Griechenlandhilfe: EZB nicht gegen Beteiligung von Privaten
EZB-Vizepräsident Vitor Constancio.
Fiesole – Die Europäische Zentralbank (EZB) schliesst eine Beteiligung des Privatsektors bei der Verminderung der griechischen Staatsschulden nicht grundsätzlich aus. Es dürfe jedoch nicht zu einem erzwungenen Abschlag auf die Kreditsumme (Haircut) oder einem teilweisen Kreditausfall kommen, sagte EZB-Vizepräsident Vitor Constancio am Montag im italienischen Fiesole.
Die EZB hatte zuvor signalisiert, dass sie bei einem Kreditausfall griechische Staatsanleihen nicht mehr als Sicherheit akzeptieren werde. Zuletzt war unter den Finanzministern der Eurozone eine freiwillige Verlängerung der Laufzeiten diskutiert worden.
EZB-Bini Smaghi: Griechenland ist solvent
Griechenland ist nach Einschätzung von EZB-Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi solvent, wenn es Reformen umsetzt und Vermögenswerte privatisiert. «Eine Umschuldung ist nur der letzte Ausweg, wenn ein Land seine Verbindlichkeiten nicht mehr begleichen kann», sagte Bini Smaghi am Montag in Berlin. Eine Umschuldung sei sowohl für Griechenland als auch für die Kreditgeber sehr teuer, sagte Bini Smaghi. Die Finanzmärkte und die Realwirtschaft in der Eurozone würden stark belastet. Es sei rationaler und auch günstig für die Steuerzahler, die notwendigen Reformen und Privatisierungen in Griechenland durchzuführen.
Stärkere Überwachung gefordert
Griechenland sollte daher als solvent betrachtet werden und aufgefordert bleiben, seine Schulden zu begleichen. Griechenland habe derzeit einen Schuldenstand in Höhe von 330 Milliarden Euro. Gleichzeitig verfüge das Land über Vermögenswerte in Höhe von 300 Milliarden Euro, die privatisiert werden könnten. Bini Smaghi kritisierte zudem Griechenland dafür, die Reformen nicht entschlossen durchgeführt zu haben. Hier sei eine stärkere Überwachung notwendig. Neben Griechenland hätten auch Portugal in Irland zu lange gewartet, bis sie Hilfe vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU beantragt hätten. (awp/mc/ps/upd/ss)