Goldman Sachs rutscht in die roten Zahlen

Goldman Sachs rutscht in die roten Zahlen

Goldman-Sachs-CEO Lloyd Blankfein.

New York – Die Turbulenzen an den Finanzmärkten haben der US-Investmentbank Goldman Sachs den zweiten Verlust ihrer Geschichte eingebrockt. Auf der einen Seite hielten sich die Kunden im dritten Quartal mit ihren Geschäften zurück, wodurch dem Institut Einnahmen entgingen. Vor allem aber schrumpften auf der anderen Seite die eigenen Vermögenswerte – ganz wie zu Zeiten der Finanzkrise 2008, als Goldman Sachs das erste Mal als börsennotiertes Unternehmen einen Verlust einfuhr.

Das Institut machte unter dem Strich einen Verlust 428 Millionen Dollar, wie es am Dienstag in New York mitteilte. Vor einem Jahr hatte die Bank noch 1,7 Milliarden Dollar Gewinn eingefahren. Mit dem Ergebnis verfehlte Goldman Sachs sogar die bereits geringen Erwartungen von Analysten. Bankchef Lloyd Blankfein sprach von einem enttäuschenden Quartal und machte das unsichere wirtschaftliche Umfeld dafür verantwortlich. Die Aktien legten kurz nach Handelsstart im leicht schwächeren Markt dennoch um rund 1,5 Prozent zu.

Anleger haben Lust am Investieren verloren
Der Bank macht besonders zu schaffen, dass Anleger angesichts der Absturzes an den Börsen und der Schuldenkrise in Europa und den USA die Lust am Investieren verloren haben. Zudem gingen nur noch wenige Unternehmen an die Börse. Auch Firmenübernahmen, bei denen Goldman als Organisator normalerweise viel Geld verdient, wurden angesichts der sich eintrübenden Weltwirtschaft rar. Zudem brachten eigene Finanzbeteiligungen der Bank hohe Verluste ein – bei der chinesischen Bank ICBC war es allein eine Milliarde Dollar. Insgesamt brachen die Erträge zwischen Juli und September um 60 Prozent zum Vorjahreszeitraum auf 3,6 Milliarden Dollar ein.

Anfällig auf Unsicherheiten an Kapitalmärkten
Die lange profitabelste aller Wall-Street-Banken spürt die Unsicherheiten an den Kapitalmärkten besonders. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten hat sie kein nennenswertes Privatkundengeschäft, das die Schwankungen ausgleichen könnte. JPMorgan konnte den Gewinn im dritten Quartal so und durch einen Bilanzierungseffekt mit 4,3 Milliarden Dollar fast stabil halten. Die Citigroup wies sogar eine 75-prozentige Gewinnsteigerung auf 3,3 Milliarden Dollar aus, weil sich auch bei ihr neben dem Privatkundengeschäft die Neubewertung der eigenen Schulden positiv auswirkte.

Goldman muss nun auch auf Kosten achten
Goldman Sachs muss inzwischen – wie viele Konkurrenten auch – auf die Kosten achten. Im abgelaufenen Quartal baute das für seine Traumgehälter und hohen Boni bekannte Unternehmen 1.300 Stellen ab und beschäftigte Ende September noch 34.200 Menschen. Das Institut will so seine jährlichen Kosten um 1,2 Milliarden Dollar drücken. Goldman Sachs ist neben Morgan Stanley die einzige grosse US-Investmentbank, die die Finanzkrise des Jahres 2008 als eigenständiges Unternehmen überlebt hatte. (awp/mc/upd/ps)

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