Greensill-Gläubiger mit Forderungen von rund 1,3 Milliarden Franken
Sydney – Die Forderungen an den insolventen australisch-britischen Finanzdienstleisters Greensill sind an einem Gläubigertreffen auf mehr als 1,75 Milliarden australische Dollar (1,26 Milliarden Franken) beziffert worden. Nun wurde ein Gläubigerausschuss eingesetzt, dem auch die Grossbank Credit Suisse angehört.
Die Forderungen stammen von 34 Gläubigern der australischen Muttergesellschaft, der Holding Greensill Capital, wie der Insolvenzverwalter Grant Thornton am Freitag mitteilte. Die Forderungen seien noch nicht verifiziert, so der Insolvenzverwalter.
Der britische «Lieferketten-Finanzierer» hatte in der vergangenen Woche Insolvenz angemeldet. Am Dienstag hatte die deutsche Finanzaufsicht Bafin ein Insolvenzverfahren für die in Bremen ansässige Tochter Greensill Bank eingeleitet.
Gläubigerausschuss eingesetzt
Bei dem ersten virtuellen Greensill-Gläubigertreffen am Freitag sei ein Gläubigerausschuss eingesetzt worden, dem unter anderem Vertreter des japanischen Investors Softbank und der Credit Suisse angehören, hiess es weiter. An dem Treffen nahmen auch Vertreter der australischen Finanzbehörde und der Unternehmensaufsicht sowie des deutschen Bankenverbandes teil.
Dem Insolvenzverwalter zufolge solle den Gläubigern in etwa drei Wochen ein Bericht vorgelegt werden, eine zweite Versammlung solle am 22. April stattfinden. Dann soll darüber entschieden werden, ob die Firma liquidiert wird oder ein Restrukturierungsvorschlag grünes Licht bekommt.
Softbank will 1,2 Milliarden
Gewichtigster Gläubiger ist offenbar der japanische Investor Softbank. Gemäss einem Bericht der Agentur Bloomberg beansprucht dieser alleine rund 1,2 Milliarden Dollar von Greensill.
Grant Thornton sei zudem vom deutschen Bankenverband über eine Eventualverbindlichkeit von fast zwei Milliarden Euro an die australische Mutter informiert worden. «Diese Forderung erscheint nicht in den Büchern des Unternehmens und wurde von den Verwaltern nicht formell überprüft», hiess es in der Erklärung des Insolvenzverwalters.
CS hat 90 Millionen ausstehend
Die Credit Suisse hatte Greensill einen besicherten Kredit über 140 Millionen US-Dollar gewährt. Bisher hat sie davon rund 50 Millionen Dollar zurückerhalten. Zu den weiteren Greensill-Gläubigern gehört laut Bloomberg auch der Versicherer Tokio Marine. Weil dieser sich noch Klarheit über die Höhe seiner Forderungen an Greensill verschaffen müsse, habe er derzeit nur einen symbolische Forderung von einem Dollar gestellt.
Eine Forderung über 60 Millionen Dollar hat dem Bloomberg-Bericht zudem der «Peter Greensill Trust» eingereicht. Dieser repräsentiere den Firmengründer und früheren CEO Lex Greensill und seine Brüder Peter und Andrew.
Fonds-Auflösung
Die Credit Suisse hatte Anfang März bekanntgegeben, wegen Bewertungsproblemen vier «Lieferketten-Finanzierungsfonds» aufzulösen, bei denen sie mit Greensill Capital zusammengearbeitet hatte. Auslöser für den Entscheid der Grossbank war, dass der Versicherer Tokio Marine neue Fondswerte nicht mehr versichern wollte.
Die Fonds wiesen Ende Februar noch ein Vermögen von rund 10 Milliarden US-Dollar auf. Mittlerweile hat die CS 3,1 Milliarden Dollar an die Investoren zurückbezahlt. Die Grossbank schliesst mittlerweile nicht mehr aus, dass die Kosten der Fondsauflösung einen negativen Einfluss auf ihr operatives Ergebnis haben könnten. (awp/mc/pg)