Griechenland: Weiter Gerüchte zur Umschuldung
Griechenlands Regierungschef Giorgos Papandreou.
Athen – Gerüchte über eine Umschuldung Griechenlands reissen nicht ab. «Die Umschuldung ist programmiert», titelte die linksliberale Athener Zeitung «Eleftherotypia» am Dienstag. Dem Bericht nach hält ein «hoher Funktionär» des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Umschuldung für eine klare Sache. Dies solle bis Ende 2012 geschehen.
Erste Verhandlungen mit griechischen Funktionären hätten schon begonnen. Wer der hohe Funktionär ist, schrieb die Zeitung nicht. Die Regierung wies die Gerüchte abermals zurück.
Umschuldung bereits von Anfang an klar gewesen?
Wie der griechische staatliche Rundfunk (NET) am Morgen meldete, hätten enge Mitarbeiter des griechischen Ministerpräsidenten ebenfalls dementiert, dass ein amtierender Minister der Zeitung «Die Welt» gesagt habe, es sei von Anfang an klar gewesen, dass Athen umschulden müsse. «Wir haben den Europäern und dem IWF schon Anfang 2010 gesagt, es wäre besser, Hilfskredite sofort mit einer Umschuldung zu verknüpfen», soll der Minister laut «Die Welt» gesagt haben. «Jetzt ist die Frage nicht mehr, ob Griechenland umschuldet, sondern nur noch, wann», habe der Minister ergänzt, der ein Vertrauter von Premierminister Giorgos Papandreou sei, berichtete «Die Welt» weiter.
EU-Kommission dementiert
Die griechische Regierung und die Notenbank des Landes (Bank of Greece) hatten bereits am Montag Gerüchte über eine Umschuldung des Landes dementiert. Auch die EU-Kommission wies Medienberichte über angebliche Umschuldungsverhandlungen Griechenlands zurück.
Streikankündigungen
Die griechischen Gewerkschaften des privaten Sektors kündigten unterdessen einen 24-stündigen Streik für den 11. Mai an. Sie wenden sich damit unter anderem gegen Privatisierungen und Gehaltskürzungen. Nach Angaben des Statistischen Amtes (ELSTAT) war die griechische Wirtschaftsleistung 2010 um 4,5 Prozent geschrumpft. Die Notenbank des Landes geht davon aus, dass die Talfahrt 2011 andauern werde. Die griechische Wirtschaft soll um drei Prozent bis zum Jahresende schrumpfen. Die Arbeitslosigkeit könnte die 18 Prozent erreichen (heute 15,1 Prozent). Regierungschef Giorgos Papandreou hatte vergangenen Freitag die Bevölkerung auf ein weiteres hartes Spar- und Privatisierungsprogramm eingestimmt.
Athen beginnt mit Vorbereitungen für Privatisierungen
EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark erteilte der Idee von Umschuldungen im Euroraum eine klare Absage. «Das würde das Problem nicht lösen – im Gegenteil», sagte Stark der portugiesischen Tageszeitung «Publico» (Dienstag). Er warnte vor den hohen Kosten, die mit Umschuldungen einhergehen. Inmitten anhaltender Gerüchte über eine Umschuldung Griechenlands hat die Regierung am Dienstag mit der Vorbereitung für umfangreiche Privatisierungen begonnen. Insgesamt will Athen bis 2015 rund 50 Milliarden Euro in die Staatskassen fliessen lassen. Eine entsprechende Sitzung fand im Finanzministerium statt, wie das Staatsfernsehen (NET) berichtete.
Griechenland refinanziert sich am Geldmarkt
Griechenland hat sich am Dienstag in einem sehr schwierigen Umfeld erfolgreich am Geldmarkt refinanziert. Mit einer Auktion 13-wöchiger Geldmarktpapiere nahm der griechische Staat 1,625 Milliarden Euro ein. Die zu zahlende Rendite stieg zwar von 3,85 Prozent bei einer vergleichbaren Auktion im Februar auf 4,1 Prozent an. Angesichts der drastischen Risikoaufschläge am Sekundärmarkt habe sich der Renditeanstieg aber in Grenzen gehalten, hiess es von Händlern. «Die Spekulationen über einen Schuldenschnitt und der starke Druck auf griechische Staatsanleihen hat offensichtlich keinen grossen Einfluss auf die Auktion gehabt», kommentierte die Grossbank UniCredit. Dafür spricht auch die recht robuste Nachfrage. Sie lag 3,45 mal so hoch wie das Angebot. Im Februar hatte die Nachfrage allerdings noch rund fünfmal höher als das Angebot gelegen. Gleichwohl spülte die jüngste Auktion dem griechischen Staat mehr in die Kasse als das angestrebte Volumen von 1,25 Milliarden Euro. (awp/mc/ps)