Griechenland: Staat grösster Schuldensünder
Finanzminister Evangelos Venizelos.
Athen – Enttäuschung für das Athener Finanzministerium: Die meisten Betriebe, die dem griechischen Staat Geld schulden, sind staatliche oder bereits pleitegegangene Unternehmen. Demnach schwindet die Hoffnung, rund 30 Milliarden Euro einzutreiben. Dies ergibt sich aus einer Liste der Steuer- und Schuldensünder, die das griechische Finanzministerium am Freitag veröffentlichte.
Ganz oben der Liste mit den grössten Steuersündern stehen die griechischen staatlichen Eisenbahnen (OSE), die dem Staat gut 1,26 Milliarden Euro schulden. Vize-Steuersündermeister mit knapp einer halben Milliarde Euro ist ein bereits untergegangenes Import-Export-Unternehmen. 103 Millionen Euro schuldet der Sportverein AEK Athen, der vor einigen Jahren Insolvenz angemeldet hatte. Gut 22 Millionen Euro schuldet ein grosses Kaufhaus in Athen (Minion), das aber vor 25 Jahren nach einem Terroranschlag ausbrannte und dessen Besitzer nicht mehr lebt.
Drei statt 30 Milliarden für den Staat?
Experten sagten im griechischen Rundfunk, der Staat dürfte «glücklich sein» wenn er statt 30 Milliarden in den kommenden Zeit zwei bis höchstens drei Milliarden kassiert. Angesichts der dramatischen Finanzlage des Landes sei aber auch dies nicht unbedeutend. Auf der Liste stehen nämlich auch bekannte Unternehmen, die noch existieren, wie eine grosse Firma, die Hähnchenfleisch überall in Griechenland verkauft oder einer der bekanntesten Auto-Pannenhilfe-Unternehmen Griechenlands, das 19,3 Millionen Euro schuldet.
Privatpersonen stehen mit 12 Mrd Euro in der Kreide
Mit Spannung wird nun die Veröffentlichung der Namen von säumigen Privatpersonen erwartet, wie Star-Architekten, Ärzte oder Rechtsanwälte. Diese schulden nach Angaben des Finanzministeriums dem Staat insgesamt zwölf Milliarden Euro. «Dann werden wir klar sehen, wer die grosse Steuerhinterziehung betreibt», sagte der Athener Prokurist Nikos Wroussis der dpa am Freitag. «Die Namen dieser Freiberufler werden wir bald bekannt geben», sagte der dpa ein Sprecher des Finanzministeriums. Es wird erwartet, dass die Datenschutzbehörde dazu bald grünes Licht gibt.
Um die dramatische Staatsschulden abzubauen, muss die griechische Regierung verstärkt den Steuersündern an den Kragen gehen. Experten rechneten wiederholt vor, dass die griechischen Schulden binnen zehn Jahren abgetragen werden könnten, wenn es gelänge, die Steuerhinterziehung grösstenteils einzudämmen. (awp/mc/ps)