Griechenlands Wirtschaftsminister Konstantinos Chatzidakis.
Athen – Griechenland will sich gegen Ende 2014 an die Märkte wenden, um seinen Geldbedarf zu decken. Dies sagte der griechische Wirtschaftsminister Konstantinos Chatzidakis am Freitag dem griechischen Nachrichtenradio Skai. Die Regierung habe sich das hohe Ziel gesetzt, «so etwa um das Ende 2014 an die Märkte zu gehen», sagte Chatzidakis. Die Grundlage dafür sei, dass Griechenland 2013 einen primären Überschuss (ohne Zinsen) im Haushalt erreicht habe. Experten wie der Grossanleger Pimco halten es für unrealistisch, ohne EU-Hilfen auszukommen.
Chatzidakis reagierte auf einen Bericht der Athener Zeitung «Avgi» (Freitag), wonach es in Briefen des EU-Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso und des griechischen Notenbankchefs Georgios Provopoulos an das Europaparlament heisst, Griechenland habe erst 2015 Chancen, sich Geld am Finanzmarkt zu leihen. Auch der weltweit grösste Anleiheinvestor Pimco ist skeptisch, das Griechenland bald wieder seine Schulden selbst an den Kapitalmärkten finanzieren kann. «Wir glauben nicht, dass Griechenland in diesem Jahr Geld an den Finanzmärkten erhält», sagte Pimco-Manager Myles Bradshaw der «Süddeutschen Zeitung» (Freitag).
«Für eine neunjährige griechische Staatsanleihe erhält man derzeit acht Prozent. Wenn das Land zu diesen Konditionen grössere Kredite aufnimmt, würde die gesamte Schulden- und Zinslast sehr viel höher ausfallen als bei einer Kreditaufnahme über den Rettungsfonds ESM», erklärte der Pimco-Manager. Zum Vergleich: Die Kredite aus ESM-Mitteln kosteten Athen nur rund zwei Prozent. «Erst wenn das Wirtschaftswachstum anzieht, kann Griechenland darüber nachdenken, eine grosse Staatsanleihe erfolgreich an den Finanzmärkten zu platzieren», sagte der Pimco-Experte.
Samaras: Brauchen keine Hilfen mehr
In seiner Neujahrsansprache hatte der griechische Regierungschef Antonis Samaras erklärt, seine Land wolle nach dem Auslaufen der internationalen Rettungsprogramme in diesem Jahr ohne neue Hilfen auskommen und an die Märkte zurückkehren. Seitdem wird in Expertenkreisen heftig diskutiert, ob das Euro-Krisenland es tatsächlich aus eigenen Kräften schaffen könne. Nach Einschätzung von DIW-Chef Marcel Fratzscher wird Griechenland 2015 ein drittes Hilfsprogramm seiner internationalen Geldgeber benötigen. Die Länder der Eurozone und der Internationale Währungsfonds (IWF) helfen Griechenland seit 2010. Die Hilfspakete summieren sich auf 240 Milliarden Euro. Hinter vorgehaltener Hand wird über einen weiteren Finanzbedarf von 2015 bis 2018 in Höhe von rund 10 Milliarden Euro gesprochen. (awp/mc/upd/ps)