit Juli 2015 wieder über die Marke von 18 000 Punkten geschafft. Der Dax in Frankfurt stieg zuletzt wieder deutlich über 10 000 Punkte. (awp/mc/pg)