Lloyd Blankfein, CEO Goldman Sachs.
New York – Politische Unsicherheiten haben die grossen US-Banken im vergangenen Jahr belastet. Vor allem das Geschäft mit Anleihen litt. Letztlich konnten Goldman Sachs und die Citigroup am Donnerstag dennoch einen höheren Gewinn vermelden.
Ein florierendes Geschäft mit Börsengängen wie dem von Twitter hat Goldman Sachs durch das schwierige Jahr gebracht. Dank der sprudelnden Gebühren konnte die Investmentbank ihren Gewinn um 6 Prozent auf unterm Strich 7,7 Milliarden Dollar (5,7 Mrd Euro) steigern, wie sie in New York mitteilte.
Anleihegeschäft schwächelt
Die Bank ist führend bei der Vorbereitung von Börsengängen und Kapitalerhöhungen. Im Schlussquartal, als auch Twitter aufs Parkett gestrebt war, warf dieser Zweig soviel Geld ab wie noch nie. Zudem liefen das Kreditgeschäft und die Vermögensverwaltung für reiche Privatkunden besser. Die Wirtschaft erhole sich weiterhin, erklärte Bankchef Lloyd Blankfein am Donnerstag in New York.
Dagegen musste Goldman Sachs genauso wie die Citigroup im Geschäft mit Anleihen Federn lassen. Dies war vor allem dem Haushaltsstreit in den USA sowie der Ungewissheit über den künftigen geldpolitischen Kurs der Notenbank Fed geschuldet. Anleger hielten sich deswegen in der zweiten Jahreshälfte zurück.
Schleppendes Kreditgeschäft bei Citigroup
«Wir haben das Jahr nicht so stark beendet haben wie wir uns das gewünscht hätten», erklärte Citigroup-Chef Michael Corbat. Zusätzlich zu den Anleihen lief hier auch das Kreditgeschäft schleppend. Gleichzeitig verwies er aber auf die Fortschritte, die sein Haus im vergangenen Jahr gemacht habe. «Wir haben unterm Strich soviel verdient wie zuletzt vor der Krise.»
Der Jahresgewinn stieg auf unterm Strich 13,9 Milliarden Dollar. Der Zuwachs von 84 Prozent existierte aber zum grossen Teil nur auf dem Papier – durch Buchungseffekte aus der Neubewertung der eigenen Schulden. Bereinigt um diese und andere Sondereffekte stand im vergangenen Jahr noch ein Gewinnplus von 15 Prozent.
Goldman Sachs stockt personell auf…
Die Citigroup galt früher als Sorgenkind, hat sich aber durch den Abbau von Problemfeldern und einem starken Privatkundengeschäft in Lateinamerika berappelt. Die Zahl der Mitarbeiter fiel zum Jahreswechsel um 8000 auf 251 000.
Dagegen hatte Goldman Sachs die Finanzkrise blendend überstanden. Das Wall-Street-Haus betreibt reines Investmentbanking, besitzt also kein klassisches Spar- und Kreditgeschäft. Das Haus hat die Zahl der Mitarbeiter leicht aufgestockt auf 32 900.
…und senkt Durchschnittsvergütung
Die Banker von Goldman Sachs zählen zu den Spitzenverdienern an der Wall Street. Zuletzt kassierten sie im Schnitt 383 400 Dollar im Jahr. Das war allerdings ein Rückgang von den 399 500 Dollar des Vorjahres. Vor allem die Händler im schwächelnden Anleihengeschäft müssen sich auf niedrigere Boni einstellen.
US-Branchenprimus JPMorgan hatte im vergangenen Jahr 17,9 Milliarden Dollar verdient; die auf Privatkunden fokussierte Wells Fargo kam sogar auf 20,9 Milliarden Dollar. Die Deutsche Bank legt ihre Geschäftsergebnisse am 29. Januar vor. (awp/mc/upd/ps)